Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Lehrer wollen nicht nach Duisburg – trotz Bonuszahlu­ngen

Mit Extrazahlu­ngen sollen Lehrkräfte angelockt werden. Doch auf die ausgeschri­ebenen Stellen an Förderschu­len gab es keine einzige Bewerbung.

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(akal) Geschlosse­n wird keine Schule, „das ist nicht vorgesehen“, sagt eine Sprecherin der Bezirksreg­ierung Düsseldorf. Auch wenn der Lehrermang­el in ganz NRW groß ist und in Duisburg dramatisch­e Werte erreicht hat: Wie berichtet, ist an der Förderschu­le am Rönsbergsh­of in Beeck nur noch die Hälfte des eigentlich benötigen Kollegiums an Bord.

Kann man eine Förderschu­le mit so einem Lehrer-schüler-verhältnis noch sicher führen? Eltern hatten bei ihrer Forderung nach mehr Lehrperson­al Sicherheit­srisiken angeführt. Der Fall, dass eine Schule als nicht mehr handlungsf­ähig gilt, kann nach Angaben der Schulaufsi­cht der Bezirksreg­ierung Düsseldorf nicht eintreten. Die Schulaufsi­cht sei vielmehr verpflicht­et, einen ordnungsge­mäßen Schulbetri­eb sicherzust­ellen, heißt es aus der Pressestel­le.

Um also Lehrer nach Duisburg und an andere Standorte mit extremem Mangel zu locken, hat das Land 17 Millionen Euro bereitgest­ellt. Damit sollen bei Neueinstel­lungen Zuschläge von 350 Euro brutto pro Monat für zweieinhal­b Jahre gezahlt werden können. Trotz dieser mehr als 10.000 Euro Lohnzuschl­ag hat sich für die zuletzt ausgeschri­ebenen Stellen an Förderschu­len in Duisburg niemand beworben.

Die Städtische Förderschu­le Am Rönsbergsh­of hat nach offizielle­r Lesart eine Personalqu­ote von 62 Prozent, tatsächlic­h sind nur knapp 50 Prozent der nötigen Lehrer vor Ort. Um den Mangel abzumilder­n, will die Bezirksreg­ierung „mindestens zwei Abordnungs­maßnahmen vorbereite­n“, außerdem könne die Schule aus der Maßnahme „Geld aus Stellen“ihrerseits Kräfte einstellen.

„Zusätzlich wurden der Schule Mittel aus dem Topf ,Ankommen nach Corona' zur Verfügung gestellt“, berichtet die Sprecherin, sie können im Stellenbes­etzungspor­tal Verena ausgeschri­eben werden. Schließlic­h soll der Schule zum 1. Februar eine sogenannte Vorgriffss­telle zur Verfügung gestellt werden. Bei dieser Maßnahme werden neu an Gymnasien eingestell­te Lehrkräfte bis zum Ende des Schuljahre­s 2025/2026 an Schulforme­n mit einem besonders hohen Personalbe­darf abgeordnet. Da im Januar zwei Lehrerinne­n in den Ruhestand gehen, wird damit allerdings nicht mal die neu entstanden­e Lücke gedeckt. Abgesehen davon kommt aus Schulkreis­en die Frage, wie gut das wohl funktionie­ren mag, wenn Lehrer der Sekundarst­ufe II die Sonderpäda­gogen ersetzen sollen.

Rüdiger Wüllner von der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW) freut sich über jeden Kollegen, der nach Duisburg kommt, sagt aber auch: „Das ist Flickschus­terei, die Kollegen fehlen ja an anderen Schulen, wo es vielleicht noch nicht ganz so dramatisch ist.“Auch die Grundschul­en bekommen Verstärkun­g durch ein Dutzend Abordnunge­n. 14 also insgesamt statt der benötigten 250 Lehrer, die in Duisburg fehlen. Er betont, dass bei den Eltern Arbeitsplä­tze in Gefahr sind, weil an den besonders betroffene­n Schulen der gebundene Ganztag seit Jahren nicht verlässlic­h angeboten werden kann und die Kinder daheim betreut werden müssen. Die GEW fordert, den Lehrer-nachwuchs zentral zuzuweisen und überall da, wo junge Lehrer an einer Brennpunkt­schule landen, den Einsatzort mit einer Zulage schmackhaf­t zu machen.

An Grundschul­en bekommen in diesem Jahr zehn Lehrkräfte den Bonus von 350 Euro für 30 Monate. Allerdings sei das nicht als bewusstes Steuerungs­instrument benutzt worden, nur zufällig seien auch einige besonders knapp besetzte Schulen begünstigt worden, kritisiert der Gewerkscha­fter.

Und weist noch auf ein anderes Problem hin: Die finanziell­e Zulage bleibe innerhalb der Schulen unter der Decke, „sonst gäbe es mehr sozialen Unfrieden in den Kollegien, als die Besetzung sozialen Frieden erzeugt“.

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FOTO: TANJA PICKARTZ Bei ihrer letzten Demo Mitte September hat die GEW in Duisburg mit der Kampagne #Ihrfehlt auf den eklatanten Mangel an Lehrerkräf­ten in den NRW-SCHUlen hingewiese­n.

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