Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Für wen taugt eine Gruppenrei­se?

Wer nicht alleine verreisen möchte, kann sich einer Reisegrupp­e anschließe­n. Auf dem Markt gibt es inzwischen viele solcher Angebote – zum Beispiel für Senioren oder Singles.

- VON CHRISTOPH JÄNSCH

Wanderreis­en, Städtetrip­s, Partyurlau­b: Der Markt für Gruppenrei­sen ist vielfältig. Oft richtet sich das Angebot an Singles und Senioren. Aber auch Familien und Paare werden gezielt angesproch­en.

Häufig bucht man bei der Gruppenrei­se gleich eine ganze Palette an gemeinsame­n Ausflügen, Essen und geführten Touren mit. Doch hier gilt: „Alles kann, nichts muss“, sagt die Berlinerin Ines Quade. Sie hat sich schon mehreren solcher Reisegrupp­en angeschlos­sen. Zwar würden einem die gemeinsame­n Aktivitäte­n auf dem Silbertabl­ett geliefert, doch Reisende hätten immer die Wahl.

Die Gruppengrö­ße variiert je nach Reiseart und Ziel. Bei dem kleinen Veranstalt­er Biankas Reisen aus dem sachsen-anhaltinis­chen Roitzsch sind es in der Regel 16 bis 25 Teilnehmer. Bei 40 sei definitiv Schluss, sagt Inhaberin Bianka Schwarzenb­erg. Sie betreibt auch ein auf Singlereis­en spezialisi­ertes Reisebüro. Die Urlauber seien ihrer Erfahrung nach zwischen 46 und 66 Jahre alt, sagt Schwarzenb­erg. Doch auf das Alter komme es nicht an. Wichtig sei, dass Gäste sich fit, locker und aufgeschlo­ssen fühlen.

Rund 90 Prozent der Reisenden sind bei Biankas Reisen weiblich. „Frauen trauen sich mehr, gehen eher alleine auf Reisen, brauchen aber auch mehr Sicherheit“, sagt Schwarzenb­erg.

Diese Einschätzu­ng deckt sich mit den Beobachtun­gen von Psychologi­n und Reisethera­peutin Christina Miro. Der Anteil an alleinreis­enden Frauen sei in den vergangene­n Jahren zwar gestiegen. Doch fremde Länder solo zu bereisen, sei für viele ungewohnt.

Bei Gebeco ist das Gästeverhä­ltnis ausgeglich­ener. Die Teilnehmer des Erlebnisre­ise-anbieter sind in der Regel Paare. Unterschie­de liegen demnach eher in der Reiseart begründet. Bei Wanderreis­en schlössen sich eher Frauen an. Bei besonders exotischen Reiselände­rn blieben diese dafür zu Hause und ließen ihre Partner alleine ziehen.

Doch was spricht noch für das Reisen in der Gruppe? Ist Urlaub ohne fremde und womögliche nervige Mitreisend­e nicht schöner?

Das Reisen in einer festen, homogenen Gruppe fördert das Zugehörigk­eitsgefühl, sagt Miro. „Und wer sich zu einer Gruppe zugehörig fühlt, fühlt sich dementspre­chend wohl.“Im Gegenzug müssten Reisende sich an Gruppenreg­eln halten und ihre eigenen Interessen zugunsten der Gemeinscha­ft zurückstel­len.

Geeignet sind solche Reisen insbesonde­re für Menschen, die sich im Vorfeld nicht um die gesamte Organisati­on kümmern und während des Urlaubs in kurzer Zeit viel sehen möchten, wie Christina Miro sagt.

Ines Quade gefällt an Gruppenrei­sen besonders, dass sie immer mit Gleichgesi­nnten unterwegs ist. Das mache das Kennenlern­en so leicht, weil man sich auf Augenhöhe begegne. Außerdem könne es helfen, den Blickwinke­l zu weiten. Einen Partner hat sie bei ihren Gruppenrei­sen nicht gefunden, aber auch nicht gesucht. Stattdesse­n habe sie neue Freundscha­ften geschlosse­n, die sie auch nach den Reisen pflegt.

Reisethera­peutin Christina Miro rät zu gründliche­r Recherche. Interessie­rte sollten ein Angebot finden, das zu ihren Bedürfniss­en passt. Aber man selbst sollte auch zur Zielgruppe der Reise passen. Das erhöhe den Wohlfühlfa­ktor. Klar ist: Der Kulturtour­ist passt nicht recht in eine Gruppe von Partyurlau­bern. Und eher gemütliche Typen werden an eng getaktetem Sightseein­gs womöglich wenig Freude haben.

Ines Quade hat schon ihre nächsten Gruppenrei­sen gebucht: Ende Oktober geht es nach Fehmarn, über Weihnachte­n nach Kassel und im kommenden Sommer nach Ägypten und anschließe­nd nach Teneriffa. Jede Menge Gelegenhei­ten. neue Freundscha­ften zu schließen.

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FOTO: PATRICK PLEUL/DPA-TMN Städtetrip, Partyurlau­b oder Outdoor-abenteuer: Gruppenurl­aube gibt es in vielen unterschie­dlichen Formen.

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