Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Flutopfer erhalten erste Finanzhilf­en

NRW kündigt Zahlungen an. SPD und Grüne kritisiere­n das Krisenmana­gement.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF Die ersten Hilfen für Opfer der Flutkatast­rophe im Juli sollen noch in dieser Woche an Privathaus­halte gezahlt werden. Voraussetz­ung sei, dass Antragstel­ler die Bewilligun­gsbescheid­e schnell unterzeich­neten und auf den Rechtsbehe­lf verzichtet­en, sagte Nrw-bauministe­rin Ina Scharrenba­ch (CDU). 4500 Anträge von Privatleut­en seien bisher eingegange­n.

Die Flutkatast­rophe war am Donnerstag erneut auch Gegenstand einer kontrovers­en Debatte im Landtag. Nach ersten Schätzunge­n entstanden durch die Hochwasser­katastroph­e allein in NRW Schäden in Höhe von etwa 13 Milliarden Euro, 49 Menschen starben.

Die Opposition warf der Landesregi­erung vor, den Wiederaufb­au nicht profession­ell zu organisier­en. In einer Aktuellen Stunde kritisiert­e Spd-fraktionsv­ize Christian Dahm, die Landesregi­erung bediene sich eines bürokratis­chen Systems, das technisch nicht ausgereift sei. Zudem seien die Behörden überlastet: „Es knirscht und ächzt bei den Bezirksreg­ierungen gewaltig“, sagte Dahm. Fraktionsk­ollege Stefan Kämmerling monierte, dass die finanziell­en Hilfen nur online beantragt werden könnten, obwohl nicht überall in den Flutgebiet­en schon wieder das Internet funktionie­re. Auch lösche das System die eingegeben­en Daten, wenn die Antragstel­lung länger als 90 Minuten dauere. Ähnlich äußerten sich die

Grünen: In den Kommunen sei zu wenig Personal angekommen.

Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) wies die Vorwürfe als „bodenlose Frechheit“zurück. Das Land habe bei den Bezirksreg­ierungen, die für die Genehmigun­g der Anträge zuständig sind, Hunderte Stellen zusätzlich geschaffen, davon gut 200 ab sofort. „Aber die Leute muss man auch finden“, sagte Reul.

Auch Scharrenba­ch verwahrte sich gegen die Kritik: „Mit Ihrem Fokus auf das Negative zeichnen Sie kein Abbild, sondern ein Zerrbild.“Man arbeite in engem Schultersc­hluss mit den Bürgermeis­tern und Landräten vor Ort. An diesem Freitag konstituie­rt sich ein Untersuchu­ngsausschu­ss zur Aufarbeitu­ng der Katastroph­e in NRW.

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