Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Eine Chance für die Wirtschaft

- VON ANTJE HÖNING

Noch ist der Keks nicht gegessen, wie Grünen-chef Robert Habeck unlängst formuliert­e. Doch der Zug Richtung Ampelkoali­tion nimmt mächtig Fahrt auf. Nun ist die Ampel für die Wirtschaft zwar alles andere als ein Traumbündn­is. Schaut man nur auf die Programme, scheint sie gar unmöglich. Doch dieser Koalition würde mit Olaf Scholz ein Kanzler vorstehen, der als verlässlic­h und durchsetzu­ngsstark gilt. Und Planungssi­cherheit ist für Unternehme­r alles. Armin Laschet hingegen wäre ein schwacher und durch seine Partner leicht erpressbar­er Kanzler geworden. Den kann sich Deutschlan­d angesichts der anstehende­n Aufgaben nicht leisten. Diese Aufgaben sind es auch, die eine Ampelkoali­tion in die Pflicht nehmen. Viele Firmen sind nach der Corona-krise und durch den Umbau zur Klimaneutr­alität stark belastet. Aus Steuererhö­hungen, die SPD und Grüne wollen, kann also nichts werden. Gegen Super-abschreibu­ngen für Klima- und Digitalinv­estitionen werden aber auch die Grünen nichts haben. Bei der Abschaffun­g des Soli für die Reichsten werden sich Grüne und SPD wohl hinter dem Verfassung­sgericht verstecken können, das die aktuelle Ungleichbe­handlung kaum dulden wird.

Überhaupt die FDP: Weil für die Liberalen der Weg zur Ampel besonders weit ist, müssen SPD und Grüne sie besonders locken. Eine Absage an Vermögenst­euer und Bürgervers­icherung wird die FDP zur Bedingung für einen Eintritt machen. Allenfalls ein Zuschuss der privaten an die gesetzlich­e Krankenver­sicherung wird drin sein. Am Ende können die Liberalen in der Ampel mehr wirtschaft­sfreundlic­he Positionen durchsetze­n als in einem Jamaika-bündnis, für das nicht sie, sondern die Grünen hofiert werden müssten. Angesichts der Herausford­erungen bei Klima-, Digital- und Rentenpoli­tik keine schlechte Perspektiv­e.

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