Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Corona-pandemie trifft viele Firmen hart
Betriebe in der Gemeinde müssen wegen des Virus nicht schließen. Aber sie finden schwieriger Personal und Kunden. Das stellte die Werbegemeinschaft auf ihrer Jahreshauptversammlung fest.
SCHERMBECK Die Werbegemeinschaft ist am Mittwochabend in der Gaststätte am Rathaus zur Jahreshautversammlung zusammengekommen. „Ich freue mich, dass wir uns endlich wieder von Mensch zu Mensch treffen dürfen“, begrüßte der Vorsitzende Wolfgang Lensing die anwesenden 19 Mitglieder. Als ein „gutes Jahr mit attraktiven Veranstaltungen und wirksamen Maßnahmen der Verkaufsförderung und Markenbildung“bewertete er das Geschäftsjahr 2019.
Mit einer ausführlichen Analyse der Aktivitäten der Werbegemeinschaft und der Auswirkungen der Corona-pandemie begann Lensing seinen Rückblick auf das „Bankgeflüster“mit guter Beteiligung der Firmen und Besucher im Mai 2019, auf das Sommerstraßenfest, auf den „Dämmerschoppen“und auf den attraktiven Markt „Schöne alte Weihnachtszeit“. Das Jahr 2020 stand dann unter dem Einfluss von Corona. „Ich musste viele Dinge ganz neu lernen“, bekannte Lensing und verwies auf Begriffe wie Lockdown light, Inzidenzwert, Alltagsmasken, Rückverfolgung und Warn-app.
Lensing zeigte auf, dass die einzelnen Mitgliedsfirmen ganz unterschiedlich von der Pandemie betroffen waren. „Reine coronabedingte Betriebsschließungen sehen wir hier in Schermbeck eher nicht“, stellte Lensing fest. Durch Corona hätten sich aber einige Trends der letzten Jahre noch verstärkt. Es sei schwierig, Personal zu finden. Das ehrenamtliche Engagement sei zurückgegangen. Man könne kaum noch externe Markthändler finden. Leute kauften mehr im Internet.
Das Jahr 2021 hat den Kaufleuten dann immer schärfere Vorgaben beschert. Größere Veranstaltungen waren bis Ende August gar nicht mehr möglich. Kurzfristig musste das geplante Fest Schermbeck Markt abgesagt werden.
Nach dem Bericht des Kassierers Thomas Glomb über die Einnahmen und Ausgaben der 63 zahlenden Mitglieder der Werbegemeinschaft standen Wahlen an. Marvin Koryttko löste den Kassierer Thomas Glomb ab. Nachfolger des Schriftführers Tim Scholz wurde der Nispa-mitarbeiter David Lipkowski. Im Block wiedergewählt wurden der Erste Vorsitzende Wolfgang Lensing, der Zweite Vorsitzende Heinz-günther Draeger, Geschäftsführer Frank Herbrechter und die Beiratsmitglieder Christiane Fröhlich, Brigitte Straus, Kai Berger, Stephan Proff, Oliver Wirtz und Carsten Wolberg. Die ausscheidenden Vorstandsmitglieder Thomas Glomb und Tim Scholz baten als Ersatz für ein persönliches Geschenk um eine Spende an die Gagu-zwergenhilfe.
Die Werbegemeinschaft beteiligt sich aktuell an der Herausgabe eines digitalen Schermbeck-gutscheins, der den seit Jahren bestehenden Gutschein aus Papier ergänzen soll. In Zukunft soll es möglich sein, den Gutschein der Gemeinde per Handy zu transportieren. Ein Viertel der Mitglieder hat sich schon bereit erklärt, den digitalen Geschenk-gutschein zu vermarkten. Die technische Umsetzung sei in vollem Gange, heißt es.
Einen Weihnachtsmarkt wie in den vergangenen Jahren wird es in diesem Jahr wohl nicht geben. „Externe Markthändler sind nach 30 Monaten Zwangspause verschwunden“, nannte Lensing als einen Grund. Außerdem tendierte die Aktivität der eigenen Mitglieder beim Schermbeck Markt gegen Null. Der Vorstand ist nach wie vor bereit, eine Weihnachtsaktion zu starten, benötigt dazu aber die Unterstützung der Mitglieder. Die Arbeiten sollen auf mehr Schultern verteilt werden. Vorschläge zur Mitarbeit und für ein Programm nimmt der Vorstand gerne entgegen. Mehrere Vereine und Gruppen haben schon bei der Wirtschaftsförderin Sabrina Greiwe nachgefragt, ob es ein vorweihnachtliches Fest geben wird.
Ausführlich befasste sich die Versammlung mit der Ortskerngestaltung, die Auswirkungen auf die verkehrliche Nutzung der Mittelstraße haben wird. Unter der Federführung dreier Planungsbüros und unter der Beteiligung der Bevölkerung sind mehr als zehn Vorschläge für die künftige Gestaltung der Mittelstraße vorgelegt worden, von denen eine handvoll Vorschläge favorisiert wurden, unter anderem Einbahnstraßen in unterschiedlichen Richtungen und die Nutzung als Fahrradstraße.
Für keinen Vorschlag der Planer hat sich die Werbegemeinschaft bislang entschieden. Auch im Rahmen der jetzigen Versammlung wurde die Idee von Stephan Proff, einen konkreten Vorschlag für die künftige Gestaltung der Mittelstraße vorzulegen, nicht übernommen. Die Werbegemeinschaft erwartet von den Politikern, dass sie sich für eine „gerechte und gleichmäßige Verteilung des Verkehrsaufkommens innerhalb eines neuen Verkehrskonzeptes“einsetzt. „Es kann doch nicht sein“, so Lensing, „dass jeder durch den Ortskern fahren will, aber bloß kein Auto mehr vor seiner Haustür duldet.“
Und so heißt der Appell an die Politiker: „Macht so viele Straßen wie möglich auf, damit sich der Verkehr verteilen kann! Kontrolliert die Parkplatzsituation auf den Seitenstreifen. Macht die Marellenkämpe auf! Sorgt dafür, dass der Verkehr auf dem Kapellenweg und der Schienebergstege fließen kann, aber nicht zu schnell! Entschärft den Bereich am Hotel Zur Linde! Überwacht auch gerne die Park- und TempoRegelungen! Aber macht was! Macht endlich was für die Zukunftsfähigkeit unseres Ortes!“
Die Werbegemeinschaft stehe Politikern gerne für Gespräche zur Verfügung steht. „Die Aufenthaltsqualität muss verbessert werden“, hieß eine zentrale Forderung. „Eine Fußgängerzone bringt den Tod unseres Ortes.“