Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Es raucht wieder in der Denkfabrik Dorf

Nach einem Jahr Pandemie-pause gehen die „Veener Dorfgesprä­che“in ihre dritte Runde. Eingeladen ist die ganze Region. Neu sind vier Workshops über Chancen des Landlebens. Da geht's auch um Klimaschut­z und Klimaanpas­sung.

- VON BERNFRIED PAUS

ALPEN-VEEN Ein Dorf wie Veen hält was auf Tradition. Und wenn etwas drei Mal in aller Regelmäßig­keit veranstalt­et worden ist, gehört es zum bewahrensw­erten Bestand. So ist das nun auch mit den „Veener Dorfgesprä­chen“. Die gehen nach einem coronabedi­ngten Aussetzer am Samstag, 6. November, in ihre dritte Runde. Wie gehabt, doch trotzdem anders. Denn es wird beim „Niederrhei­nischen Symposium für dörfliches Leben“zwar wie bisher am Abend ein munteres, prominent besetztes Talk-podium geben mit Exponenten des Dörflichen, mit „Landeiern“im besten Sinne. Doch vorher wird tagsüber gearbeitet – in vier thematisch unterschie­dlichen Workshops, wie's auch auf dem Lande heutzutage neudeutsch heißt.

Dabei besinnen sich die Macherinne­n und Macher auf den Ursprung ihrer Idee. „Wir sind mal angetreten, um Akteure aus den Dörfern des Niederrhei­ns zusammenzu­bringen“, sagt Ortsvorste­her Michael van Beek. Er ist überzeugt: „In jedem Dorf gibt es gute Sachen, von denen es lohnt, sich das mal anzugucken, um davon zu lernen.“Es gehe um Nachhaltig­keit, darum vom Großtreffe­n der überzeugte­n Dörfler „etwas mitzunehme­n“, so van Beek: „Da hat's uns in der Vergangenh­eit ein wenig gefehlt.“Ziel sei es, das inzwischen am Niederrhei­n eng gesponnene Netzwerk zu nutzen, um noch intensiver als bisher miteinande­r ins Gespräch zu kommen, sagt der Ortsvorste­her zur Stoßrichtu­ng, um das Konzept fortzuentw­ickeln.

Zudem haben Profis und Studis von der Fachhochsc­hule RheinWaal (HRW) bei den Veener Machern angeklopft, die das, was da in der Denkfabrik Krähendorf auf den Weg gekommen ist, richtig gut finden. Studierend­e des interdiszi­plinären Hrw-projektes Community Consulting haben sich angeboten, die Workshops zu konzipiere­n, zu begleiten und die Ergebnisse auf dem „Markt der Möglichkei­ten“zu präsentier­en und sie wissenscha­ftlich auszuwerte­n.

Vier Themen sollen nach dem Start um 12 Uhr auf dem Schulhof in Veen beackert werden. Es geht um Nachhaltig­keit ländlicher Entwicklun­g. Dabei sollen erfolgreic­h praktizier­te Projekte aus verschiede­nen Dörfern kritisch beleuchtet und mögliche nächste Schritte überlegt werden.

Birgit Mosler, Geschäftsf­ührerin von Rhewarech, das unter anderem das Klimaschut­zmanagemen­t in Xanten berät, moderiert den Workshop, in dem es um Klimaschut­z und Klimaanpas­sung im Dorf gehen soll. Luuk Masselink, Klimaschut­zmanager im Alpener Rathaus, stellt die energetisc­he Sanierung der Sekundarsc­hule vor.

Migration ist tatsächlic­h auch ein dörfliches Thema, nur anders. Es meint hier meist eben den Zuzug von Menschen von der Stadt aufs Land. Da geht's um Fragen generation­enübergrei­fender Einbindung in die dörfliche Gemeinscha­ft. Moderatori­n Barbara Arntz von Interreg Va-projekt Volunteers 2.0 kennt sich mit der Begleitung von bürgerscha­ftlichem Engagement durch Kommunen aus. Mit dabei ist auch Alpens Nachbarsch­aftskoordi­natorin Sonja Böhm.

Klar: Wenn's ums Dorf geht, geht's immer auch um Landwirtsc­haft. Allein Veen zählt noch mehr als 20 Vollerwerb­shöfe. Im Workshop sollen Verständni­s und Unverständ­nis den Bauern gegenüber erörtert werden, die Wahrnehmun­g von Landwirtsc­haft und ihrer oft schwierige­n Balance im Spannungsf­eld von sorgsamem Umgang mit der Ressource Umwelt, Zwängen landwirtsc­haftlicher Produktion sowie gesetzlich­en Auflagen. Veens Ortslandwi­rt Johannes Paaßen steht als Mann der Praxis Rede und Antwort.

Eine Gruppe diskutiert Möglichkei­ten des „modernen Dorfes“in digitalen Zeiten. Eine Frage: „Was bedeutet digitales Dorf-management?“Die Palette der Möglichkei­ten reicht von der Mitfahrgel­egenheit bis zur Tele-medizin. Basis aber ist und bleibt die Netzinfras­truktur. Moderiert wird der Workshop von Lara Mosler, in Grieth aufgewachs­en und Studentin der Medienwiss­enschaft an der Ruhr-uni Bochum. Einer ihrer Studiensch­werpunkte ist der Umgang mit neuen Medien und ihr Einfluss auf die Kommunikat­ion. Von wegen „nix los im Dorf“.

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RP-FOTO: ARMIN FISCHER Ein Dorf zwischen Kirchturm und Windrad: Veen lädt den Niederrhei­n wieder zum Symposium über das Landleben ein.

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