Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Berühmt geworden als Else Stratmann
Persönlich Die Literaturkritikerin kam 1943 im hessischen Korbach zur Welt und wuchs in Essen auf. Mit 15 verließ sie ihr Elternhaus und zog mit einem Pfarrer und dessen Frau nach Bonn. Am Clara-schumann-gymnasium machte Heidenreich 1963 Abitur. Populär wurde die studierte Germanistin mit der Comedyfigur Else Stratmann: In der Rolle der schnoddrigen Metzgergattin gab sie in den 70er-jahren im Radio pointierte Kommentare zum Weltgeschehen ab.
Karriere Heidenreich arbeitete unter anderem als Kolumnistin für eine Frauenzeitschrift, sie moderierte Talkshows, schrieb Opern-libretti und veröffentlichte viele eigene Werke, darunter das populäre Kinderbuch „Nero Corleone“. Heidenreichs 2008 eingestellte Zdf-reihe „Lesen!“gehörte zu den beliebtesten Literatursendungen im Fernsehen. Die 78-Jährige, die zum Moderatorenteam der Schweizer TVSendung „Literaturclub“zählt, lebt in Köln.
Ihr neues Werk „Hier geht's lang! Mit Büchern von Frauen durchs Leben“erscheint im Eisele-verlag München, 192 Seiten, 26 Euro.
In Ihrem Buch schreiben Sie auch, dass Ihr erstes selbst gekauftes Buch von einem Mann war: „Kleiner Mann – was nun?“von Hans Fallada. Besitzen Sie das Exemplar noch? HEIDENREICH Natürlich habe ich das noch! Die Bücher, die mich in meinen jungen Jahren begleitet haben, habe ich alle verwahrt, die habe ich durch mein Leben mitgenommen. Ich gebe zwar vieles von den neueren Büchern weg, weil ich weiß, dass ich das nicht zweimal lese – ich gebe es Krankenhäusern oder Altenheimen, oder stelle es in die Bücherschränke, die überall in den Städten stehen. Ich habe immer im Flur einen Riesenstapel stehen, und alle, die mich besuchen, müssen ein paar mitnehmen. Aber von den Büchern, die ich wirklich liebe, trenne ich mich niemals.
Gekauft haben Sie das Buch 1956, und Sie schreiben, dass Sie damals Zigaretten geraucht haben. Wirklich? Mit 13? HEIDENREICH Ja, mein Vater hat viel geraucht, und er hatte eine Tankstelle, an der ich rumlungerte, wenn meine Mutter arbeitete, und er hat mir oft eine von seinen Zigaretten gegeben. Damals wurde nicht so ein Theater um Gesundheit gemacht. Ich habe mit zwölf angefangen, einzelne Zigaretten zu rauchen, aus Wichtigtuerei, mit 15 habe ich dann richtig geraucht, mit 23 habe ich für 20 Jahre aufgehört. Jetzt rauche ich ab und zu mal eine aus Genuss, nach einem fetten Essen etwa – eine Packung reicht mir drei, vier Wochen. Es ist ein Genuss, wie ein Schnäpschen. Verteufeln lasse ich mir das nicht.
„Hier geht's lang!“liest sich stellenweise wie eine Autobiografie in Büchern… HEIDENREICH Es ist eine Lesebiografie, keine Autobiografie. Es kommen ja weder meine Liebesgeschichten noch sonst was darin vor, sondern es geht darum: Was ist mit mir als Leserin passiert? Wie habe ich meinen Weg durch den Dschungel der Literatur gefunden und was hat mein Germanistikstudium dazu beigetragen? So gut wie gar nix. „Hier geht's lang!“ist missionarisch gemeint, es soll ein Wegweiser sein durch die Welt der Bücher, indem ich dem Leser sage: Wenn ihr in eurem Leben Krisen habt oder Schwierigkeiten, können Bücher euch helfen – diese hier haben mir geholfen. Ganz subjektiv.