Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Neues Talk-format im Haus Voerde
Moderator Roland Donner hatte Premiere mit seinem Projekt „Dinner mit Donner“. Die Besucher lernten die Managerin, Beraterin und Autorin Janina Kugel kennen – und das neue Restaurant „ Steffen's“im Wasserschloss.
VOERDE (bes) Schon zwischen Parkplatz und Park vernimmt man dezentes Klavierspiel, das aus den geöffneten Fenstern in den dicken Mauern des Wasserschlosses nach außen dringt. Mit der Eröffnung des Restaurants „Steffen's“ist wieder Leben eingekehrt in das alte Gemäuer; am Freitag fand im Saal von Haus Voerde die erste Veranstaltung statt.
„Dinner mit Donner“ist ein neues Format von Moderator Roland Donner: ein lockerer Talk mit einem Gast aus Wirtschaft oder Politik im Rahmen eines mehrgängigen Menüs. Die Besucher der ausverkauften Veranstaltung erlebten also eine doppelte Premiere. Als Talkgast begrüßte Roland Donner Janina Kugel, Managerin, Autorin und ehemaliges Vorstandsmitglied von Siemens.
Doch bevor Janina Kugel Einblicke in ihre Arbeit und in ihr Privatleben gab, plauderten die Besucher beim Sektempfang erst mal locker untereinander. Viele hatten oder haben selbst einen Bezug zu Siemens – übrigens auch Roland Donner. Aber auch andere Branchen waren gut vertreten, vom Dinslakener Steuerbüro als Sponsor über die IT-, Consulting- und Baubranche. Einige der Gäste kamen aus Berlin – ein Freundeskreis aus Studientagen, zu dem Janina Kugel gehört.
Die Kultur wiederum war auch nicht nur durch den Pianisten Martin Tessartz vertreten, der für Donners Stamm-musiker Melvin Schulz-menningmann einsprang. Schauspieler Ismail Deniz war mit seiner Frau in das Schloss zurückgekehrt, in dem sie geheiratet haben.
Wer Roland Donners Show-formate kennt, weiß, dass ein „Dinner mit Donner“auch mit einem Gast aus der Wirtschaft nicht zum Referat über Unternehmensführung geraten wird. Der Moderator hatte sich Kugels Instagram-account zum Leitfaden gemacht, Video-schnipsel und Fotos für die Leinwand aufbereitet. Janina Kugel auf einem Kinderfoto mit der Cousine, die später zur IG Metall ging, beim Wandern in den Bergen und immer wieder mit Gips – die sportliche Managerin gesteht ein, dass sie sich alle paar Jahre die Knochen bricht.
Doch was zeichnet sie inhaltlich aus? Mit welchen Ideen brachte sie es nicht nur zur Arbeitsdirektorin für Hunderttausende Mitarbeiter? Ihre positive Botschaft des Abends lautete: Respekt. „Natürlich kann man es nicht allen Recht machen“, so Kugel über ihre Zeit als Personalerin, „aber alle mit Respekt behandeln – das geht.“Gerade in großen Unternehmen gebe es immer noch Ängste gegenüber Vorgesetzten: „Aber wenn du eine Führungskraft hast, die dich schlecht behandelt, ist das kacke.“
Janina Kugel präsentiert sich locker, unkonventionell, innovativ. Der Untertitel ihres Buches lautet: „Wir kennen die Regeln. Jetzt ändern wir sie“. Es geht in dem Werk um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, um die Zusammenstellung von Teams. Darum, sich selbst zurückzunehmen, wenn dies von Vorteil für die Sache ist. Diversität ist dabei für sie nicht eine Sache von Geschlecht oder Hautfarbe: Man neige prinzipiell dazu, sich mit denjenigen zu umgeben, die einem ähnlich seien. Ein Kapitalfehler allerdings bei Einstellungen, denn es gehe darum, möglichst viele unterschiedliche Stärken in einem Team zu nutzen und zu fördern.
Doch auch das kam zur Sprache: In den fünf Jahren, als Kugel Arbeitsdirektorin war, wurden zehntausende Stellen abgebaut. „Leading by brain“: Führung mit dem Hirn, nicht mit dem Herzen.
Die Gäste im Wasserschloss erlebten eine fröhliche, lächelnde Janina Kugel – und eine neue Gastronomie, der es gelang, das Altvertraute mit dem Neuen zu vereinen. Der große Saal war dezent renoviert, man fühlte sich dort sofort wieder heimisch.
Das Fünf-gänge-menü schließlich ließ keinen Zweifel daran, das auch die gehobenere Gastronomie mit der Zeit geht. Vom Rote-beeteCarpaccio über das Steinpilz-ragout bis zum „Schokoladen-traum“war das Menü vegetarisch. Nur beim Hauptgang standen auch Kalbsfilet und Wildlachs zur Wahl – dann aber verpasste man die Trüffel-gnocchi.