Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Bayers Krise setzt sich in der Champions League fort
Selten war eine Trainerdiskussion so präsent wie vor Bayer Leverkusens Spiel beim FC Porto. „Sehr, sehr, sehr kurzfristig“müssten Erfolge her, forderte unlängst Fernando Carro. Der Geschäftsführer des Werksklubs gab Coach Gerardo Seoane damit unmissverständlich mit auf den Weg, dass er in der Englischen Woche, die mit dem desolaten 0:4 beim FC Bayern begann, noch zwei Siege sehen will – erst in der Champions League, dann in der Bundesliga am Samstag gegen den FC Schalke. Teil eins der Mission ist nicht geglückt. Die Werkself kehrt mit einem 0:2 (0:0) aus Portugal zurück.
Der Ball rollte erst nach einer Schweigeminute für die Opfer der Stadion-katastrophe in Indonesien. Mehr als 130 Menschen starben am Samstag nach dem Spiel Arema FC gegen Persebaya Surabaya im Stadion von Malang bei einer Massenpanik, hunderte Personen wurden verletzt. Die Partie begann mit einem Distanzschuss des ehemaligen Leverkuseners Wendell, der weit über das Tor flog. Auf der Gegenseite verbuchte Bayer einen harmlosen Kopfball von Adam Hlozek (10.). Klare Torchancen gab es vorerst nicht, beide Mannschaften blieben vorsichtig und agierten zu unpräzise.
Das vermeintliche 1:0 der Werkself hielt zudem nicht dem Videobeweis stand, weil sich Robert Andrich im Vorfeld des eigentlich gut herausgespielten Treffers von Callum Hudson-odoi ein Foulspiel bei der entscheidenden Balleroberung gegen Pepé leistete (16.). Intensiv geführt war das Duell, aber vorerst arm an hochkarätigen Torchancen. Das änderte sich kurz vor der Pause aber auf dramatische Art und Weise.
Erst entschärfte der zuletzt fehleranfällige Bayer-keeper Lukas Hradecky per Glanzparade ein wuchtiges Geschoss von Mateus Uribe (39.), dann scheiterte Patrik Schick aus kurzer Distanz an Portos Keeper Diogo Costa, ehe Mehdi Taremi für Porto traf.
Doch das Tor wurde per Videobeweis aberkannt, weil David Carmo bei Schicks Chance zuvor die Hand am Ball hatte. Statt des Rückstands gab es also plötzlich Elfmeter für Bayer. Der Tscheche trat an, holte tief Luft – und scheiterte an Costa (45.). Auch bei einer weiteren Großchance von Schick kurz vor dem Pausenpfiff hatte der Schlussmann der Portugiesen das letzte Wort. So ging es kurioserweise torlos in die Kabine.
Die zweiten 45 Minuten wurden mit einem zu hoch angesetzten Volley von Taremi (46.) eingeläutet, es folgten danach ein paar
Fouls und Gelbe Karten auf beiden Seiten. Die Partie beruhigte sich ein wenig, der Spielfluss war oft unterbrochen. Für das erste Tor des Tages sorgte dann aber doch noch der eingewechselte Zaidu per Kopfball nach einem schönen Spielzug und einer ebenso sehenswerten Flanke von Taremi (69.). Kurz vor dem Abpfiff machte Galeno dann alles klar für Porto (87.).
Ob Seoane auch am Samstag gegen Schalke (15.30 Uhr) noch auf Bayers Bank sitzt, ist nach der erneuten Pleite fraglicher denn je.