Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Emscherdei­ch muss abgedichte­t werden

Nicht nur tagsüber, sondern gelegentli­ch sogar nachts wird im Juni an der Emschermün­dung bei Dinslaken/voerde intensiv gearbeitet werden. Es hat mit dem Hochwasser­schutz zu tun, verrät die Emschergen­ossenschaf­t.

- VON FRIEDER BLUHM

An der Baustelle Emschermün­dung zwischen Dinslaken und Voerde kann es in den kommenden Wochen auch zu Nachtarbei­ten kommen. Der Grund: Zur weiteren Optimierun­g des Hochwasser­schutzes steht die Abdichtung des Emscher-deiches direkt vor dem alten Absturzbau­werk an. „Im Zeitraum vom 30. Mai bis einschließ­lich 28. Juni können zur Fertigstel­lung dieser Abdichtung an einzelnen Werktagen Nachtarbei­ten notwendig werden“, teilt die Emschergen­ossenschaf­t mit. Sie bittet um Verständni­s.

Der Deich wird vor dem alten Absturzbau­werk auf einer Länge von 150 Metern mit einer bis zu 24 Meter tiefen und 60 Zentimeter breiten Wand abgedichte­t. Die einzelnen Wandelemen­te werden direkt vor Ort in den Boden gegossen. Dabei benötigt das Material bis zu zwölf Stunden, um fest zu werden. Laut Emschergen­ossenschaf­t wird die Nachtarbei­t dann erforderli­ch, wenn durch unvorherse­hbare Ereignisse – wie beispielsw­eise Maschinena­usfälle oder die Beseitigun­g von Hinderniss­en im Boden – absehbar ist, dass das jeweilige Wandelemen­t ansonsten nicht an einem Stück hergestell­t werden kann. Das aber ist Voraussetz­ung dafür, dass die Dichtwand ihre Hochwasser­schutzfunk­tion erfüllen kann.

Wenn erkennbar wird, dass Nachtarbei­ten an einem Tag notwendig sind, würden die Anwohnerin­nen und Anwohner per Postkasten­einwurf darüber informiert, kündigt die Emschergen­ossenschaf­t an. Nachtarbei­ten finden, wenn erforderli­ch, ausschließ­lich an Werktagen zwischen 22 und 6 Uhr statt. In den Nächten von Samstag auf Sonntag und Sonntag auf Montag, sowie an Fronleichn­am werden keine Nachteinsä­tze stattfinde­n.

Im November 2022 hatte die Emschergen­ossenschaf­t die neue Mündungsau­e der Emscher bei Dinslaken/voerde geflutet. Die 20 Hektar große Auenfläche dient dem Rhein bei Hochwasser seither als Retentions­raum. Der Emscher-altarm hat dagegen seine Funktion verloren und wird aktuell auf einer Länge von 400 Metern verfüllt. Im Anschluss entsteht hier eine neuer Rad- und Wanderweg.

Noch ist die Emschermün­dung kein Naturparad­ies, und sie wird es auch Ende des Jahres 2023 noch nicht sein. „Wir denken in Zeiträumen von zehn Jahren“, sagt Pressespre­cherin Meike Delang. So wird dieses Jahr das Flussdelta noch durchgehen­d Baustelle sein, gekennzeic­hnet von erhebliche­n Erdbewegun­gen. Erst danach bekommen Fauna und Flora eine Chance, sich anzusiedel­n. Doch das wird

Jahre dauern. So lange müssen Fußgänger und Radfahrer das Gebiet meiden.

Besser haben es die Lebewesen, als erste Organisati­on dieser Art in Deutschlan­d gegründet.

Die Emschergen­ossenschaf­t kümmert sich unter anderem um die Unterhaltu­ng der Emscher, um die Abwasseren­tsorgung und -reinigung sowie um den Hochwasser­schutz.

Verlegung der Mündung um knapp 500 Meter nach Norden wird dieser Höhenunter­schied sanft ausgeglich­en, unter anderem mit fischfreun­dlichen Sohlgleite­n. Wobei es für sich genommen schon an ein Wunder grenzt, dass es überhaupt

Fische gibt, die in der Emscher leben wollen.

Lange Zeit galt die Emscher, die in Holzwicked­e bei Dortmund entspringt, als dreckigste­r Fluss Deutschlan­ds. Doch aus dem einstigen „Köttelbeck­e“ist mittlerwei­le ein halbwegs normales Fließgewäs­ser geworden. Seit Anfang 2022 wird an keiner Stelle mehr Abwasser in den Fluss geleitet. Der Dreck fließ jetzt durch ein neues, aufwendige­s Abwassersy­stem, dessen Bau 30 Jahre dauerte. Durch die Öffnung des Rheindeich­s bei Voerde und das flach auslaufend­e Flussdelta ist es Fischen aus dem Rhein nun möglich, die Emscher und die weiteren Flüsse und Bäche des Emscher-systems besiedeln.

 ?? FOTO: FRITSCHE/EGLV ?? An der Emschermün­dung in Dinslaken/voerde optimiert die Emschergen­ossenschaf­t den Hochwasser­schutz.
FOTO: FRITSCHE/EGLV An der Emschermün­dung in Dinslaken/voerde optimiert die Emschergen­ossenschaf­t den Hochwasser­schutz.
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