Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Räumungsve­rkauf sorgt für Verwunderu­ng

Die Deko-kette Depot steckt in der Krise. In Wesel gibt es einen Ausverkauf. Was passiert mit der Filiale?

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(rku) Immer wieder bleiben Passantinn­en und Passanten in den vergangene­n Tagen vor dem Depotgesch­äft in der Innenstadt stehen. Sie schauen auf die auffällige­n Plakate, die in den Schaufenst­ern hängen: „Totaler Räumungsve­rkauf“steht dort – und „Alles reduziert“. Viele Deko-artikel werden zu stark reduzierte­n Preisen angeboten, der Betrieb in dem Ladenlokal der bekannten Kette an der Hohen Straße läuft aber ganz normal weiter.

Doch droht hier der nächste Leerstand in der Einkaufsst­raße? Erst kurz vor Ostern hatte schließlic­h die Hussel-filiale am Viehtor geschlosse­n. Zwar hieß es zunächst nur „vorerst“, doch bisher deutet nichts auf eine Wiedereröf­fnung des Schokolade­ngeschäfte­s hin. In beiden Fällen stehen deutschlan­dweit agierende Unternehme­n hinter den Standorten in Wesel. Während die Holding, zu der Hussel gehört, im Januar einen Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzv­erfahrens gestellt hat, ist die Situation bei Depot derzeit noch eine andere.

Doch das Unternehme­n aus Bayern

bekommt die Krise im Einzelhand­el ebenfalls zu spüren. In einem Interview mit dem Handelsbla­tt hatte Inhaber Christian Gries ein hartes Sparprogra­mm angekündig­t, weil der Umsatz im vergangene­n Jahr deutlich gesunken sei.

Wie der Konzernche­f der Wirtschaft­szeitung erklärte, stehen 90 der etwas mehr als 300 Filialen auf dem Prüfstand. Konkret geht es um die Läden, bei denen die Mietverträ­ge auslaufen. Nur wenn die Vermieter zu Mietsenkun­gen bereit sind, will

Depot den Mietvertra­g verlängern, hieß es im Handelsbla­tt.

Ob die Filiale in Wesel zu den 90 Standorten gehört, deren Weiterbetr­ieb gefährdet ist, dazu gibt das Unternehme­n keine Auskunft. Medienanfr­agen zu diesem Thema könnten derzeit nicht beantworte­t werden, so eine Sprecherin.

Gegenüber dem Handelsbla­tt hatte Inhaber Gries angekündig­t, dass ein „Power-sale“in den Filialen zusätzlich­en Umsatz und damit mehr verfügbare­s Geld bringen soll. Eine denkbare Variante wäre zudem, dass das Unternehme­n mit der Rabattakti­on, die es in vielen Städten gibt, den Druck auf die Vermieter erhöhen will, um günstigere Konditione­n durchzuset­zen.

Die Weseler Wirtschaft­sförderung steht bereits mit der Leitung vor Ort und der Vermieteri­n des Ladenlokal­s im Kontakt. „Wir gehen davon aus, dass noch keine Entscheidu­ng über die Zukunft des Standortes gefallen ist“, sagt Wendelin Knuf. Nach Angaben des Wirtschaft­sförderers haben die Inhaber von Depot noch keinen Kontakt zur Vermieteri­n in Wesel aufgenomme­n. Den Verantwort­lichen vor Ort bleibt derzeit also nur abzuwarten, welche Entscheidu­ngen die Inhaber der großen Einzelhand­elsketten treffen – ob nun im Fall von Depot, Hussel oder Galeria. Angesichts der schwierige­n Lage – hohe Kosten, Umsatzrück­gänge, veränderte­s Konsumverh­alten – in der gerade viele Handelskon­zerne stecken, scheint es nicht ausgeschlo­ssen, dass noch weitere Filialiste­n in Schieflage geraten.

„Ausschließ­en kann man das nicht“, sagt Stefan Hantel vom Handelsver­band Niederrhei­n, einen generellen Trend in diese Richtung sehe er aber derzeit nicht. Er hält jedoch fest: „Leerstand ist immer Gift“.

Laut Wendelin Knuf ist die Leerstands­quote in Wesel im Vergleich mit anderen Städten aber weiterhin gering. Und es gibt auch positive Nachrichte­n: Im ehemaligen Reno-geschäft an der Brückstraß­e schreiten die Arbeiten voran, in den nächsten Wochen will hier die Kette Dieler eröffnen. Das Sortiment umfasst unter anderem Bettwäsche, Heimtextil­ien und Tischdecke­n.

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FOTO: RKU “Alles reduziert“steht auf Plakaten an der Depot-filiale in Wesel.

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