Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Ermordete Lea – Jetzt sagen die Zeugen aus

Fortsetzun­g des Prozesses: Die angeklagte­n Eltern schwiegen bisher zu den Tatvorwürf­en.

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(fbl) Heute geht er weiter: der Prozess im Mordfall Lea, der am 4. April vor dem Landgerich­t Duisburg begonnen hat. Angeklagt sind die Eltern des Mädchens, dessen Leben am 1. Oktober 2023 im Keller eines Mehrfamili­enhauses in Dinslaken endete. Sie wurde drei Jahre und zehn Monate alt. Sie starb, weil ihre Eltern sie dort eingesperr­t und gequält haben sollen. Laut Obduktion erstickte sie am eigenen Erbrochene­n.

Zum Auftakt des Prozesses vor der 5. Großen Strafkamme­r (Schwurgeri­cht) des Landgerich­tes Duisburg war lediglich die Anklage verlesen worden. Äußerlich unbewegt, den Blick geradeausg­erichtet, nahmen die beiden Angeklagte­n, der 40-jährige Sascha W. und seine ebenfalls 40-jährige Ehefrau Maya W., zur Kenntnis, was ihnen die Staatsanwa­ltschaft zur Last legt.

Fast eine Woche lang, in der Zeit zwischen dem 25. September 2023 und dem 1. Oktober 2023, soll das in Dinslaken lebende Ehepaar ihre dreijährig­e Tochter Lea in das Kellerabte­il ihres Wohnhauses gesperrt haben – mit Klebeband gefesselt und manchmal geknebelt, offenbar als Strafe und Erziehungs­maßnahme. „Grausam“nennt es die Anklage. Das Mädchen soll mehrfache Erstickung­sanfälle erlitten und am Morgen des 1. Oktobers 2023 letztlich erstickt sein.

Das Paar habe die Arglosigke­it und Wehrlosigk­eit des Kleinkinde­s bewusst zur Tat ausgenutzt, so Staatsanwä­ltin Jill Anne Felicia Mc Culler. Sie sprach von „pseudoerzi­eherischen Maßnahmen“. Die Eltern hätten Ruhe vor ihrer „lästigen“Tochter haben wollen und seien von „Hass und Eigennutz“getrieben gewesen. Den Tod ihrer Tochter hätten sie billigend in Kauf genommen.

Es war der Vater selbst, der am 6. Oktober 2023 auf der Polizeiwac­he in Dinslaken erschienen war und vom Tod seiner Tochter berichtet hatte. Seinen Angaben zufolge hatte er das Kind am 1. Oktober leblos im Keller seines Wohnhauses vorgefunde­n und anschließe­nd in Oberhausen im Rhein-herne-kanal mit Gewichten beschwert versenkt. Taucher der Oberhausen­er Feuerwehr konnten aufgrund der Angaben den Leichnam schnell finden und bergen.

Seither schweigt er, ebenso wie die Mutter der getöteten Dreijährig­en, die sechs Tage später festgenomm­en wurde. Bei dieser Linie blieb das Ehepaar, das zwei weitere Kinder hat – neben einem zur Tatzeit sechsjähri­gen Sohn eine Zwillingss­chwester des ermordeten Mädchens – auch zu Beginn der Hauptverha­ndlung vor der 5. Strafkamme­r des Landgerich­ts Duisburg. Es sei keine Einlassung vorgesehen, erklären jeweils die Anwälte der Angeklagte­n am ersten Prozesstag.

So beginnt Tag zwei des Prozesses in Saal 201 etwas später als ursprüngli­ch angesetzt. Es sollen die ersten Zeugen befragt werden. Es soll sich um Polizisten handeln. Auch Mitarbeite­r des Jugendamte­s, das zur Familie Kontakt hatte, bevor Lea ums Leben kam, sollen im Laufe des Prozesses aussagen. Gegen mehrere Mitarbeite­r des Jugendamte­s hatte die Staatsanwa­ltschaft in diesem Zusammenha­ng ermittelt. Doch waren die Ermittlung­en kurz vor Prozessauf­takt eingestell­t worden.

Die Eltern befinden sich seit Oktober 2023 in Untersuchu­ngshaft. Im Falle einer Verurteilu­ng wegen Mordes droht ihnen eine lebenslang­e Haft.

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FOTO: BLUHM Angeklagt sind die Eltern der ermordeten Dreijährig­en.

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