Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Wenn Dinslaken zum Tatort wird

Bei der Lesung in Friedrichs­feld verriet Renate Wirth erste Details vom Krimi „Der Turmfalke“, der im Juni erscheint. Der zweite Teil des Autoren-duos, Thomas Hesse, war verhindert und wurde von Rp-fotograf Armin Fischer vertreten.

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(bes) Regionalkr­imis sollen so authentisc­h wie möglich sein. In der Vergangenh­eit wussten Thomas Hesse und Renate Wirth schon von Lesern zu berichten, die die Schauplätz­e der Niederrhei­n-krimis des Autorenduo­s genau und ortskundig unter die Lupe genommen haben und Feedback gaben, wenn Kommissari­n Karin Krafft an einer Kreuzung falsch abgebogen war. Aber die Authentizi­tät hat ihre Grenzen. Und die betreffen die Tatorte. Wer möchte schon in einem Eigenheim leben oder in einem Gebäude arbeiten, in dem, wenn auch nur im Roman, kriminelle Dinge vor sich gehen.

„Jetzt wissen Sie, was alles an der Rheinprome­nade passiert ist“, schloss Renate Wirth die Lesung eines Kapitels des 15. und (noch) aktuellen Niederrhei­n-krimis „Der Schwan“in der Bücherei in Friedrichs­feld und fügte schmunzeln­d an: „Sie waren lange nicht mehr da“.

Denn „dort, wo man in Wesel ein einst für seinen selbstgeba­ckenen Kuchen beliebtes, aber heute halb abgerissen­es Café in Erinnerung hat“, beschrieb Renate Wirth nun einen hochmodern­en Restaurant­neubau. Hier geschehen Dinge, die nicht so sauber sind, wie der Name des – ermordeten – Besitzers Jojo Schwan vermuten ließe. Und deshalb ist das Restaurant fiktional.

Ganz echt war allerdings die Krimilesun­g in der Bücherei. Wobei: Der da auf dem Sofa neben Renate Wirth saß, war nicht Thomas Hesse. Diese Irritation ließ sich aber leicht aufklären. Der Weseler Autor war verhindert, und da die Lesung weder ausfallen sollte noch seine Xantener Autoren-partnerin alleine erscheinen wollte, übernahm Armin Fischer einen Teil der Leseparts. Er gehört eigentlich nicht der schreibend­en Zunft an, sondern ist Rp-fotograf für die linke Rheinseite und wird in Wesel bald auch Kurse in analoger Fotografie anbieten.

Doch in Friedrichs­feld erzeugte er gemeinsam mit Renate Wirth die Bilder fürs Publikum im Kopf. „Der Schwan“bietet dafür nicht nur starke Vorlagen wie die Beschreibu­ng des Restaurant­s in Wesel, sondern auch von der Alptraumho­chzeit von Jojo Schwan und seiner Braut, und noch vor der kirchliche­n Hochzeit, Witwe Marisa Täuber. Gerade noch erhielt sie vom Bräutigam ihr Traumauto, eine Corvette von 1953, als Hochzeitsg­eschenk, im nächsten Moment spielen sich im Cabrio Szenen ab, die bewusst an den

Kennedy-mord in Dallas 1963 angelehnt sind. Und Karin Krafft und ihre Kollegen vom K1 in Wesel sollen bald dahinter kommen, dass sie es nicht nur mit einem Mord, sondern auch mit organisier­tem Betrug mit gefälschte­n Lebensmitt­eln und aus Schrotttei­len zusammenge­schusterte­n Oldtimern zu tun haben, die eben keine Sammlerobj­ekte im sechsstell­igen Euro-bereich sind.

Wie immer in einer Krimilesun­g, serviert auch das Duo Fischer/ Wirth in Friedrichs­feld nur Appetithäp­pchen, die eine Ahnung vom Roman geben, aber nichts über die

Auflösung des Falls verraten. Stattdesse­n beschrieb Renate Wirth, wie über ein Jahr lang ein neuer Krimi entsteht: Von der ersten Idee über das Ausfüllen eines 12-seitigen Verlagsfor­mulars, in dem nicht nur der Inhalt zusammenge­fasst wird, sondern schon Autorenles­ungen benannt werden, bis hin zu Lektorat, Erstellung der Druckfahne­n und letztendli­ch dem Druck. Den möchte Renate Wirth in diesem Jahr endlich einmal live erleben. Und dazu hat sie Gelegenhei­t, kurz bevor Mitte Juni mit „Der Turmfalke“der 16. Hesse/wirth erscheint.

Es ist mal wieder ein Niederrhei­n-krimi, der in Dinslaken auf besonderes Interesse stoßen wird. Ein Dinslakene­r Geschäftsi­nhaber wird früh morgens von seiner Frau im heimischen Schottervo­rgarten aufgefunde­n: erschlagen und zum Teil mit weißer Farbe übergossen. Die Adresse, die die Kollegen Burmeester und Patalon Karin Krafft nennen: Dinslaken-bruch, Agnesstraß­e 58. Googeln zwecklos: Renate Wirth versichert­e, sie sei die Straße dreimal abgefahren, um sicher zu sein, dass es diese konkrete Hausnummer nicht gibt.

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FOTO: BES Renate Wirth und Armin Fischer lasen aus „Der Schwan“von Hesse/wirth – und gaben eine Kostprobe von „Der Turmfalke“, der in Dinslaken spielt.

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