Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
20 Jahre Integrationsrat gefeiert
Bei der Jubiläums-feier in Wesel gab es festliche Töne, aber auch klare Worte.
(EKA) Der Ratssaal der Stadt Wesel war am Freitagabend mit mehr als 100 Personen voll besetzt, denn es gab etwas zu feiern: „20 Jahre Integrationsrat der Stadt Wesel, 2004 2024“. Die Liste der Redner spiegelte die Bedeutung der Feier für die Stadt wider: Neben der Bürgermeisterin Ulrike Westkamp und dem Vorsitzenden des Integrationsrates, Cihan Sarica, richteten auch Tayfun Keltek, der Vorsitzende des Landesintegrationsrates, und Lorenz Bahr, Staatssekretär im Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration, Grußworte an die Gäste. Die Integrationsbeauftragte der Stadt, Lotte Goldschmidtböing, führte durch den Abend und Fatima Karina Bödeker glänzte mit ihrem Saxophon zwischen den Redebeiträgen.
Die Bürgermeisterin verwies auf die erfolgreichen Aktivitäten der Stadt und die Arbeit des Integrationsrates und hob besonders die Interkulturellen Tage und den Integrationspreis hervor, der an engagierte Menschen verliehen werde. Wichtig sei zu betonen, dass dem Integrationsrat nicht nur die direkt gewählten Vertreter angehören, sondern auch Politiker aller im Rat vertretenen Fraktionen. Dies sei ein Zeichen dafür, dass es nicht um Angelegenheiten der Migranten untereinander, sondern um die Gesamtgesellschaft aller Bürger gehe.
In Wesel leben Menschen aus mehr als 100 Ländern. „Deren Interessen und Sichtweisen, deren kulturelle Reichtümer und Spezifika in die kommunale Politik und das städtische Leben einzubringen, ist Aufgabe des Integrationsrates.“Allerdings: „Manchmal“, so Ulrike Westkamp, „beschleicht mich die Sorge, dass wir als Gesellschaft schon mal weiter waren in der Integration. Ich sehe Rückzüge in ethnische Communities oder Religionen.
Cihan Sarıca ist der Meinung, man habe viel erreicht, Brücken gebaut, wo vorher Mauern waren. Es gebe in Wesel keinen Platz für Ausgrenzung; man trete für eine offene, vielfältige Gesellschaft ein.
Tayfun Keltek fand nicht nur wohlwollende Worte, sondern setzte sich kritisch mit dem Begriff „Integration“ auseinander, der immer „Defizite“bei den Adressaten suggeriere. Für Menschen, die hier geboren seien, studiert hätten und am gesellschaftlichen Leben teilnähmen, sei die Aufforderung zur Integration eine „Beleidigung“. Dabei seien Personen mit einer internationalen Familiengeschichte eine Bereicherung. Er schlägt daher als alternativen Begriff eine „Politik der Chancengerechtigkeit“vor.
Lorenz Bahr wundert und freut sich über die große Resonanz der Feier. Er betont, dass Integration nur vor Ort gelingen könne. Dabei sei es wichtig, ein Einbringen in die Gesellschaft zu ermöglichen. Außerdem solle man nicht immer nur auf die Probleme schauen. Der Kabarettist Muhsin Omurca unterhielt die Gäste am Ende mit sprachlichen Kapriolen und feinsinnigen Cartoons.