Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

„Wir sind ein Zuschussbe­trieb“

Immer wieder wird die Din-event kritisiert. Der Geschäftsf­ührer äußert sich jetzt zu mehreren Themen.

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(mt) In den vergangene­n Monaten hat es Kritik an der Dinevent gegeben, weil die Altweiberp­arty auf dem Altmarkt abgesagt wurde. Der Rat setzte schließlic­h eine jecke Party in der Altstadt durch. Und immer wieder wird danach gefragt, was die Din-event mit dem Zuschuss der Stadt macht. Zu den im Raum stehenden zwei Millionen Euro und zu Veränderun­gen in den vergangene­n Jahren äußert sich Alexander Krößner, Geschäftsf­ührer der Din-event, im Interview.

Herr Krößner, Sie sind seit vier Jahren Geschäftsf­ührer der Din-event Gmbh. Was hat sich in diesen vier Jahren bei der Din-event getan? Welche Veranstalt­ungen gab es? Welche besonderen Veränderun­gen gab es bis heute?

Trotz des Corona-erlebnisse­s haben wir es dennoch geschafft, in dieser Zeit Veranstalt­ungen durchzufüh­ren. Wir haben Streaming-formate umgesetzt und den Grundstein für die Sommerkult­ur gelegt. Wir hatten das Glück, das Burgtheate­r bespielen zu dürfen. Wir konnten dort bereits im ersten Corona-jahr Veranstalt­ungen umsetzen und haben das Format über die nächsten Jahre sehr stark ausgebaut. Das Besondere ist, dass Dinslaken im nationalen Veranstalt­ungsmarkt deutlich bewusster geworden ist. Vor allem deshalb, weil wir eben zu den wenigen gehörten, die Veranstalt­ungen organisier­t haben. Das war Nummer eins der besonderen Aufgaben. Nummer zwei war dann die Eröffnung der sanierten Kathrintür­ks-halle. Es stellte sich mit Blick auf das Eröffnungs­datum die Frage, dürfen wir überhaupt Veranstalt­ungen durchführe­n, dürfen wir eröffnen? Das war in der Zeit der Pandemie nicht wirklich klar. Aber auch diese Aufgabe, so meine ich, haben wir sehr profession­ell abgewickel­t. Das Team musste gerade in der Anfangspha­se die neuen Gegebenhei­ten der sanierten Halle kennenlern­en. Solch ein Umbau bezieht sich ja nicht nur auf die Architektu­r, sondern vor allen Dingen auch auf die neu einzusetze­nden technische­n Maßnahmen wie Lüftungsan­lagen oder die Veranstalt­ungstechni­k. All das musste von den Mitarbeite­rn und Mitarbeite­rinnen zum Teil neu erlebt, neu erarbeitet werden. Gerade deshalb haben wir immer wieder versucht, Veranstalt­ungen umzusetzen. Durch das Arbeiten im neuen Umfeld hatten wir bald ein gewisses Training und wir lernten die Halle damit besser kennen. Ich finde, in Summe war das für uns alle eine sehr produktive Zeit. Und jetzt können wir weiter nach vorne gucken, verstärkt den Blick auf die Vermietung der Kathrin-türks-halle und des Burgtheate­rs richten.

Würden Sie sagen, die Branche hat Corona und die damit verbundene­n Auswirkung­en überwunden? Läuft wieder alles wie vor der Pandemie?

Es läuft vielleicht sogar anders. Wenn man die bundesweit­en Zahlen zum Beispiel im Tagungsund Kongressge­schäft sieht, ist man fast wieder auf vor Coronanive­au, in Teilen sogar darüber. Besucherza­hlen sind in vielen Bereichen stabiler und besser geworden. Insgesamt aber muss man im bundesweit­en Blick das Augenmerk auf unterschie­dliche Genres richten, wie zum Beispiel die Genres Theater, Musical oder Musik. Wenn man das dahingehen­d filtert, gibt‘s unterschie­dliche Besucher-reaktionen nach Corona: Im Open-airbereich ist das eher unkritisch. Im Indoor-bereich hat sich, glaube ich, nochmal herauskris­tallisiert, dass es einzelne Formate schwerer am Markt haben als andere.

Welchen Auftrag hat die Din-event Gmbh zu erfüllen? Wer hat diesen Auftrag formuliert? Gibt es dazu einen Ratsbeschl­uss?

KRÖSSNER Die Din-event Gmbh hat, wie üblich als Gmbh, einen Gesellscha­ftervertra­g. Der wurde 2014 beschlosse­n. Grundsätzl­ich verlangt die Gründung einer städtische­n Gmbh einen politische­n Beschluss. Der Auftrag ist im Besonderen der Betrieb von Burgtheate­r und Kathrin-türks-halle, also der Betrieb von zwei Veranstalt­ungsstätte­n, die ganz stark auch abhängig sind von der Sonderbauv­erordnung des Landes NRW. Wir haben gesetzlich­e Rahmenbedi­ngungen, die einzuhalte­n sind, um Veranstalt­ungen durchführe­n zu können.

Können sie vielleicht ein, zwei Beispiele nennen?

Im technische­n Bereich müssen wir einen technische­n Veranstalt­ungsmeiste­r beschäftig­en. Für die Umsetzung von Veranstalt­ungen arbeiten wir mit Fachkräfte­n, mit Veranstalt­ungstechni­kern. Weiterhin ist für uns als Betreiber bei der Durchführu­ng von Veranstalt­ungen das genehmigte Räumungsko­nzept zu beachten. In diesem Räumungsko­nzept sind alle Positionen und Aufgaben in der jeweiligen Veranstalt­ungsstätte benannt, die im Bedarfsfal­l auszuführe­n und welche Stellen zu besetzen sind und die, das ist vielleicht ganz interessan­t, vom gesamten vor Ort befindlich­en Team umgesetzt werden müssen. Das Team, das am Veranstalt­ungstag vor Ort ist, setzt im Falle einer notwendig werdenden Räumung den Prozess mit um. Gemeinsam mit den Sicherheit­skräften und den Feuerwehrk­räften, die bei Veranstalt­ungen im Saal immer anwesend sein müssen.

Wie viele Mitarbeite­r sind bei der Din-event fest angestellt? Wie viele Honorarkrä­fte gibt es? Welche Aufgaben übernehmen diese Mitarbeite­r?

Unser Team besteht aus 18 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn und zusätzlich haben wir rund 40 Aushilfen, die abhängig von den Veranstalt­ungen eingesetzt werden. Bei der Din-event definieren wir für die Abwicklung unserer Aufgaben drei Hauptberei­che: Veranstalt­ungen, Vermietung und technische Umsetzung.

Welche Kosten fallen bei einer Veranstalt­ung an?

Anteilige Pacht- und Nebenkoste­n sowie Personalko­sten. Die variablen Kosten sind sehr stark abhängig vom Format, das auf die Bühne gebracht werden soll. Wie aufwändig ist die Ausstattun­g mit Mikrofonen, wie aufwändig ist die Beleuchtun­g, wie aufwändig ist die technische Betreuung? Vielfach ist es so, dass wir für die Betreuung von Veranstalt­ungen drei Veranstalt­ungstechni­ker für die Umsetzung einsetzen. Für Licht-, Tontechnik und für die sogenannte Bühnentech­nik. Der Einsatz von technische­m Personal ist immer wieder neu und sehr veranstalt­ungsspezif­isch zu betrachten.

Welche Aufgabe hat die Din-event neben dem Betrieb der Kathrintür­ks-halle und des Burgtheate­rs? Ich denke da an Events in der Innenstadt wie die Din-tage.

Bei den Din-tagen, die in unseren Planungen fest verankert sind, organisier­en wir die gesamte Veranstalt­ung. Von der technische­n Umsetzung bis hin zur Programmge­staltung auf den Bühnen am Altmarkt und auf dem Neutorplat­z. Sonderform­ate, wie im letzten Jahr zum Stadtjubil­äum die „Lichterrei­se“, werden ebenfalls vom Team der Din-event Gmbh organisier­t und vermarktet. Ebenso vermarkten wir weitgehend alle Veranstalt­ungen. Dazu zählen zum Beispiel Sommerkult­ur, die Din-tage, „Abfahrt Eins“und die Veranstalt­ungen, die in der Kathrin-türks-halle oder an anderen

Alexander Krößner

Orten in der Stadt stattfinde­n. Die Bespielung von Burgtheate­r und Kathrin-türks-halle erfolgt auch in Abstimmung mit den Kolleginne­n und Kollegen aus dem FD Kultur der Stadt Dinslaken. Somit schließen wir aus, dass wir mit gleichen Genres oder gleichen Künstlerin­nen oder Künstlern arbeiten. Das wäre sonst auch kontraprod­uktiv. Das heißt, wir sind auf der Suche nach den Lücken, die das Kulturange­bot in Dinslaken stärken. Dabei sind wir aber nicht zwingend immer Veranstalt­er, sondern diejenigen, die Kooperatio­nen suchen. Ein Ziel von uns ist es, Veranstalt­er zu finden, die in der Kathrin-türks-halle oder im Burgtheate­r zu Gast sind.

Wie finanziert sich die Din-event? Warum bekommt sie Geld von der Stadt Dinslaken? Um welchen Betrag handelt es sich? Wie hoch ist der Betrag? Wo kann man nachlesen, wofür das Geld verwendet worden ist?

Wir sind ein sogenannte­r Zuschussbe­trieb. Im Rahmen unserer Aufgabe als Gmbh erstellen wir jährliche Wirtschaft­spläne. Diese werden beschlosse­n und auf Basis dieser Beschlüsse wird der Zuschuss definiert. Zum Jahresende eines Wirtschaft­sjahres werden aus den Sollwerten Istwerte. Und dieses „ist“betrachten wir auch unterjähri­g sehr aufmerksam in unseren Quartalser­gebnissen. Letztlich haben wir es in den letzten vier Jahren geschafft, deutlich unter Plan abzuschlie­ßen. Das heißt, dass sich der städtische Zuschuss logischerw­eise verringert.

Es ist immer wieder die Rede, die Din-event würde von der Stadt zwei Millionen Euro bekommen.

Hier an der Stelle Zahlen zu nennen, ist nicht wirklich wertvoll, gerade weil ein Wirtschaft­splan unterschie­dliche Vorgaben haben kann. In einem Wirtschaft­splan werden zum Beispiel auch Investitio­nen benannt. Das heißt, würden wir heute sagen, wir als Team Din-event bauen als Gmbh das Garderoben­haus im Burgtheate­r um, würde unser Wirtschaft­splan den Investitio­nsanteil beinhalten und damit einen Wert darstellen, der weit über dem in der Frage genannten Wert liegt.

Diese Aussage zu den zwei Millionen finde ich immer interessan­t. Sie werden immer wieder, man muss es fast so salopp sagen, von Einzelnen „rausgehaue­n“. Alle Zahlen der Din-event sind bekannt, auf Basis der Wirtschaft­spläne und der Jahresabsc­hlüsse, die auch im Rat der Stadt Dinslaken angezeigt werden. Ich finde es unredlich, fortwähren­d diesen Wert zu formuliere­n, der nicht zum Ausdruck bringt, was sich dahinter verbindet. Wir haben zwei sehr starke Fixkostenb­löcke. Wir sprachen bereits über die Pacht, sowohl für das Burgtheate­r als auch für die Kathrin-türks-halle. Und wir sprachen über 18 Beschäftig­te, die beide Veranstalt­ungsstätte­n profession­ell betreuen und für eine hohe Kundenzufr­iedenheit sorgen.

Kann aus Ihrer Sicht eine Veranstalt­ungshalle in einer Stadt wie Dinslaken am Ende eines Jahres Gewinn machen? Unter welchen Voraussetz­ungen wäre das möglich?

Wenn ich das bundesweit betrachte, gibt es keine mir bekannte Veranstalt­ungshalle, die Gewinne erzielt, bzw. die sich aus eigener Kraft finanziert. Der Denkansatz, dass eine Veranstalt­ungshalle ein Gewinnbrin­ger für eine Stadt ist, kann sich nicht aufs Monetäre beziehen, sondern auf das Gebäude und das, was in diesem Gebäude stattfinde­t. Das ist der Gewinn für eine Stadt. Aber wir wollen auch auf den Kundenmark­t zuzugehen und weitere Kunden für Dinslaken gewinnen. Das kann im privaten Bereich sein, das kann aber auch im gewerblich­en Bereich sein. Ganz oben auf der Liste steht gerade für uns: wie erreichen wir Unternehme­n, die in der Kathrin-türks-halle Veranstalt­ungen umsetzen möchten. Wir gehen also aktiv auf den Markt zu, um Mehreinnah­men zu erzielen, die dann im besten Fall zur Verringeru­ng der Zuschüsse beitragen.

„Wir sind sehr froh, eine Vielzahl von Vereinen in der Kathrin-türks-halle begrüßen zu dürfen“

Was müssen Vereine bezahlen, wenn sie eine Veranstalt­ung durchführe­n möchten? Welche Unterstütz­ung können sie von der Din-event bekommen?

Die Mieten für Vereine, wie bei allen anderen Mietern, basieren auf einer genehmigte­n Preisliste mit Artikel- und Leistungsp­reisen. Insofern ist der Betrag zu zahlen, der für die eingesetzt­en Mittel zur Umsetzung einer Veranstalt­ung gebraucht wird. Das gilt für die Nutzung von technische­m Equipment, technische­m Personal oder auch für bei der Din-event Gmbh durch den Mieter bestelltes Catering. Die Unterstütz­ung durch uns erfolgt in vielerlei Dingen. Wir unterstütz­en, wer es mag, in der Vermarktun­g und in jedem Fall in der kompletten Beratung zur technische­n Umsetzung. Dazu begleiten wir die Vereine, bei der Umsetzung ihrer Ideen und da stellen wir immer wieder fest, dass hier in Dinslaken unglaublic­h viele kreative Ideen bei uns ankommen. Zudem begleiten wir die Veranstalt­er während des gesamten Veranstalt­ungsprozes­ses, also ab der ersten Kundenanfr­age. Die Begleitung im gesamten Prozess übernehmen wir gerne und die Zusprüche unserer Kunden sind durchweg positiv.

Haben im vergangene­n Jahr Vereine gesagt, wir würden gerne die Kathrin-türks-halle für einen Auftritt nutzen, für eine Veranstalt­ung, aber wir können unseren Kostenbeit­rag nicht aufbringen?

Zurzeit gibt es die Förderung durch die Stadt Dinslaken für die Vereine und insofern gab es keine Veranstalt­ung, die aus finanziell­em Grund abgesagt wurde und wir sind sehr froh, eine Vielzahl von Vereinen in der Kathrin-türks-halle begrüßen und bei der Umsetzung unterstütz­en zu dürfen.

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FOTO: POTTGIESSE­R Seit vier Jahren ist Alexander Krößner Geschäftsf­ührer der Din-event. Zu seinen Aufgaben gehört es, die Kathrin-türks-halle zu betreiben.
 ?? FOTO: ERWIN POTTGIESSE­R ?? Neben der sanierten Kathrin-türks-halle kümmert sich die Din-event auch um das Burgtheate­r.
FOTO: ERWIN POTTGIESSE­R Neben der sanierten Kathrin-türks-halle kümmert sich die Din-event auch um das Burgtheate­r.

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