Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Praxis wird Teil des Gesundheitscampus‘
Christiane Weineck war kurz davor, ihre Arztpraxis in Büderich schließen zu müssen. Doch nun gehört das Team zum Evangelischen Krankenhaus. Auch durch die Unterstützung einer neuen Ärztin können sie aufatmen.
(eha) Es hätte Christiane Weineck das Herz gebrochen, wenn sie ihre Praxis für Allgemeinmedizin in Büderich an der Schützenstraße hätte schließen müssen. Nach dem Tod ihres Mannes Peter Weineck im Jahr 2019 bemühte sich Christiane Weineck um Lösungen, um ihre Patienten weiterhin umfassend betreuen zu können. Das entscheidende Angebot machte ihr schließlich der Gesundheitscampus Wesel, die Dachmarke des Evangelischen Krankenhauses in Wesel. Seit dem 1. April gehört ihre Praxis für Allgemeinmedizin nun zum Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) des EVK.
Die Praxis, die bereits der Großvater von Christiane Weineck, Hans Uhrmeister, gründete, wurde in der zweiten und dritten Generation immer zu zweit geführt. Wilhelm Uhrmeister und seine Frau Hedwig, die Fachärztin für Gynäkologie war, versorgten die Büdericher bis ins Rentenalter. Im Jahr 1991 übernahm Schwiegersohn Peter die
„Ich halte Medizinische Versorgungszentren für zukunftsorientiert. Für die private Ebene sind geregelte Arbeitszeiten wichtig“
Hannah Kern Ärztin aus Wesel
Praxis, zwei Jahre später, nach der Geburt des zweiten Kindes, stieg Christiane Weineck mit ein. Die Praxis wurde räumlich erweitert und modernisiert. Während Peter Weineck aus der Sportmedizin kam und somit auch orthopädisch ausgerichtet war, ergänzte seine Frau das Praxisportfolio um Naturheilverfahren und Psychotherapie. Die Mvz-praxis für Allgemeinmedizin bietet die hausärztliche Versorgung der Patienten aus Büderich, aber auch aus der Umgebung an.
Patienten, die nicht mobil sind, werden bei Bedarf auch zu Hause besucht. Erreichbar ist die Praxis an der Schützenstraße 29 zu den bekannten Öffnungszeiten.
Die Büdericherin ist Ärztin aus Leidenschaft. „Ich liebe meinen Beruf, arbeite unheimlich gerne und mag meine Patienten, aber nach der plötzlichen schweren Erkrankung meines Mannes und schließlich seinem Tod konnte ich alleine die Versorgung nicht mehr stemmen“, blickt Weineck zurück. Nur wenige Monate nach ihrem Mann verstarb ihre Mutter, dann begann auch noch die Corona-pandemie.
Tochter Luise, die gerade ihr Medizinstudium abgeschlossen hatte, half beim Impfmarathon, aber Christiane Weineck stieß an ihre Grenzen. Zwar wurde sie von Hans-martin Koch an zwei Tagen in der Woche unterstützt, aber langfristig brauchte die Praxis einen Vollzeit-arzt oder eine Ärztin. Dreimal beschäftigte Christiane Weineck Weiterbildungsassistenten, dreimal blieben sie aus persönlichen Gründen nicht. „Eine Weiterbildungsassistentin hatte fest zugesagt, nach ihrer Ausbildung hierzubleiben. Wir hatten alles in trockenen Tüchern, als ihr Ehemann beschloss, gemeinsam nach Süddeutschland zu ziehen. Es war eine herbe Enttäuschung“, nennt Christiane Weineck ein Beispiel.
Ein Problem, mit dem deutschlandweit viele Praxen zu kämpfen haben.
„Ich habe Börsen der Kassenärztlichen Vereinigung besucht, zigmal im
Ärzteblatt inseriert, sogar mich beraten lassen, wie man Anzeigen entsprechend aufsetzt. Alles war erfolglos. Ich war verzweifelt.“Dann kam das
Angebot vom Gesundheitscampus. „Und ihm ist es gelungen, was mir nicht gelungen ist: Sie fanden eine Internistin, die in einer hausärztlichen Praxis eines MVZ arbeiten will, und die zu mir und zum Team passt. Seit 1. März arbeitet Hannah Kern hier“, zeigt sich Weineck dankbar. Kern ist in Oberschwaben aufgewachsen, hat in Köln studiert und auch dort gearbeitet. Nach ihrer Facharztausbildung und abgeschlossener Promotion
wollte sie zurück ins Rheinland. „Es war mein beruflicher Wunsch, in einer Praxis zu arbeiten. Auch ich halte Medizinische Versorgungszentren für zukunftsorientiert. Für die private Ebene sind geregelte Arbeitszeiten wichtig.“Nach zwei Monaten Arbeit in der Büdericher Praxis resümiert die 37-jährige Ärztin: „Ich fühle mich hier sehr wohl, Frau Weineck ist toll, ich wurde warmherzig empfangen und auch das Team ist super.“Nun ist das gesamte Team angestellt beim MVZ. Alle Mitarbeiterinnen wurden übernommen, die Praxisleitung mit den entsprechenden Verwaltungsaufgaben obliegt weiterhin Christiane Weineck. „Aber es ist eine Erleichterung, die Verantwortung nicht mehr alleine zu tragen“, gibt sie zu.
Hier ist Jan Hirsch als organisatorische Leitung der MVZ des Gesundheitscampus ihr direkter Ansprechpartner. Inzwischen glaubt auch Christiane Weineck, dass Versorgungszentren ein Zukunftskonzept darstellen. „Der Reiz, selbstständig zu arbeiten, sinkt bei den jungen Ärzten“, hat sie bei ihren Recherchen erfahren.
Ans Aufhören denkt die 64-Jährige noch lange nicht. „Mein Beruf ist mein Leben“, sagt Christiane Weineck, die den Tod ihres Mannes noch lange nicht überwunden hat. „Wir hatten noch so viel vor!“