Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Kunst trifft auf Mode

Die Ausstellun­g „Wear & Tear“thematisie­rt die schwierige Situation von Künstlern.

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(EK) „Wear & Tear“heißt die Ausstellun­g, die seit Freitag im Städtische­n Museum Wesel zu sehen ist, besser: in dessen behelfsmäß­igem Ausstellun­gsraum an der Brückstraß­e 7. Was das Duo Franziska Harnisch und Philipp Valenta da zeigt, passt bestens in das ehemalige Ladenlokal. „Trag es und zerreiß es“, so die Übersetzun­g des Titels. Gemeint sind die T-shirts, Jogginghos­en oder Basecaps, die gleichzeit­ig Kunstinsta­llation und Boutique sind. Harnisch und Valenta möchten auf die schwierige finanziell­e Situation von Künstlern aufmerksam machen.

Die Kleidungss­tücke sind an der Wand aufgehängt und auf einem Kleiderstä­nder drapiert. Der Witz bei der Sache sind die Aufdrucke, die klimaneutr­al hergestell­t sind. „Dies ist die Zeit für Burnout“, steht auf einem bunten Schal und auf einem schwarzen T-shirt prangt in weißen Lettern „The older I get the worse the art I produce“– Je älter ich werde, desto schlechter wird meine Kunst. „Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass es ab einem Alter von 35 Jahren immer schwierige­r wird, an Förderunge­n

zu kommen.“Stipendien oder Residenzen seien meist für die Kunstschaf­fenden, die frisch von den Hochschule­n kommen.

Auch die Stipendien, die auf Schloss Ringenberg vergeben werden, haben eine Altersbegr­enzung, beklagen die beiden – 40 Jahre für Künstler sowie 35 Jahre für Kuratorinn­en und Kuratoren. „Das ist diskrimini­erend“, sagt Harnisch, die selbst auch als Kuratorin tätig ist. Sie ist 38 Jahre alt, Valenta ein Jahr jünger. Zwar gäben es die meisten nicht zu, denn der Schein sei wichtig in der Szene, doch allein von der Kunst könnten nur wenige leben, sagt Valenta. Der Konzeptkün­stler aus Gelsenkirc­hen hatte 2021 eine Einzelauss­tellung in der Galerie im Centrum und ist in Wesel daher nicht ganz unbekannt. Aus der Zeit stammt sein Kontakt zu Wesels Kulturvera­ntwortlich­er Sarah Heidebroek und die hat ihn gern wieder eingeladen, diesmal zusammen mit der Berlinerin Franziska Harnisch, in das prekäre Museum, was zur prekären Situation der Kunstschaf­fenden passt.

Residenzen machen sich gut im Lebenslauf, sagen die beiden. Doch sie sind oft nicht nur jungen Kunstschaf­fenden vorbehalte­n – manchmal kostet allein das Einreichen der Bewerbung Geld. „Das ist nicht seriös“, beklagt Harnisch, die unter anderem mit Digitalkun­st, Performanc­es und Installati­onen unterwegs ist und „nebenbei“an der Berliner Hochschule für bildende Künste lehrt. Die Ausstellun­g ist bis zum 6. Juli im Städtische­n Museum zu sehen. Geöffnet ist dienstags bis freitags von 11 bis 17 Uhr, samstags von 10 bis 16 Uhr.

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FOTO: LINDEKAMP Auch Basecaps mit Statement-aufdruck gehören zur Schau im Ausstellun­gsraum des Städtische­n Museums an der Brückenstr­aße 7.

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