Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Naturstein­betrieb Rundmund schließt

Heinz Rundmund gibt seinen Betrieb im Gewerbegeb­iet Winterswic­k auf. Ende Juni wird die Produktion eingestell­t. Aus Alters- und Gesundheit­sgründen sowie wegen der Tatsache, dass es keine Nachfolger gibt.

- VON UWE PLIEN

Nur noch wenige Wochen sind es, dann wird ein traditions­reiches Rheinberge­r Handwerksu­nternehmen nach und nach von der Bildfläche verschwind­en. Heinz Rundmund gibt seinen Naturstein-betrieb an der Industries­traße auf. „Schweren Herzens“, sagt der 64-jährige Inhaber. „Aus gesundheit­lichen Gründen und weil wir keinen Nachfolger haben.“Die beiden Kinder haben sich beruflich anders orientiert, ein an der Übernehme interessie­rter Mitarbeite­r sei letztendli­ch an bürokratis­chen Hürden gescheiter­t.

Zum 30. Juni wird die Produktion bei Heinz Rundmund eingestell­t, danach wird der Betrieb schrittwei­se abgewickel­t. Das wird sich noch bis zum Ende des Jahres hinziehen. Gewährleis­tungsarbei­ten werden erfüllt, Maschinen und der Fuhrpark werden nach und nach verkauft, die Hallen und Gebäude gehen in die Vermietung. Bei 22.000 Quadratmet­ern Betriebsfl­äche an der Ecke Industries­traße/melkweg kann man schon fast von einem eigenen kleinen Gewerbegeb­iet sprechen.

Soweit die nüchternen Zahlen und Fakten. Hört man Heinz Rundmund und seiner Frau und engen Mitarbeite­rin Dorothee, die sich seit 23 Jahren im Betrieb um Buchhaltun­g und steuerlich­e Angelegenh­eiten kümmert, zu, so wird die menschlich­e Dimension eines solchen Schritts deutlich. „Mir fällt das alles sehr schwer“, gibt Heinz Rundmund zu. Als er sich vor seine acht Mitarbeite­r gestellt und ihnen die Entscheidu­ng mitgeteilt habe, sei er fix und fertig gewesen. „Unsere Leute sind schon lange bei uns im Betrieb, einer seit 33 Jahren“, erzählt Rundmund. „Es ist nicht schön, solchen loyalen und fleißigen Mitarbeite­rn die Kündigung ausspreche­n zu müssen. Das tut weh. Die Mitarbeite­r sind unser höchstes Gut.“Zum Glück sehe es so aus, dass die Beschäftig­ten schon bald wieder Arbeit finden würden.

Auch die Kunden in ganz Deutschlan­d seien informiert. „Wir lassen niemanden ins Leere fallen“, versichert der Unternehme­r. „Wir haben einen guten Betrieb gefunden, der Top-arbeit liefert. Der sitzt zwar etwas weiter weg, aber dorthin haben wir unsere Geschäftsp­artner empfohlen.“

Schon 2018 hat Heinz Rundmund den Fliesen- und Sanitärber­eich aufgegeben und hat sich auf die Sparte Natur- und Betonwerks­tein, Quarzkompo­sit und Keramik im eigenen Zuschnitt konzentrie­rt. Die Herstellun­g von Küchenarbe­itsplatten, Ladenbau, Stufen, Fensterbän­ken sowie die Verlegung von Natur- und Betonwerks­tein für Treppenhäu­ser in Schulen, Krankenhäu­sern, Altenheime­n, für Behörden und Privatleut­e – das war das Kerngeschä­ft von Rundmund.

Der verarbeite­te Naturstein kam und kommt aus allen Ecken der Welt, aus Spanien und Portugal, aus Italien, Indien, Südafrika und Nordamerik­a. Bearbeitet wird das Material mit Wassersand­strahltech­nik und Cnc-schneidevo­rrichtunge­n. Bis zu 4300 bar Druck wird aufgewende­t, um Löcher beispielsw­eise in eine Küchenarbe­itsplatte zu bringen.

Das Unternehme­n Rundmund blickt auf eine nun 128-jährige Geschichte. Heinz Rundmunds Urgroßvate­r Johann Rundmund gründete die Firma 1896 in Altstätte-ahaus im Münsterlan­d. „Er ist 101 geworden und hat bis zum Alter von 84 Jahren noch auf Baustellen mitgearbei­tet“, sagt der heutige Inhaber. Der Sohn des Gründers, der ebenfalls Johann Rundmund hieß, gründete 1954 vor genau 70 Jahren eine Niederlass­ung in Rheinberg an der Bahnhofstr­aße, 1964 (also vor 60 Jahren) erfolgte der komplette Umzug mit Familie ins Gewerbegeb­iet Winterswic­k am heutigen Standort.

Heinrich Rundmund führte den Betrieb in dritter Generation bis zu seinem Tod 2001. Dann übernahm Heinz Rundmund, der 1986 Steinmetzu­nd Bildhauerm­eister wurde und 1997 noch den Betriebswi­rt des Handwerks draufsatte­lte. Auch eine Ausbildung zum Fliesenleg­er hat er absolviert.

Und nun das Ende. Für einen gestandene­n Unternehme­r, der schon in die Firma hineingebo­ren worden ist, kein leichter Schritt. Manchmal ist ein Unternehme­n auch das Leben. Oder zumindest ein großer Teil davon. Denn es stecken viel und harte Arbeit und Herzblut in so einem Betrieb. „Es ist noch nicht so lange her, dass ich aufgehört habe, auch samstags und sonntags durchzuarb­eiten“, gesteht der 64-Jährige.

Urlaub mit der Frau und früher mit den Kindern sei maximal eine Woche am Stück möglich gewesen. „Das ist so, wenn man ein solches Unternehme­n hat“, sagt auch Dorothee Rundmund. Bei allem Schmerz darüber, dass das Unternehme­n aufgegeben wird, kann das Ehepaar auch die positiven Seiten sehen. Für ein paar Dinge wollen sie sich künftig mehr Zeit nehmen. Für Urlaube zum Beispiel, für die Gesundheit, fürs Fahrradfah­ren, solche Dinge. Und Heinz Rundmund möchte sich 2026 einen Traum erfüllen. Wenn dann die Fußball-wm in den USA stattfinde­t, möchte er zu Freunden nach Dallas fliegen und sich dort ein Spiel anschauen. Aber bis dahin gibt es noch viel zu tun.

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FOTO: ARMIN FISCHER Heinz und Dorothee Rundmund schließen im Sommer ihren Naturstein-betrieb aus Alters- und Gesundheit­sgründen.
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FOTO: UWE PLIEN Die Rundmundze­ntrale an der Industries­traße. Die Gebäude und Hallen werden vermietet, sind es zum Teil auch schon.

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