Rheinische Post - Xanten and Moers

Grünstreif­en-Rodung empört Anwohner

Am Schwarzen Weg in Schwafheim entsteht ein neues Wohngebiet. Im Zuge der Arbeiten wurde dort ein üppiger Grünstreif­en entfernt. Anwohner protestier­en und sprechen von „Irrsinn“. Denn: Geplant ist die Anlage neuen Grüns.

- VON JOSEF POGORZALEK

MOERS Andrea Henneberge­r kann es kaum fassen. Seit 15 Jahren wohnt sie mit ihrer Familie im Süden von Schwafheim. Wenn sie aus dem Fenster über ihren Garten hinausblic­kte, sah sie üppiges Grün. Aber jetzt ist der drei Meter breite Grünstreif­en verschwund­en. Er wurde im Zuge von Bauarbeite­n entfernt. In der Nachbarsch­aft, zwischen Kendelstra­ße und Schwarzer Weg, entsteht ein neues Wohngebiet, bis zu 16 Wohneinhei­ten sind möglich. Dagegen sei nichts einzuwende­n, sagt die Moerserin auch im Namen anderer Anwohner. Aber deshalb ein Stück gewachsene Natur zerstören? „Das regt uns auf, das verstehen wir nicht.“

Umso unverständ­licher sei die Rodung, weil im Zuge der Bauarbeite­n ein neuer Grünstreif­en angelegt werden soll, der das neue Wohngebiet umfasst. „Ein Grünstreif­en muss weg, damit ein neuer da hinkommen kann? Das ist doch Irrsinn“, sagt Andrea Henneberge­r dazu. Der alte Grünstreif­en habe Vögeln und Fledermäus­en als Quartier gedient. „Da waren neben Unterholz auch viele vernünftig­e Bäume dabei.“Der neue Grünstreif­en soll sogar fünf Meter breit sein. Es wird sich allerdings um eine gepflegte Anlage handeln, von einem öffentlich­en Parkgeländ­e war seinerzeit in der Begründung zum Bebauungsp­lan die Rede. „Innerhalb der öffentlich­en Grünfläche sind insgesamt 24 Laubbäume als Ersatz für die zu beseitigen­den Gehölzstru­kturen zu pflanzen und dauerhaft zu erhalten“, hieß es darin.

Pascal Dachrodt, ebenfalls Nachbar des Baugebiets, ist nicht weniger verärgert. Das jetzige Baugrundst­ück sei ehemals eine „grüne Oase mit dichtem Unterholz“gewesen: „Wir hatten oft Rehe, Fasane, Fledermäus­e und Vögel aller Arten in direkter Sicht, das es direkt angebunden ist an Felder und geschützte Wild-Gebiete.“Das Areal habe einst davor gestanden, Naturschut­zgebiet zu werden. Jetzt werde sogar der letzte alte Baumbestan­d unnötigerw­eise zerstört.

Andrea Henneberge­r war bisher der Meinung, dass der alte Grünstreif­en bestehen bleibe. „Das wurde uns immer gesagt.“Jetzt, als sich ein Nachbar im Rathaus beschwert habe, sei ihm gesagt worden, dass alles rechtens sei.

Martin Dabrock, Leiter des Fachbereic­hs Stadtplanu­ng und Umwelt, kann dem nur zustimmen. Der Bebauungsp­lan sei im Juni beschlosse­n worden, es gebe einen städtebaul­ichen Vertrag mit dem Investor, der einen Rechtsansp­ruch auf die Ausführung der Planung habe. Die Aufregung der Anwohner komme zu spät. Im Rahmen des Bebauungsp­lansverfah­ren habe es die Möglichkei­t gegeben, entspreche­nd Einwände zu machen. „Da ist von den Anwohner sehr wenig gekommen.“

Das Baugelände befindet sich auf einer ehemaligen, verfüllten Kiesbagger­ei. Wegen eventuelle­r Altlasten im Boden, vor allem aber, damit das Niederschl­agswasser abfließen kann, werde das Areal aufgeschüt­tet. So liege die Baustraße zwei Meter höher als der Schwarze Weg. Nicht

zuletzt wegen der dadurch entstehend­en Böschung sei es schwierig gewesen, den alten Grünstreif­en zu erhalten.

So habe man sich unter Würdigung aller Gesichtspu­nkte entschloss­en, ihn wegzunehme­n und das Gelände neu zu begrünen.

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FOTO: HENNEBERGE­R Ein Blick auf das Baugelände. Bis vor ein paar Tagen lag unmittelba­r hinter dem Garten der Familie Henneberge­r der nun gerodete Grünstreif­en.

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