Rheinische Post - Xanten and Moers
Grünstreifen-Rodung empört Anwohner
Am Schwarzen Weg in Schwafheim entsteht ein neues Wohngebiet. Im Zuge der Arbeiten wurde dort ein üppiger Grünstreifen entfernt. Anwohner protestieren und sprechen von „Irrsinn“. Denn: Geplant ist die Anlage neuen Grüns.
MOERS Andrea Henneberger kann es kaum fassen. Seit 15 Jahren wohnt sie mit ihrer Familie im Süden von Schwafheim. Wenn sie aus dem Fenster über ihren Garten hinausblickte, sah sie üppiges Grün. Aber jetzt ist der drei Meter breite Grünstreifen verschwunden. Er wurde im Zuge von Bauarbeiten entfernt. In der Nachbarschaft, zwischen Kendelstraße und Schwarzer Weg, entsteht ein neues Wohngebiet, bis zu 16 Wohneinheiten sind möglich. Dagegen sei nichts einzuwenden, sagt die Moerserin auch im Namen anderer Anwohner. Aber deshalb ein Stück gewachsene Natur zerstören? „Das regt uns auf, das verstehen wir nicht.“
Umso unverständlicher sei die Rodung, weil im Zuge der Bauarbeiten ein neuer Grünstreifen angelegt werden soll, der das neue Wohngebiet umfasst. „Ein Grünstreifen muss weg, damit ein neuer da hinkommen kann? Das ist doch Irrsinn“, sagt Andrea Henneberger dazu. Der alte Grünstreifen habe Vögeln und Fledermäusen als Quartier gedient. „Da waren neben Unterholz auch viele vernünftige Bäume dabei.“Der neue Grünstreifen soll sogar fünf Meter breit sein. Es wird sich allerdings um eine gepflegte Anlage handeln, von einem öffentlichen Parkgelände war seinerzeit in der Begründung zum Bebauungsplan die Rede. „Innerhalb der öffentlichen Grünfläche sind insgesamt 24 Laubbäume als Ersatz für die zu beseitigenden Gehölzstrukturen zu pflanzen und dauerhaft zu erhalten“, hieß es darin.
Pascal Dachrodt, ebenfalls Nachbar des Baugebiets, ist nicht weniger verärgert. Das jetzige Baugrundstück sei ehemals eine „grüne Oase mit dichtem Unterholz“gewesen: „Wir hatten oft Rehe, Fasane, Fledermäuse und Vögel aller Arten in direkter Sicht, das es direkt angebunden ist an Felder und geschützte Wild-Gebiete.“Das Areal habe einst davor gestanden, Naturschutzgebiet zu werden. Jetzt werde sogar der letzte alte Baumbestand unnötigerweise zerstört.
Andrea Henneberger war bisher der Meinung, dass der alte Grünstreifen bestehen bleibe. „Das wurde uns immer gesagt.“Jetzt, als sich ein Nachbar im Rathaus beschwert habe, sei ihm gesagt worden, dass alles rechtens sei.
Martin Dabrock, Leiter des Fachbereichs Stadtplanung und Umwelt, kann dem nur zustimmen. Der Bebauungsplan sei im Juni beschlossen worden, es gebe einen städtebaulichen Vertrag mit dem Investor, der einen Rechtsanspruch auf die Ausführung der Planung habe. Die Aufregung der Anwohner komme zu spät. Im Rahmen des Bebauungsplansverfahren habe es die Möglichkeit gegeben, entsprechend Einwände zu machen. „Da ist von den Anwohner sehr wenig gekommen.“
Das Baugelände befindet sich auf einer ehemaligen, verfüllten Kiesbaggerei. Wegen eventueller Altlasten im Boden, vor allem aber, damit das Niederschlagswasser abfließen kann, werde das Areal aufgeschüttet. So liege die Baustraße zwei Meter höher als der Schwarze Weg. Nicht
zuletzt wegen der dadurch entstehenden Böschung sei es schwierig gewesen, den alten Grünstreifen zu erhalten.
So habe man sich unter Würdigung aller Gesichtspunkte entschlossen, ihn wegzunehmen und das Gelände neu zu begrünen.