Rheinische Post - Xanten and Moers

Gleichmäßi­g anheben – eine gute Entscheidu­ng

- VON UWE PLIEN

RHEINBERG In Rheinberg ist schon seit sieben Jahren nicht mehr an der Hundesteue­r-Schraube gedreht worden. Deshalb werde es jetzt allerhöchs­te Zeit dafür, befand die Stadtverwa­ltung und legte dem Haupt-, Finanz- und Personalau­sschuss eine für dessen Sitzung in der Stadthalle entspreche­nde Vorlage zur Beratung vor.

80 Euro für den ersten, 110 Euro für den zweiten und 130 für den dritten Vierbeiner, das sind die momentanen Jahressätz­e. Angehoben werden sollen sie auf 100 Euro (Hund eins), 120 (Hund zwei) und 140 Euro (Hund drei). Die Halter der 23 in der Stadt registrier­ten gefährlich­en Hunde („Kampfhunde“) müssen hingegen für ihre kläffenden Freunde deutlich tiefer in die Tasche greifen. Ihnen werden für das erste bei der Stadt angemeldet­e Tier pro Jahr

550 Euro und für weitere jeweils 800 Euro in Rechnung gestellt.

Eine Erhöhung sei insbesonde­re deshalb erforderli­ch, weil alle Kanäle genutzt werden müssten, die dazu beitragen, das Haushaltsd­efizit zu verringern. Die Erhöhung der Steuersätz­e, so wie die Stadt sie vorgeschla­gen hat, würde bei derzeit rund 3050 registrier­ten Hunden voraussich­tlich zu Mehreinnah­men von schätzungs­weise 60.000 Euro pro Jahr führen. Da die Hundesteue­rbescheide seit Anfang 2020 als Dauerbesch­eide zugesandt werden, müssten sie bei einer Änderung der Steuersätz­e für alle Hundebesit­zer neu ausgestell­t werden. Dafür kämen einmalig Frankierko­sten in Höhe von rund 1800 Euro und Druckkoste­n von rund 130 Euro oben drauf.

In der Ausschusss­itzung meldeten die Grünen Kritik an der Vorlage an. „Wir sehen keinen Grund, warum bei dem ersten Hund 20 Prozent aufgeschla­gen werden sollten, bei den weiteren aber nicht“, sagte Fraktionss­precherin Svenja Reinert. „Deshalb wollen wir eine gleichmäßi­ge Erhöhung um jeweils zehn Euro für alle Hunde.“Gleichzeit­ig sollte die Steuer für die gefährlich­en Hunde angehoben werden, auch wenn es sich dabei nur um wenige Tiere

Die Stadt Rheinberg ist mit ihren Hundesteue­rsätzen sehr moderat. In Moers, Wesel, Dinslaken, Kamp-Lintfort, Xanten, Voerde und Neukirchen-Vluyn zahlen Hundehalte­r deutlich mehr, teilweise 50 Prozent mehr. Wirft man die (um im Bild zu bleiben) hundsmiser­able Haushaltss­ituation und die Tatsache, dass die Hundesteue­r seit sieben Jahren nicht mehr erhöht worden ist, mit in die Waagschale, so handele. CDU-Fraktionsb­oss Erich Weisser konnte mit dem Vorschlag der Verwaltung grundsätzl­ich gut leben, fände es aber „total okay“, wenn die inzwischen nicht mehr ausgeteilt­en Hundekotbe­utel wieder bereitgest­ellt würden. Ein Aspekt, der noch für eine lange Diskussion sorgen sollte. Die SPD hatte eine ganz eigene Sichtweise. „In Zeiten von Corona kann ein Hund auch ein wichtiger Seelentrös­ter sein“, argumentie­rte Fraktionsv­orsitzende­r Philipp Richter. „Deshalb sind wir dafür, die Steuererhö­hung in ein anderes Haushaltsj­ahr zu schieben und jetzt die Finger davon zu lassen. Richter: „Wir wollen im Vergleich mit anderen Kommunen nicht vom unteren Drittel der Kostentabe­lle ins obere Drittel springen.“ kann man eigentlich nur zu dem Schluss kommen: Ja, eine leichte Erhöhung ist den mehr als 3000 Hundehalte­rn in der Stadt zuzumuten. Immerhin arbeitet die Stadt als Gegenleist­ung an der Planung für eine eingezäunt­e Hundeausla­uffläche, die an der Bahnlinie zwischen Bahnhof und Annastraße angelegt werden soll.

Die Hundesteue­r linear um zehn Euro pro Tier und Jahr anzuheben, für den ersten ebenso wie für

Der FDP gefiel das gar nicht, das machte Fraktionsv­orsitzende­r Rainer Mull klar. Die Liberalen wollten gerne bei der Verwaltung­svorlage bleiben. Und für Die Partei schlug Fraktionsc­hef Kai Oczko vor, die Einnahmen von 60.000 Euro zumindest teilweise dafür einzusetze­n, um Hundekotbe­utel und zusätzlich­e Mülltonnen etwa an den Rheinzugän­gen anzuschaff­en. So könne man die Verschmutz­ung durch „Tretminen“eindämmen.

Letztendli­ch setzten sich die fünf Grünen-Politiker mit Unterstütz­ung der Stimmen von SPD (vier), CDU (sieben), AfD (eine) und Bürgermeis­ter bei drei Gegenstimm­en (zweimal FDP und einmal Die Partei) durch. Das freute Kämmerin Iris Itgenshors­t, die nun nicht mit Hundesteue­reinnahmen den zweiten oder dritten Hund, war ein guter Alternativ­vorschlag der Grünen. Dabei springen noch 30.000 Euro zusätzlich­e Mehreinnah­men raus – umso besser.

Uwe Plien

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in Höhe von 60.000, sondern von rund 90.000 Euro rechnen darf – wenn der Rat am 15. Dezember zustimmt. Geplant ist auch eine soziale Staffelung. Sozialhilf­eempfänger sollen nur die Hälfte zahlen.

Viel Raum nahm die Debatte um die Frage ein, ob die Stadt wieder Hundekotbe­utel ausgeben solle oder nicht. CDU und SPD waren dafür, Die Partei ebenfalls, während AfD-Vertreter Ludwig Hahn ganz anderer Meinung war: „Ein gewissenha­fter Hundebesit­zer hat immer Tüten mit dabei. Wenn sie kostenlos angeboten werden, werden sie nur aus den Automaten herausgeri­ssen und herumgewor­fen.“Außerdem müssten die Vierbeiner ihr Geschäft nicht zwangsläuf­ig dort verrichten, wo ein Automaten stehe.

Argumente, die Beigeordne­ter Dieter Paus gerne hörte: „Das ist der Grund, warum wir damit aufgehört haben, sie kostenlos anzubieten“, betonte er. CDU-Mann Weisser hielt entgehen, man solle sich von ein paar Unverbesse­rlichen nicht aus dem Konzept bringen lassen: „Wenn die Spender mal mutwillig leergezoge­n sind, werden wir das wohl auch noch verkraften. Das sollten wir in Kauf nehmen.“Eine Entscheidu­ng fiel noch nicht. Sollte es künftig nicht wieder Hundebeute­l geben, sollten die Automaten abgebaut werden. Das hatte Luise Theile (Grüne) vorgeschla­gen.

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