Rheinische Post - Xanten and Moers
Geldschleuserbanden sollen Millionen verschoben haben
DÜSSELDORF Für manche Kaufleute mag es ein normales Geldgeschäft sein – doch für Düsseldorfer Ermittler ist das so genannte Havala-Banking eine illegale Geldschleuser-Aktion. Die Staatsanwaltschaft hat eine Gruppe von sieben Männern zwischen 33 und 53 Jahren angeklagt wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung, darunter auch den mutmaßlichen Kopf der Gruppe, einen 51-jährigen Juwelier aus Düsseldorf. Gegen ihn und sechs mutmaßliche Bandenmitglieder soll das Landgericht wegen millionenschwerer Transaktionen außerhalb des staatlich genehmigten Bankenwesens verhandeln. Ob das Gericht diese Anklage zulässt, ist noch offen.
Havala-Banking läuft nach dem immer gleichen Muster: Zahlt ein Kunde an einem Ort Bargeld ein, kann der Empfänger den Betrag an einem anderen Ort in Empfang nehmen – ohne dass das Bargeld tatsächlich dorthin transferiert wurde. Solche Ein- und Auszahlungen werden offiziell nicht erfasst und so an dem staatlich genehmigten Bankenund
Finanzwesen vorbeigeschleust. Laut Anklage soll die hiesige Gruppe auf diese Art an jedem Werktag zwischen 700.000 und einer Million Euro verschoben haben – überwiegend von Deutschland in die Türkei. Das sei laut Anklage nur durch Bildung einer kriminellen Vereinigung möglich gewesen – und für jede der Transaktionen sollen Provisionen zwischen eineinhalb und zwei Prozent fällig geworden sein. Bei einer bundesweiten Razzia Ende 2019 unter der Regie der Düsseldorfer Zentralstelle für die Verfolgung organisierter Straftaten waren bei den Verdächtigen Vermögenswerte von rund 22 Millionen Euro gesichert worden, darunter 6,2 Millionen Euro Bargeld, rund sieben Millionen Euro in Gold und Edel-Fahrzeuge. Das Gesamtvolumen aller Transaktionen durch die verdächtigte Gruppe soll bei mehr als 210 Millionen Euro liegen.
Das Landgericht muss nun prüfen, ob die von den Behörden zusammengetragenen Belege ausreichen, um von einem hinreichenden Tatverdacht gegen die sieben Verdächtigen auszugehen.