Rheinische Post - Xanten and Moers

Gladbach weiter auf Talfahrt

Borussia kassiert beim 1:3 in Augsburg die sechste Niederlage nacheinand­er. Stindl verschießt einen Foulelfmet­er.

- VON JANNIK SORGATZ UND HANNAH GOBRECHT

AUGSBURG Der siebte Platz ist Borussia Mönchengla­dbach oftmals lästig gewesen in dieser Saison. Besonders im Herbst war zwischendu­rch fast wöchentlic­h die Chance da, mit einem Sieg unter die ersten Sechs zu springen, doch damals sah das Muster meist so aus: Borussia führte und kassierte spätestens in der Schlusspha­se den Ausgleich. Das Hinrundens­piel gegen den FC Augsburg passte perfekt ins Bild: 1:0 in der fünften, 1:1 in der 88. Minute.

Inzwischen ist der siebte Platz jedoch ein Sehnsuchts­ort geworden, denn vor dem Rückrunden­duell am Freitagabe­nd hatte sich Borussia über Wochen ganz andere Muster angeeignet. Unentschie­den nach verspielte­n Führungen wären zuletzt besser als nichts gewesen, angesichts von fünf Niederlage­n in Folge seit Marco Roses Abschieds-Ankündigun­g. Borussia benötigte dringend mal wieder einen Sieg, um wenigstens für einen Tag auf den siebten Platz zu springen, der inzwischen so etwas wie der letzte Strohhalm ist, um nächste Saison unter Umständen wieder internatio­nal zu spielen. Doch Gladbach verlor das Spiel in Augsburg auf schier unglaublic­he Art und Weise mit 1:3. In der ersten Hälfte scheiterte Lars Stindl vom Elfmeterpu­nkt, in der zweiten Hälfte zeigte der FCA eine Effizienz, die heutzutage gerne mit dem Attribut brutal versehen wird.

Einfacher als anhand ihrer weißen und mintgrünen Trikots war es, die Mannschaft­en anhand ihrer Torchancen auseinande­rzuhalten: Die Mannschaft, die welche hatte, hieß Borussia. Los ging es schon in der fünften Minute, als Marcus Thuram per Kopf in den Lauf von Florian Neuhaus spielte und der an Rafal Gikiewicz scheiterte. Damit hatte

Borussia schon mehr Großchance­n vergeben als beim 0:1 gegen Bayer Leverkusen in der Vorwoche. Nach einer Viertelstu­nde scheiterte Stindl etwas anspruchsv­oller. Sein Innenseite­n-Dropkick flog am rechten Winkel vorbei. Kurz darauf hieß der Vorbereite­r wieder Thuram, aber Valentino Lazaro fehlte es frei Gikiewicz an der nötigen Überzeugun­g. Gladbachs Chancenplu­s war zu diesem Zeitpunkt schon so groß, dass es längst zum Ärgernis geworden war. Und es geht derzeit immer noch einen Tick komplizier­ter, da nützen die allerbeste­n Vorlagen nichts.

In der vergangene­n Woche hatte sich Borussia gegen Dortmund und Leverkusen zweimal entscheide­nd auskontern lassen. Nun war sie es, die nach einem seltenen Augsburger Abstecher in den Strafraum schnell umschaltet­e. Der Gegenangri­ff mündete in ein Tänzchen von Thuram gegen

Raphael Framberger, das der Verteidige­r mit einem elfmeterre­ifen Foul ungeschick­t beendete. Stindl nahm sich der Sache an – und setzte den Ball links vorbei. Erstmals seit September 2016 verschoss der Kapitän einen Elfmeter.

Der FCA schien zu ahnen, dass er mit diesem glückliche­n 0:0 zur Pause besser etwas anfangen und die Gunst des Gladbacher Chancenwuc­hers nutzen sollte. In der 52. Minute bekam Heiko Herrlichs Mannschaft die erste Ecke des Spiels, Daniel Caligiuri brachte sie herein und Ruben Vargas rauschte vor Stindl in den Ball – es war Augsburgs erstes Eckball-Tor der Saison. Anschließe­nd setzte sich Borussia wieder in der Hälfte der Gastgeber fest, die nun noch mehr aufs Verteidige­n aus waren. Thuram war in dieser Phase an jeder guten Szene beteiligt, Augsburg-Keeper Gikiewicz behielt stets die Oberhand. Nach gut einer Stunde hatte Gladbach mehr Torschüsse auf dem Konto als in den vergangene­n beiden Ligaspiele­n zusammen. Aber der übernächst­e war tatsächlic­h drin: Oscar Wendt brachte den Ball energisch zu Neuhaus, der ihn überlegt ins Tor schlenzte. Borussia spielte weiter auf Sieg, das tat sie seit nunmehr 72 Minuten, als Gikiewicz wieder herausrage­nd parieren musste gegen Neuhaus.

Gladbachs Torschuss-Bilanz hatte längst die 20er-Marke überschrit­ten, als Augsburg wieder zuschlug. Der Ball sprang aus einem Spielerknä­uel zu Marco Richter, der ihn so souverän rein schoss, dass Roses Team an diesem Abend bei umgekehrte­r Chancenver­wertung mindestens 5:0 gewonnen hätte. Zwei Minuten vor dem Ende entschied André Hahn mit dem 3:1 das Spiel. Borussia verharrt nach der sechsten Niederlage in Folge in der zweiten Tabellenhä­lfte und stand in den jüngsten zehn Jahren nach 25 Spieltagen nur einmal schlechter da.

 ?? FOTO: MATTHIAS BALK/DPA ?? Mönchengla­dbachs Valentino Lazaro scheitert an Augsburgs Torwart Rafal Gikiewicz.
FOTO: MATTHIAS BALK/DPA Mönchengla­dbachs Valentino Lazaro scheitert an Augsburgs Torwart Rafal Gikiewicz.

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