Rheinische Post - Xanten and Moers
„Finanzierung ist in Schieflage geraten“
Die finanzielle Lage der Moers Marketing GmbH ist schwierig. Zum eh schon knappen Budget kommen höhere Kosten und die Corona-Pandemie erschwerend dazu. Ein Arbeitskreis soll neue Finanzierungsmöglichkeiten erarbeiten.
MOERS Stadtmarketing dient als wichtiges Bindeglied zwischen Politik, Handel und Bürgern und soll die Attraktivität einer Stadt fördern und sichern. In Moers übernimmt diese wichtige Aufgabe die Moers Marketing GmbH. Gegründet 2007 als PPP-Projekt (Public Private Partnership), ist die Gesellschaft seit 2014 hundertprozentige Tochtergesellschaft der Stadt Moers. Seit 2009 ist Michael Birr Geschäftsführer. „Alle wichtigen Entscheidung, die im Aufsichtsrat getroffen wurden und Auswirkungen auf die Marketing-Gesellschaft haben, wie zum Beispiel der Wirtschaftsplan oder strategische Ausrichtungen, müssen über den Ausschuss für Liegenschaften und Beteiligungen und letztlich über den Stadtrat bestätigt werden“, erklärt Michael Birr.
Die Aufgaben der Moers Marketing umfassen dabei weit mehr als das klassische Veranstaltungsmanagement etwa bei Kirmes, Weihnachtsmarkt oder Trödelmärkten. „Immer mehr in den Fokus treten das Citymarketing und die Unterstützung von Einzelhandel, Tourismus und Wirtschaft. Das sind Aufgaben, die der Gesellschaft zur Gründung ins Stammbuch geschrieben wurden, die wir aber aufgrund der Finanzierungssituation in weiten Teilen noch nicht optimal umsetzen konnten. Durch die Corona-Pandemie ist das noch einmal sehr deutlich geworden“, so Birr.
Finanziell getragen wird die Moers Marketing bisher hauptsächlich über Veranstaltungen, die fielen jedoch im vergangenen Jahr coronabedingt weitestgehend aus. Von der Stadt Moers gibt es, seit einem Jahrzehnt unverändert, einen jährlichen Zuschuss in Höhe von 135.000 Euro, im Gegenzug muss sie dafür die Bürgerund Touristeninformation vollumfänglich betreiben. Zum Vergleich: Das Stadtmarketing der Stadt Wesel mit nahezu dem gleichen Zuschnitt an Aufgaben erhält einen städtischen Zuschuss von 630.000 Euro. Nach einer Erhebung der IHK Mittlerer Niederrhein geben Städte über 100.000 Einwohner (Krefeld, Mönchengladbach, Neuss) im Schnitt rund 39.596 Euro je 10.000 Einwohner aus. In Moers sind es gerade einmal 13.500 Euro. „Die Finanzierung war immer schon sehr knapp bemessen, um Aufgaben zu übernehmen, die kein Geld in die Kasse der Moers Marketing spülen. Wenn wir zum Beispiel aktuell darüber reden, dass die Stadtmarketing-Gesellschaft den Einzelhandel und die Gastronomie mit Aktionen oder mittel- und langfristigen Strategien fördern soll, dann sind das vielfach Dinge, die einen Finanzierungshintergrund benötigen, die aber in der Sache die wirtschaftliche Lage des Stadtmarketings nicht verbessern und somit von uns nicht richtig angepackt werden können“, erläutert Birr.
Um diesen Herausforderungen in Zukunft gerecht zu werden, bedürfte es mehr Personal und damit letztlich mehr Geld. Die Kosten für Großveranstaltungen seien zudem immer weiter gestiegen. „Spätestens nach dem Terroranschlag
2016 in Berlin ist die Finanzierung des Stadtmarketings durch Großevents massiv in Schieflage geraten“, so Birr. Die Anti-Terrorschutz-Maßnahmen die daraus folgten, seien nachvollziehbar, kosteten aber auch viel Geld. Dadurch sei die Marge bei Veranstaltungen immer weiter gesunken. Birr: „Jetzt kommt das Pandemiegeschehen hinzu, was die Kosten noch einmal ansteigen lässt, weil zusätzliche Hygienemaßnahmen umgesetzt werden müssen.“
Um die schwierige finanzielle Lage zu verbessern, hat der Aufsichtsrat in seiner letzten Sitzung
2020 beschlossen, im Rahmen eines internen Arbeitskreises neue Finanzierungsmöglichkeiten zu erarbeiten. Da der Aufsichtsrat hochkarätig besetzt ist, sind sowohl der Bürgermeister als auch Mitglieder der Ratsfraktionen am Tisch. Ziel dieser „Marketing 2.0-Arbeitsgruppe“, wie Birr sie nennt, sei es ein thematisch erweiterten Aufgabenzuschnitt
Moers Marketing ist seit 2014 zu hundertprozentige Tochtergesesllschaft der Stadt.
Aufsichtsrat Der Aufsichtsrat unter Vorsitz von Bürgermeister Christoph Fleischhauer besteht nach wie vor aus den Partnern des einstigen PPP-Projekts: unter anderem die Enni, die Volksbank Niederrhein und der Sparkasse am Niederrhein.
des Stadtmarketings, in Verbindung mit zusätzlichen Finanzmitteln, für die Diskussion und Entscheidung im Stadtrat, zu entwickeln. „Ich gehe davon, dass der positive Ansatz aus dem Aufsichtsrat zu guten Ergebnissen führen wird. Alles andere wäre fatal, denn die Lage ist ernst“, macht Birr deutlich.
Trotz unklarer Corona-Situation steckt Michael Birr mitten in der Planung für die Moerser Kirmes. „Auch wenn wir wissen, dass die Kirmes vielleicht nicht stattfinden kann, müssen wir sie jetzt planen, das geht nicht vier Wochen vorher“, so Birr.
Als Alternative, falls die Kirmes erneut Corona zum Opfer fällt, werde auch an einem Konzept für MOFun 2 gearbeitet. Darüber hinaus laufen die Planungen für Trödelmärkte, Sparkassen Summer Soul am See sowie einen Abendmarkt oder ein Streetfood-Festival, bei letzterem hapere es aber noch an der Finanzierung. Eingestielt wurde bereits eine viermonatige Aktion mit der ISG und der Sparkasse am Niederrhein zur Unterstützung des Einzelhandels und der Gastronomie. Mehr dazu verraten will Birr aber erst nach dem 22. März, wenn die Gespräche bezüglich Veranstaltungen zwischen der Bundesregierung und den Länderchefs abgeschlossen sind.
Für den sechsstreifigen Ausbau der A 57 zwischen Autobahnkreuz Moers und Krefeld-Gartenstadt läuft ein Planfeststellungsverfahren. Die Stadt Moers hat im Ausschuss ihre Stellungnahme vorgelegt. Bedenken bestehen insbesondere wegen der Aussparung der Lärmschutzwand zwischen dem Grafschafter Rad- und Wanderweg und der Wilhelm-Anlahr-Straße nach Osten in Richtung Holderberg. Dem Vorhaben könne in der vorgelegten Form daher nicht zugestimmt werden, heißt es.