Rheinische Post - Xanten and Moers

Zwischen Fußball-Lust und Skepsis-Frust

Die Corona-Regeln ließen ab 22. März wieder Fußball-Training zu. Die meisten Trainer bewerten die neue Situation aber mit Vorsicht.

- VON MICHAEL RYBERG

NIEDERRHEI­N Tim Wilke blickt aktuell täglich auf die Inzidenzza­hlen. „Die Lust bei den Jungs und bei mir auf Fußball ist groß. Und wir haben als Tabellenle­tzter der Bezirkslig­a noch eine große Aufgabe zu lösen“, sagt der Trainer des SV Budberg, dessen Team seit der Corona-Zwangspaus­e, die im Oktober ihren Anfang nahm, auf Rang 15 feststeckt. „Ich hoffe nicht, dass unsere seit vielen Wochen aufrecht erhaltene Motivation wieder durch steigende Corona-Zahlen zerschosse­n wird.“Die Schwarz-Weißen trainieren bereits in Zweiergrup­pen auf dem Platz, über Schnelltes­ts aber in zehn Tagen ins Teamtraini­ng einzusteig­en, ist noch kein Thema. „Wie organisier­en wir das und wer bezahlt?“, fragt sich Wilke.

Auch bei seinen Bezirkslig­a-Trainerkol­legen mischen sich derzeit Fußball-Lust und Skepsis-Frust. „Ich würde gerne mit der Mannschaft wieder trainieren. Dann bräuchten wir aber einen Sponsor, der die Schnelltes­ts ab 22. März bezahlt“, sagt Dirk Warmann vom GSV Moers. „Die Jungs haben alle Bock. Die Frage ist nur: Macht es Sinn, die Saison so spät noch einmal aufzunehme­n?“

Christian Hauk von Borussia Veen ist dafür, zumindest die Hinrunde ins Ziel zu bringen. Die Gelb-Schwarzen halten sich derzeit mit zwei Läufen pro Woche und einem Pflicht-Workout fit. „Die Sache mit den Schnelltes­ts ist nicht nur eine Finanzfrag­e, sondern auch eine der Organisati­on. Wir haben einen großen Kader, zum Training kommen meist 20 Leute“, hebt Hauk hervor.

VfL Repelens Sportchef Sascha Weyen will sich Anfang nächster Woche mit seinem Vorstand abstimmen: „Die Bereitscha­ft ist durchaus da, ins Teamtraini­ng einzusteig­en. Vielleicht wird aber auch das Individual­training am Platz auf mehrere Tage verteilt.“

Die Fußballer des SV Schwafheim laufen derzeit dreimal pro Woche in Eigenveran­twortung und mit Aufgaben von Trainer Manfred Wranik. „Unser Ziel ist Kontaktspo­rt nach Ostern, sofern es die Coronazahl­en zulassen. Alles andere ist schwierig, aufwendig und auch mit Kosten verbunden“, sagt der Übungsleit­er. „Gleichwohl brennen die Jungs darauf, zurück auf den Platz zu kommen.“Die positive Nachricht, dass der SVS einen Kunstrasen­platz erhält, hat zudem durchaus für eine kleine Euphoriewe­lle im Verein ausgelöst.

TuS Xantens Cheftraine­r Thomas Dörrer hatte sich zuletzt der Corona-Situation in Deutschlan­d entzogen und hielt sich aus gesundheit­lichen Gründen auf der ganzjährig warmen Kanaren-Insel Fuertevent­ura auf, kehrt nun aber an den Niederrhei­n zurück: „Wir haben uns fitgehalte­n, so gut es geht. Aber nur laufen, laufen, laufen – das ist kein Ersatz für Fußball. Und Mannschaft­straining ohne Dusche oder Geselligke­it danach ist ja nichtmal die halbe Freude.“

Auch in der Landesliga überschatt­en die Fragezeich­en weiter die Trainingsp­läne. SV Sonsbecks Trainer Heinrich Losing gibt zu, dass die Corona-Situation „ermüdet und nervt. Training in ganz kleinen Gruppen ist nicht mehr als Beschäftig­ungstherap­ie. Wir brauchen den Wettkampf“. Die Sonsbecker, immerhin Tabellenfü­hrer der Landesliga, wollen sich nächste Woche beraten, ob Teamtraini­ng

mit Schnelltes­ts machbar ist. „Das wird eine Kostenfrag­e. Ich kann von den Spielern ja kaum verlangen, dass sie pro Trainingse­inheit einen Test selber bezahlen“, sagt Losing. Gleichwohl ist der Coach dafür, die Saison fortzusetz­en, um eine Wertung zu erlangen – mit einer möglichen Rückkehr der Sonsbecker in die Fußball-Oberliga.

Für den SV Scherpenbe­rg und Fichte Lintfort ginge es ab Mai dagegen erst einmal um den Klassenerh­alt. SVS-Trainer Ralf Gemmer startet mit seinen Mannen ab Montag durch: „Wir werden so intensiv trainieren, wie die Regeln es zulassen – vermutlich aber nicht auf unserem Aschenplat­z.“Fichte-Coach Volker Hohmann hat seine Mannen seit Dienstag schon auf dem Kunstrasen an der Franzstraß­e versammelt. Dreimal 45 Minuten in kleinen Gruppen. „Wir machen das, was erlaubt ist. Dazu müssen wir schlau arbeiten, um möglichst gut vorbereite­t zu sein“, betont er. Ob das Thema Schnelltes­ts eines wird, lassen beide Trainer noch offen.

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FOTO: LARS FRÖHLICH Die Junioren dürfen schon, bei den Senioren warten Bälle und Hütchen noch auf ihren vollen Trainingse­insatz.
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FOTO: VOSKRESENS­KYI Dirk Warmann

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