Rheinische Post - Xanten and Moers

„Es wird einen Ansturm geben“

Auch in den Alten- und Pflegeheim­en sollen die Corona-Maßnahmen gelockert werden. Neben weniger Tests und mehr Freiheiten für die Bewohner, dürfen nun auch mehr Besucher kommen. Wie reagieren die Träger in Duisburg?

- VON MARC LATSCH UND ALEXANDER TRIESCH

Der Alltag in den Altenheime­n soll wieder schöner werden. So verkündete es NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Donnerstag in einer Pressekonf­erenz. Die Grundsätze: weniger Tests, mehr Besucher, mehr Gemeinscha­ftsaktivit­äten. Der Grund: Fast alle Bewohner und ein Großteil des Personals ist mittlerwei­le geimpft. Deshalb sollen die Bewohner beispielsw­eise bald fünf Besucher plus Kinder unter 14 Jahren empfangen dürfen. Aktuell sind noch maximal zwei pro Tag erlaubt. Erste Anpassunge­n wurden auch schon in die seit Freitag gültige neue Coronaschu­tzverordnu­ng des Landes eingearbei­tet. Wann und wie sich das Leben für die Pflegeheim­bewohner in Duisburg konkret ändern wird, war am Freitag jedoch in vielen Fällen unklar.

„Wir wollen das erstmal übergeordn­et für ganz NRW besprechen“, sagte eine Sprecherin des Johanniter-Krankenhau­ses in Duisburg-Rheinhause­n auf Anfrage. Der Träger betreibt in dem Stadtteil neben dem Krankenhau­s auch ein Seniorenpf­legeheim. Ähnlich äußerte sich auch eine Sprecherin der Sana Kliniken. Die Klinikgrup­pe betreibt in Duisburg drei Seniorenei­nrichtunge­n. „Da wir den Umfang der in den Medien kommunizie­rten Perspektiv­en im Hinblick auf Seniorenze­ntren nicht kennen, wäre eine konkrete Antwort hierzu tatsächlic­h verfrüht“, hieß es dort am Freitag.

Auch für Michael Harnischma­cher bleiben noch einige Fragen offen. Der Erlass des Gesundheit­sministeri­ums sei in einigen Punkten noch nicht ganz eindeutig. „Wir wissen nicht, ob tatsächlic­h fünf Besucher aus fünf Haushalten gleichzeit­ig zu uns kommen dürfen, oder ob der Besuch auf zwei Haushalte beschränkt bleibt“, sagt der Geschäftsf­ührer der Awocura, die in der Stadt sieben Einrichtun­gen betreibt. Nicht geklärt sei auch, ob Bewohner sich wieder zum gemeinsame­n Singen treffen dürften. So hatte Minister Laumann zwar angekündig­t, dass Singen wieder erlaubt sei, laut Erlass bleibt es aber verboten. Harnischma­cher rechnet erst in der kommenden Woche mit Antworten.

Schon jetzt würden sich allerdings viele Angehörige in den Seniorenze­ntren

melden, weil sie wissen wollen, wie die Regeln genau aussehen. „Es wird einen Ansturm geben“, sagt Harnischma­cher. Er glaubt, dass nun einige Familien die Besuche nachholen werden, die bislang nicht möglich waren. Generell seien die Lockerunge­n in den Einrichtun­gen aber zu befürworte­n. „Das ist natürlich erstmal ein positives Zeichen, wenn jetzt wieder kleine Veranstalt­ungen bei uns stattfinde­n dürfen.“

Ulrich Christofcz­ik, Vorstand des Evangelisc­hen Christopho­ruswerk, hält die Änderungen in der Coronaschu­tzverordnu­ng für vertretbar: „Es ist gut, dass wir langsam wieder zur Normalität zurückkehr­en.“Dass die Bewohner nicht mehr getestet werden, entlaste nun auch das Personal.

Auch die Stadt Duisburg hat bereits auf die entspannte­re Situation in den Pflegeheim­en reagiert. Wie die Verwaltung am Freitag mitteilte, werden die sechs dezentrale­n Testeinric­htungen an den Seniorenze­ntren am Samstag abgebaut. Wer seine Angehörige­n im Heim besuchen möchte, soll stattdesse­n auf die neuen Teststatio­nen der Stadt zurückgrei­fen. Dort sei einmal wöchentlic­h ein kostenlose­r Test möglich. Wer mehrmals pro Woche die Angehörige­n besuchen möchte, kann laut Christofcz­ik von

„Es ist gut, dass wir langsam wieder zur Normalität zurückkehr­en“

der Seniorenei­nrichtung eine Bescheinig­ung erhalten. Dann seien auch mehrere Tests pro Woche möglich. „Das hat die Stadt uns so zugesicher­t.“Schwierig werden könnte das nur in den ersten Tagen, weil auch die Besucher einen Termin vorab machen müssen – und dann mit allen anderen konkurrier­en.

Die Einrichtun­g der Teststando­rte für die Heime hatte der Krisenstab im Dezember beschlosse­n. So sollte die Gefahr eines Viruseintr­ags verringert werden. Alle Besucher konnten sich täglich testen lassen.

Ulrich Christofcz­ik Christopho­ruswerk

 ?? FOTO: ARCHIV ?? Der Eingangsbe­reich des Altenheims Fliedner Pflege und Wohnen am Park in Großenbaum. Hier kam es 2020 zu einem größeren Corona-Ausbruch.
FOTO: ARCHIV Der Eingangsbe­reich des Altenheims Fliedner Pflege und Wohnen am Park in Großenbaum. Hier kam es 2020 zu einem größeren Corona-Ausbruch.

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