Rheinische Post - Xanten and Moers
„Es wird einen Ansturm geben“
Auch in den Alten- und Pflegeheimen sollen die Corona-Maßnahmen gelockert werden. Neben weniger Tests und mehr Freiheiten für die Bewohner, dürfen nun auch mehr Besucher kommen. Wie reagieren die Träger in Duisburg?
Der Alltag in den Altenheimen soll wieder schöner werden. So verkündete es NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Donnerstag in einer Pressekonferenz. Die Grundsätze: weniger Tests, mehr Besucher, mehr Gemeinschaftsaktivitäten. Der Grund: Fast alle Bewohner und ein Großteil des Personals ist mittlerweile geimpft. Deshalb sollen die Bewohner beispielsweise bald fünf Besucher plus Kinder unter 14 Jahren empfangen dürfen. Aktuell sind noch maximal zwei pro Tag erlaubt. Erste Anpassungen wurden auch schon in die seit Freitag gültige neue Coronaschutzverordnung des Landes eingearbeitet. Wann und wie sich das Leben für die Pflegeheimbewohner in Duisburg konkret ändern wird, war am Freitag jedoch in vielen Fällen unklar.
„Wir wollen das erstmal übergeordnet für ganz NRW besprechen“, sagte eine Sprecherin des Johanniter-Krankenhauses in Duisburg-Rheinhausen auf Anfrage. Der Träger betreibt in dem Stadtteil neben dem Krankenhaus auch ein Seniorenpflegeheim. Ähnlich äußerte sich auch eine Sprecherin der Sana Kliniken. Die Klinikgruppe betreibt in Duisburg drei Senioreneinrichtungen. „Da wir den Umfang der in den Medien kommunizierten Perspektiven im Hinblick auf Seniorenzentren nicht kennen, wäre eine konkrete Antwort hierzu tatsächlich verfrüht“, hieß es dort am Freitag.
Auch für Michael Harnischmacher bleiben noch einige Fragen offen. Der Erlass des Gesundheitsministeriums sei in einigen Punkten noch nicht ganz eindeutig. „Wir wissen nicht, ob tatsächlich fünf Besucher aus fünf Haushalten gleichzeitig zu uns kommen dürfen, oder ob der Besuch auf zwei Haushalte beschränkt bleibt“, sagt der Geschäftsführer der Awocura, die in der Stadt sieben Einrichtungen betreibt. Nicht geklärt sei auch, ob Bewohner sich wieder zum gemeinsamen Singen treffen dürften. So hatte Minister Laumann zwar angekündigt, dass Singen wieder erlaubt sei, laut Erlass bleibt es aber verboten. Harnischmacher rechnet erst in der kommenden Woche mit Antworten.
Schon jetzt würden sich allerdings viele Angehörige in den Seniorenzentren
melden, weil sie wissen wollen, wie die Regeln genau aussehen. „Es wird einen Ansturm geben“, sagt Harnischmacher. Er glaubt, dass nun einige Familien die Besuche nachholen werden, die bislang nicht möglich waren. Generell seien die Lockerungen in den Einrichtungen aber zu befürworten. „Das ist natürlich erstmal ein positives Zeichen, wenn jetzt wieder kleine Veranstaltungen bei uns stattfinden dürfen.“
Ulrich Christofczik, Vorstand des Evangelischen Christophoruswerk, hält die Änderungen in der Coronaschutzverordnung für vertretbar: „Es ist gut, dass wir langsam wieder zur Normalität zurückkehren.“Dass die Bewohner nicht mehr getestet werden, entlaste nun auch das Personal.
Auch die Stadt Duisburg hat bereits auf die entspanntere Situation in den Pflegeheimen reagiert. Wie die Verwaltung am Freitag mitteilte, werden die sechs dezentralen Testeinrichtungen an den Seniorenzentren am Samstag abgebaut. Wer seine Angehörigen im Heim besuchen möchte, soll stattdessen auf die neuen Teststationen der Stadt zurückgreifen. Dort sei einmal wöchentlich ein kostenloser Test möglich. Wer mehrmals pro Woche die Angehörigen besuchen möchte, kann laut Christofczik von
„Es ist gut, dass wir langsam wieder zur Normalität zurückkehren“
der Senioreneinrichtung eine Bescheinigung erhalten. Dann seien auch mehrere Tests pro Woche möglich. „Das hat die Stadt uns so zugesichert.“Schwierig werden könnte das nur in den ersten Tagen, weil auch die Besucher einen Termin vorab machen müssen – und dann mit allen anderen konkurrieren.
Die Einrichtung der Teststandorte für die Heime hatte der Krisenstab im Dezember beschlossen. So sollte die Gefahr eines Viruseintrags verringert werden. Alle Besucher konnten sich täglich testen lassen.
Ulrich Christofczik Christophoruswerk