Rheinische Post - Xanten and Moers
Wohlfühl-Haus für die letzten Lebenstage
Das neu gebaute Hospiz in Rheinberg ist fertig und wird nächste Woche bezogen. Es hat zehn moderne und hochwertig eingerichtete Einzelzimmer. Der Förderverein steuerte 1,8 Millionen Euro Spendengeld zu den Gesamtkosten bei.
RHEINBERG Manchmal geschehen noch Zeichen und Wunder, und daran kann auch Corona nichts ändern. Die Geschichte des Rheinberger Hospizes Haus Sonnenschein ist so ein Fall. Das neue Hospiz, für das lange gespart und geplant worden war, steht jetzt fix und fertig neben dem alten hinter dem Krankenhaus St. Nikolaus. Am Freitag wurde der Neubau offiziell vorgestellt.
1995 hatte Beate Bergmann mit dem Aufbau der Hospiz-Arbeit in der Krankenhausgesellschaft St. Josef Moers begonnen, drei Jahre später wurde das stationäre Hospiz im alten Schwesternheim eröffnet. Und von Beginn an, so erzählte es die Leiterin am Freitag, sei für einen Neubau gespart worden. Dass der irgendwann realisiert werden könne, war zwischenzeitlich nicht mehr für möglich gehalten worden. Doch nun ist das Haus nach 430 Tagen Bauzeit pünktlich eröffnet worden und wird nächste Woche bezogen.
Knapp 2,4 Millionen Euro hat das Gebäude gekostet. 1,6 Millionen Euro und zudem 200.000 Euro für die mit viel Hingabe ausgesuchte Inneneinrichtung stellte der Förderverein zur Verfügung. 1,8 Millionen Euro aus Spenden – kleine wie große. Die meisten stammen von Menschen, die gespürt haben, mit welch großem Engagement, mit wie viel Herzblut, Fleiß und Fürsorge die Patienten oder Bewohner auf ihrer letzten Lebensstrecke – durchschnittliche Aufenthaltsdauer: 30 Tage – begleitet werden.
Jetzt ist das neue Haus Sonnenschein fertig und das alte, in dem sich noch eine Tagesklinik befindet, bleibt erst einmal stehen. Knapp 1000 Quadratmeter groß, hell, lichtdurchflutet, großzügig: Architekt Karlheinz Schlapeit hat das Haus mit zwei Flügeln und jeweils fünf Zimmern, zu denen jeweils eine Terrasse gehört, geplant. Dazwischen liegt ein verglaster Mitteltrakt mit Gemeinschaftsräumen, einer modernen Küche, Café und einem Raum der Stille. Ralf H. Nennhaus,
Geschäftsführer von St. Josef, hätte gerne mehr Gäste begrüßt, doch blieb der Kreis coronabedingt überschaubar. Er habe sich längst in das neue Haus verliebt, gestand er und sagte: „Ich bin sehr froh und glücklich, dass jetzt alles fertig ist.“
Leiterin Beate Bergmann dankte Karlheinz Schlapeit für sein architektonisches Feingefühl; dafür, dass er nicht eckig und kastenförmig gebaut habe: „Ich brauche das Runde, das Geschwungene“, betonte sie – eine Formsprache, die sich im Neubau an vielen Stellen wiederfindet. Beate Bergmann war ein Hinweis wichtig: „Es gab in den 23 Jahren seit der Gründung so viele Weggefährten und Unterstützer und ich möchte ihnen allen danken.“
Das Geheimnis des Erfolgs liege in der Beständigkeit des Ziels, sagte die Leiterin, für die sich mit der Fertigstellung des Neubaus ein Kreis schließt und ein Traum in Erfüllung geht. Denn Bergmann geht in den Ruhestand. Nachfolgerin wird (sie ist es faktisch schon) Mirjam Klaas, die seit zehn Jahren zum Hospiz-Team gehört und bisher Pflegedienstleiterin war. Bei ihr wisse sie die Einrichtung in besten Händen.
Mirjam Klaas dankte dem ganzen Team, das aus 20 hauptamtlichen und 35 ehrenamtlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen (im ambulanten und im stationären Dienst) besteht. Sie sei momentan von 6 Uhr morgens bis 23 Uhr abends für das Haus im Einsatz, sagte Ralf Nennhaus. Und Klaas war ganz ehrlich: „Ich habe nicht gedacht, was da alles auf mich zukommt.“
„Menschen, die zu uns kommen, um hier ihre letzten Lebenstage zu verbringen, bringen ihr ganzes Leben mit. Gutes und Schlechtes“, bilanzierte Beate Bergmann. Damit umzugehen, sei den Mitarbeitern Aufgabe und Verpflichtung. Als Pastor Martin Ahls von St. Peter zusammen mit Pastoralreferentin Bärbel Jensen die neuen Räume einsegnete, sagte er zum Schluss einen Satz, dem niemand widersprechen wollte: „In diesem Haus wird keiner allein gelassen.“