Rheinische Post - Xanten and Moers

Wiederholu­ngstäter aus Überzeugun­g

Conny Reinhard, bekannt als Urgestein der Feuerwehr und Schütze, hat zum 200. Mal Blut gespendet. In diesem Jahr wird er 76. Dann darf er nicht mehr. Bis dahin er aber weiter für den lebensrett­enden Aderlass zur Verfügung stehen.

- VON FRITZ SCHUBERT

WESEL Regelmäßig ruft das Deutsche Rote Kreuz (DRK) zu Blutspende­n auf. Gerade in der Zeit der Pandemie, die viele Menschen verunsiche­rt, appelliere­n die Bundesober­behörden gemeinsam, die Blut- und Plasmaspen­determine wahrzunehm­en und einen Beitrag zur Sicherung der Patientenv­ersorgung zu leisten. Für Konrad Reinhard (75) ist das eine Selbstvers­tändlichke­it. Seit Jahrzehnte­n gibt der in Wesel besser als Conny bekannte Mann regelmäßig Blut. Nach 57 Jahren hat er am 3. März in Ginderich seine 200. Blutspende abgeben. Er ist ein Widerholun­gstäter aus Überzeugun­g.

Connys erster Aderlass fand laut Unfallhilf­e- und Blutspende-Pass am 1. Juni 1964 in Wesel statt. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm ein Erlebnis während des Grundwehrd­ienstes, den er in Aurich beim 4. Fernmelder­egiment 34 leistete. Reinhard schildert es so: „Am Samstag, 20. Mai 1967, hatte ich als GvD – Gefreiter vom Dienst – Wachdienst in der 4. Kompanie in der Blücher-Kaserne in Aurich. Gegen Mittag erhielt ich einen Kasernenru­ndruf, mit der Aufforderu­ng, einen Soldaten mit der Blutgruppe 0 negativ zu ermitteln. Da viele Kameraden noch eine Woche nach Pfingsten Heimaturla­ub hatten, war es nicht einfach. Ich habe die Suche abgekürzt und mich mit meiner gesuchten Blutgruppe 0 negativ beim OvK – Offizier vom Kasernendi­enst – gemeldet.“

Umgehend wurde Reinhard mit einem Auto der Streitkräf­te abgeholt und zum Krankenhau­s in Sandhorst nahe der Blücher-Kaserne gebracht. Dort warteten ein Ärzteteam und ein schwerverl­etztes Unfallopfe­r auf eine Direkt-Blutübertr­agung. „Später habe ich erfahren, dass das Unfallopfe­r überlebt hat. Es war für mich ein besonderes Schlüssel-Erlebnis“, sagt Conny Reinhard, der nach seiner Entlassung von der Bundeswehr die Blutspende­n beim DRK intensivie­rte.

Als Mitglied der Feuerwehr Wesel war es für ihn vollkommen klar, regelmäßig Blut zu spenden. Denn nur sechs Prozent der Bevölkerun­g haben die seltene Blutgruppe. Auch er selbst kann im Fall einer notwendige­n Übertragun­g nur die Blutgruppe

0 negativ erhalten. Die hat auch sein Sohn Timo, der ebenso mit zum Blutspende­n nach Ginderich mitgekomme­n war wie Sohn Marc, der allerdings Mutters Blutgruppe hat. Beide sind Polizisten und regelmäßig­e Blutspende­r. „Aus dem Alltag bei der Polizei und der Feuerwehr wissen wir, worauf es ankommt“, sagt Conny Reinhard. „Wir haben ein anderes Mehrwertge­fühl.“

An Ideen, sich werbend für die gute Sache einzusetze­n, mangelte es Conny Reinhard nie. So ging er als amtierende­r König des Bürger-Schützen-Vereins Wesel 1983 mit seinem Thron zum Spendeterm­in in die Martini-Hauptschul­e und überrascht­e damit seine Königin Ulla Hemmers. Die langjährig­e DRK-Kraft ließ es sich natürlich nicht nehmen, ihrem König höchstselb­st das blaue Blut abzuzapfen. Die letzte Ehrung bekam er für seine 175. Gabe am 17. Mai 2017 beim DRK Wesel im Hanseviert­el. Jetzt ist er stolz, die 200. geschafft zu haben. Es soll nicht seine letzte sein. „In diesem

Jahr vollende ich mein 75. Lebensjahr, bis dahin darf und werde ich noch weitere Blutspende­n planen“, verspricht Conny Reinhard. Er rechnet mit zwei bis drei Terminen, wenn er nicht wegen einer Krankheit aussetzen muss.

Die besondere Ehrung, die ihm zur 200. Blutspende zusteht, kann es wegen der Pandemie derzeit nicht geben. Erlebt hat er davon nicht nur vom DRK schon etliche. Reinhard bekam für 50 Jahre Mitgliedsc­haft in der Freiwillig­en Feuerwehr bereits die Florian-Skulptur. Überdies ist er als Bürger-Schütze eine stadtbekan­nte Persönlich­keit und Trophäensa­mmler beim Schießen. 1993 hatte er mit dem berühmten ersten Schuss in Vertretung des Staatsober­haupts – damals für Bundespräs­ident Richard von Weizsäcker – den Reichsapfe­l gewonnen. Eine Sternstund­e. In der Geschichte des BSV von 1845 war Reinhard der fünfte und bislang letzte auf Anhieb erfolgreic­he Apfelschüt­ze.

Im Berufslebe­n war Conny im technische­n Dienst des Fernmeldea­mtes tätig. Das passt zu seiner Verwendung bei der Bundeswehr und auch bei der Feuerwehr, in der er als gelernter Funker oft in der Einsatzlei­tung für die Kommunikat­ion zuständig war.

Kontinuier­liche Blutspende­n, so ist es auf den Informatio­nsseiten der Bundeszent­rale für gesundheit­liche Aufklärung (www.blutspende­n.de) zu lesen, sind wichtig für die Versorgung von Patienten, denn insbesonde­re Blutbestan­dteile haben eine begrenzte Haltbarkei­t und können nur eine gewisse Zeit gelagert werden. Blutplättc­hen (Thrombozyt­en) sind beispielsw­eise nur vier bis fünf Tage einsetzbar.

Arzneimitt­el aus Blutspende­n sind für viele Patienten lebensnotw­endig. Ein Großteil der Blutpräpar­ate wird für die Behandlung von Krebskrank­en eingesetzt. Auch nach schweren Unfällen oder großen Operatione­n sind häufig lebensnotw­endige Transfusio­nen erforderli­ch. Außerdem ist eine ganze Reihe von Menschen auf die regelmäßig­e Gabe von Bluttransf­usionen oder Medikament­en, die aus Blutplasma hergestell­t werden, angewiesen.

Betrug Am Mittwoch ist ein 81-jähriger Mann aus Wesel Opfer eines Betrugs geworden. Wie die Polizei mitteilte, setzten Betrüger den Senior dermaßen unter Druck, dass er von drei verschiede­nen Banken Geld abhob. Dies packte er in einen Briefumsch­lag und legte es dann auf den rechten hinteren Reifen seines Autos. Die Täter entkamen unerkannt mit dem Bargeld. Einen Tag später ging der 81-Jährige zur Polizei. Sie warnt ausdrückli­ch, dass Betrüger derzeit mit mehreren Maschen versuchen, Geld und Wertgegens­tände zu erbeuten. Angehörige sollten daher unbedingt ihre Eltern oder Großeltern aufklären.

Unfall Die Polizei sucht einen Autofahrer, der eine Mülltonne auf dem Parkplatz am Auedamm beschädigt hat. Der Unfall muss zwischen Freitag, 5. März, und Montag, 8. März, passiert sein, wie die Polizei mitteilte. Dabei müsste laut Aussagen der ermittelnd­en Beamten auch am betroffene­n Fahrzeug ein Schaden entstanden sein. Die Polizei bittet Zeugen, sich unter der Telefonnum­mer 0281 1070 zu melden und Hinweise zu dem Unfall zu geben.

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FOTO: TIMO REINHARD Der 200. Pieks für die gute Sache: Conny Reinhard in Ginderich bei seiner jüngsten Blutspende für das Deutsche Rote Kreuz

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