Rheinische Post - Xanten and Moers

Im Sternenflu­g durch die Corona-Zeit

Simon Hölters absolviert eine Ausbildung zum Erzieher an der Offenen Ganztagssc­hule der Grundschul­e am Annaberg. Jetzt führt er ein Projekt mit Sternen, Planeten und Galaxien für die Kinder der Betreuung durch.

- VON NICOLE MAIBUSCH

RHEINBERG Josephine, Liah, Johanna und Lennart sind bereit, die Weiten des Weltalls zu erkunden. Die nötige Ausstattun­g haben sie sich auf jeden Fall schon gebastelt: Aus Mülltüten wurde ein Raumanzug geschneide­rt, den Helm haben die Kinder aus Pappmaché gefertigt. Und für die wichtige Sauerstoff­versorgung wurden zwei PET-Flaschen mit silberfarb­enem Panzerband beklebt.

„Sterne, Planeten und Galaxien sind spannend und lassen viel Spielraum für Phantasie und Kreativitä­t“

Simon Hölters Angehender Erzieher

Fehlen noch die Raketen, die aus Pappe gebastelt und bemalt wurden. Ihren „Erstflug“haben die vier Erstklässl­er schon hinter sich – über den Schulhof der Grundschul­e am Annaberg. Und auch das Wissen über das Universum haben sich die vier Erstklässl­er schon angeeignet. Gemeinsam mit Simon Hölters haben sich die Knirpse in die Tiefen der Materie gewagt. Der 30-jährige Hölters absolviert eine praxisinte­grierte Ausbildung (PiA) zum Erzieher an der Offenen Ganztagssc­hule (OGS) der Grundschul­e am Annaberg, ist im zweiten Ausbildung­sjahr.

Ein solches Projekt zu planen und mit den Kindern umzusetzen, ist Teil des Lehrplans. Aber ausgerechn­et Astronomie? Das klingt nach schwerer Kost. „Sterne, Planeten und Galaxien sind spannend und lassen viel Spielraum für Phantasie und Kreativitä­t“, findet Hölters. Genau deshalb habe er dieses Thema ausgewählt.

Die Kinder waren begeistert: Vier Wochen haben sie gemeinsam mit dem PiA-Azubi Ideen gesammelt, gelesen, gebastelt und Neues über das Universum gelernt. Auch zur Entspannun­g trug der Kosmos bei. Im dunklen Raum wurde ein leuchtende­r Sternenhim­mel an die Decke

projiziert. Wer genau aufpasste, konnte sogar eine „Sternschnu­ppe“erblicken.

Das Projekt hat der angehende Erzieher im Rahmen der derzeitige­n Notbetreuu­ng mit den Kindern erarbeitet. In einer Zeit, in der die insgesamt 17 OGS-Mitarbeite­r den Spagat zwischen einem Stück Normalität für die Kinder und der Einhaltung sich ändernder Corona-Maßnahmen üben. „Insgesamt 105 Kinder sind in der OGS angemeldet“, berichtet Sozialpäda­gogin Ute van Hauten, Koordinato­rin der Schulbetre­uung. Träger ist der Caritasver­band Moers-Xanten. In der Notbetreuu­ng, die von 7.45 bis 16.15

Uhr angeboten wird, sind derzeit 42 Kinder. Von einem Normalbetr­ieb sei man aktuell weit entfernt, schildert van Hauten die Situation. Es werde nicht mehr gruppenübe­rgreifend gearbeitet, die Kinder werden nach Jahrgängen getrennt in Kleinstgru­ppen betreut. Von den vier OGS-Gruppen sind jeweils zwei in Notbetreuu­ng, zwei im Schulunter­richt. Immer im Wechsel. Das bedeutet für die Kinder, die gerade nicht in der Schule sind: Distanzunt­erricht. Bis 11.30 Uhr beziehungs­weise bis 12.30 Uhr wird in der OGS „gelernt“. Gegessen wird in streng getrennt und in Schichten.„In diesen Zeiten ist vieles nicht einfach“, sagen van Hauten und Hölters. Wenn man etwas Positives finden möchte, dann sei es der gute Betreuungs­schlüssel. „Aufgrund der Arbeit in Kleinstgru­ppen lerne ich die Kinder viel besser kennen“, bestätigt der angehende Erzieher.

Dennoch wolle man den Schülern, die die Einschränk­ungen und Regeln vorbildlic­h meistern, auch Highlights bieten, an die sie sich gerne erinnern. Statt Karneval waren die gelben Minions ein großes Thema, es gab eine Kinovorste­llung mit Eintrittsk­arte und Popcorn und zur Ostern habe man sich – wie schon zu Weihnachte­n – eine Überraschu­ng für die Anwohner einfallen lassen.

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RP-FOTO: A. FISCHER Hier haben Raketen und Raumfahrer das Sagen: Simon Hölters (oben links) und OGS-Leiterin Ute van Hauten mit Kindern aus der Betreuung.

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