Rheinische Post - Xanten and Moers
Im Sternenflug durch die Corona-Zeit
Simon Hölters absolviert eine Ausbildung zum Erzieher an der Offenen Ganztagsschule der Grundschule am Annaberg. Jetzt führt er ein Projekt mit Sternen, Planeten und Galaxien für die Kinder der Betreuung durch.
RHEINBERG Josephine, Liah, Johanna und Lennart sind bereit, die Weiten des Weltalls zu erkunden. Die nötige Ausstattung haben sie sich auf jeden Fall schon gebastelt: Aus Mülltüten wurde ein Raumanzug geschneidert, den Helm haben die Kinder aus Pappmaché gefertigt. Und für die wichtige Sauerstoffversorgung wurden zwei PET-Flaschen mit silberfarbenem Panzerband beklebt.
„Sterne, Planeten und Galaxien sind spannend und lassen viel Spielraum für Phantasie und Kreativität“
Simon Hölters Angehender Erzieher
Fehlen noch die Raketen, die aus Pappe gebastelt und bemalt wurden. Ihren „Erstflug“haben die vier Erstklässler schon hinter sich – über den Schulhof der Grundschule am Annaberg. Und auch das Wissen über das Universum haben sich die vier Erstklässler schon angeeignet. Gemeinsam mit Simon Hölters haben sich die Knirpse in die Tiefen der Materie gewagt. Der 30-jährige Hölters absolviert eine praxisintegrierte Ausbildung (PiA) zum Erzieher an der Offenen Ganztagsschule (OGS) der Grundschule am Annaberg, ist im zweiten Ausbildungsjahr.
Ein solches Projekt zu planen und mit den Kindern umzusetzen, ist Teil des Lehrplans. Aber ausgerechnet Astronomie? Das klingt nach schwerer Kost. „Sterne, Planeten und Galaxien sind spannend und lassen viel Spielraum für Phantasie und Kreativität“, findet Hölters. Genau deshalb habe er dieses Thema ausgewählt.
Die Kinder waren begeistert: Vier Wochen haben sie gemeinsam mit dem PiA-Azubi Ideen gesammelt, gelesen, gebastelt und Neues über das Universum gelernt. Auch zur Entspannung trug der Kosmos bei. Im dunklen Raum wurde ein leuchtender Sternenhimmel an die Decke
projiziert. Wer genau aufpasste, konnte sogar eine „Sternschnuppe“erblicken.
Das Projekt hat der angehende Erzieher im Rahmen der derzeitigen Notbetreuung mit den Kindern erarbeitet. In einer Zeit, in der die insgesamt 17 OGS-Mitarbeiter den Spagat zwischen einem Stück Normalität für die Kinder und der Einhaltung sich ändernder Corona-Maßnahmen üben. „Insgesamt 105 Kinder sind in der OGS angemeldet“, berichtet Sozialpädagogin Ute van Hauten, Koordinatorin der Schulbetreuung. Träger ist der Caritasverband Moers-Xanten. In der Notbetreuung, die von 7.45 bis 16.15
Uhr angeboten wird, sind derzeit 42 Kinder. Von einem Normalbetrieb sei man aktuell weit entfernt, schildert van Hauten die Situation. Es werde nicht mehr gruppenübergreifend gearbeitet, die Kinder werden nach Jahrgängen getrennt in Kleinstgruppen betreut. Von den vier OGS-Gruppen sind jeweils zwei in Notbetreuung, zwei im Schulunterricht. Immer im Wechsel. Das bedeutet für die Kinder, die gerade nicht in der Schule sind: Distanzunterricht. Bis 11.30 Uhr beziehungsweise bis 12.30 Uhr wird in der OGS „gelernt“. Gegessen wird in streng getrennt und in Schichten.„In diesen Zeiten ist vieles nicht einfach“, sagen van Hauten und Hölters. Wenn man etwas Positives finden möchte, dann sei es der gute Betreuungsschlüssel. „Aufgrund der Arbeit in Kleinstgruppen lerne ich die Kinder viel besser kennen“, bestätigt der angehende Erzieher.
Dennoch wolle man den Schülern, die die Einschränkungen und Regeln vorbildlich meistern, auch Highlights bieten, an die sie sich gerne erinnern. Statt Karneval waren die gelben Minions ein großes Thema, es gab eine Kinovorstellung mit Eintrittskarte und Popcorn und zur Ostern habe man sich – wie schon zu Weihnachten – eine Überraschung für die Anwohner einfallen lassen.