Rheinische Post - Xanten and Moers
Jetzt die Chance mit Astrazeneca nutzen
Eine gute Nachricht – für die Sache und für die Politik: Die Europäische Arzneibehörde gibt den Impfstoff von Astrazeneca nach gründlicher Prüfung wieder frei. Es gibt Risiken, doch der Nutzen, den die Corona-Impfung stiftet, überwiegt diese bei Weitem. Die aufgetretenen Thrombosen seien Einzelfälle, einen Beleg, dass die Impfung sie ausgelöst hat, gibt es nicht. Auf das Votum haben die Organisatoren der Impfkampagne gewartet, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kann aufatmen. Seine Impfkampagne wäre weit zurückgeworfen worden, wenn Astrazeneca auf Dauer als Lieferant ausgefallen wäre. Noch hat Europa erst drei Impfstoffe, und alle sind knapp. Da kommt es auf jeden Hersteller an. Ohne das leicht lagerbare Astrazeneca-Mittel würde das Impfen in den Praxen noch später losgehen. Dem angeschlagenen Minister verschafft die Entscheidung der Experten Luft. Aber auch in der Sache ist sie gut.
Der Impfstoff von Astrazeneca wird sein Imageproblem nur schwer loswerden: Erst die Zulassung nur für unter 65-Jährige, dann der Wirbel um Nebenwirkungen, nun Thrombosefälle. An dem Imageschaden ist der Konzern mitschuld, das Design der Zulassungsstudien, bei denen Ältere zu wenig beachtet wurden, geht auf sein Konto. Doch dass die Behörden den Impfstoff vorläufig stoppten, ist am Ende auch ein gutes Zeichen: Die Bevölkerung sieht, dass Sicherheitsbedenken ernst genommen werden. Erzieher, Lehrer, Pflegekräfte – jeder, dem nun eine Astrazeneca-Impfung angeboten wird, sollte die Chance nutzen. Der Impftermin ist ein Privileg, das andere außerhalb der priorisierten Gruppen nicht haben. Wenn trotzdem viele das Angebot ausschlagen, sollte der Staat die Impfung mit Astrazeneca freigeben. Es gibt viele Menschen, die rational abwägen und den Impfstoff nehmen würden. BERICHT