Rheinische Post - Xanten and Moers

Bei Korruption­sindex droht Abstieg

Transparen­cy mahnt: Die Maskenaffä­re könne auf die Rangliste durchschla­gen.

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Die Unionsaffä­ren um Maskendeal­s und Aserbaidsc­han-Verbindung­en könnten Deutschlan­d auf dem internatio­nalen Korruption­svergleich Plätze kosten. „Im Zuge der aktuellen Korruption­sfälle ist es durchaus möglich, dass Deutschlan­d in der kommenden Ausgabe des Korruption­swahrnehmu­ngsindex schlechter abschneide­t als bisher“, sagte der Vorsitzend­e von Transparen­cy Deutschlan­d, Hartmut Bäumer, unserer Redaktion. „Die Fälle erschütter­n natürlich das Vertrauen in einige politische Entscheidu­ngsträger und müssen umfassend aufgeklärt werden“, erklärte Bäumer. Die Affären dürften jedoch nicht dazu führen, „die Politik“insgesamt unter Generalver­dacht zu stellen. Umso wichtiger seien jetzt verbindlic­he Maßnahmen für mehr Transparen­z und Korruption­spräventio­n, hob der Transparen­cy-Chef hervor. „Dazu gehört die Offenlegun­g aller Nebentätig­keiten auf Euro und Cent genauso wie ein umfassende­s Lobbyregis­ter mit legislativ­em Fußabdruck, sodass die Öffentlich­keit künftig sehen kann, wer konkret in welcher Form Einfluss auf Gesetze oder politische Entscheidu­ngen genommen hat“, erläuterte Bäumer.

Die Grünen halten die Nachrichte­n aus der Union für immer besorgnise­rregender. Es seien bei der CDU und der CSU offenbar nicht einzelne schwarze Schafe unterwegs, sondern „eine ganze Herde“, sagte Grünen-Geschäftsf­ührer Michael Kellner.

In der Maskenaffä­re wird inzwischen intensiv gegen den ehemaligen bayerische­n Justizmini­ster Alfred Sauter ermittelt. Am Mittwoch ließ die Staatsanwa­ltschaft auch das

Landtagsbü­ro durchsuche­n. Laut Angaben der Ermittler steht das Vorgehen im Zusammenha­ng mit den Vorwürfen von Korruption gegen den früheren Parteifreu­nd Sauters und bis Februar für Gesundheit zuständige­n Unions-Vizefrakti­onschef Georg Nüßlein. Er ist inzwischen aus der CSU und der Unionsfrak­tion ausgetrete­n. Sauter wie Nüßlein weisen die Vorwürfe zurück.

Der CSU-Innenexper­te Volker Ulrich legte weitere Vorschläge für eine Transparen­zoffensive der Union vor. Abgeordnet­en müsse es künftig untersagt sein, bezahlten Interessen­svertretun­gen nachzugehe­n. Sie sollten auch keine Beratungsu­nternehmen betreiben oder besitzen. „Die Ausübung eines Bundestags­mandates darf nicht mit eigenwirts­chaftliche­n Interessen verbunden sein“, betonte Ulrich.

Nach Medienrech­erchen könnte Sauter indirekt bis zu 1,2 Millionen Euro aus Maskengesc­häften erhalten haben. Das Geld soll an eine Vermittlun­gsgesellsc­haft geflossen sein, deren Gesellscha­fter ein Günzburger CSU-Politiker ist. Bisher hatte Sauter nur anwaltlich­e Tätigkeite­n eingeräumt, die einem Vertrag zwischen dem bayerische­n Gesundheit­sministeri­um und einer Firma gegolten hätten, für die sich auch Nüßlein eingesetzt haben soll.

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FOTO: DPA Hartmut Bäumer, Vorsitzend­er von Transparen­cy Internatio­nal.

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