Rheinische Post - Xanten and Moers
Rentenplus im Westen fällt dieses Jahr Corona zum Opfer
Pandemie-Folgen schlagen jetzt erst auf Bezüge durch.
BERLIN (dpa/epd) Was sich bereits angedeutet hatte, ist nun amtlich: In diesem Jahr steigen die Renten in NRW nicht. In Westdeutschland gibt es die erwartete Nullrunde, im Osten der Republik erhöhen sich die Renten allein wegen der laufenden Anpassung an die Westrenten geringfügig um 0,72 Prozent, wie das Bundesarbeitsministerium am Donnerstag in Berlin mitteilte.
Damit stagnieren die Renten erstmals seit mehreren Jahren, in denen sie regelmäßig und zum Teil kräftig angehoben worden waren. Grund dafür sei die Corona-Pandemie, erklärte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) in Berlin. Zeitverzögert wirke sich die Krise nun auch auf die Rentenanpassung aus, betonte der Minister. Im vergangenen Jahr – also bereits mitten in der Corona-Krise – hatte es zunächst noch einmal eine kräftige Steigerung um 4,2 im Osten und 3,45 Prozent im Westen Deutschlands gegeben. Das war eine direkte Folge der guten Lohnentwicklung im Vorjahr, die für die Rentenbemessung jeweils maßgeblich ist.
Nun jedoch schlagen die Folgen der Pandemie für den Arbeitsmarkt auch auf die Renten durch – und zwar in voller Härte: Die Lohnentwicklung war 2020 in Deutschland negativ, die für die Berechnung der Renten maßgeblichen Einkommen sanken deutlich. Rechnerisch müssten die Bezüge für gut 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner zum 1. Juli daher sogar um 3,25 Prozent sinken. Die gesetzlich verankerte Rentengarantie verhindert das aber.
Zum letzten Mal ist es 2010 – also unmittelbar im Jahr nach der Finanzkrise – passiert, dass eine Rentenerhöhung ausfiel. Seitdem sind die Renten jedes Jahr gestiegen. Die Berechnung basiert auf Daten des Statistischen Bundesamtes. Demnach betrug die Lohnentwicklung im vergangenen Jahr im Westen minus 2,34 Prozent. „Auch und insbesondere in Krisenzeiten wie der aktuellen Covid-19-Pandemie können sich die Rentnerinnen und Rentner auf die gesetzliche Rente verlassen“, sagte Heil.
Dass die Renten im Osten trotz Krise anders als im Westen leicht steigen, liegt an der sogenannten Angleichungstreppe: Bis 2024 wird der Rentenwert im Osten schrittweise an das Rentenniveau in den alten Bundesländern angepasst, bis er gleich hoch ist.