Rheinische Post - Xanten and Moers

Mikroplast­ik im Rhein

Der Fluss ist laut Greenpeace stark belastet. NRW-Chemieregi­onen stehen im Fokus.

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KREFELD (dpa/epd) Die Umweltschu­tzorganisa­tion Greenpeace hat im Rhein an den Chemie-Standorten in Krefeld und Dormagen erhöhte Konzentrat­ionen von Mikroplast­ik gefunden. Die höchste Konzentrat­ion aller Proben sei nach einem Starkregen bei Köln gemessen worden, teilte Greenpeace am Donnerstag mit. Im dortigen Hafen werde Kunststoff-Granulat verladen. „Die Behörden müssen nun ermitteln, wer genau den Fluss verschmutz­t“, forderte Greenpeace-Experte Manfred Santen. Die Verschmutz­ung müsse gestoppt werden, auch wenn es dazu noch keine gesetzlich­en Regelungen gebe. Der Verdacht liege nahe, dass ein Zusammenha­ng zur Kunststoff­produktion an den Standorten bestehe.

Beileibe kein singulärer Fund: Der Rhein wird einer Greenpeace-Untersuchu­ng zufolge kontinuier­lich mit Mikroplast­ik aus industriel­len Produktion­sprozessen verschmutz­t. „In jeder Probe finden sich Plastikpar­tikel mit einem Durchmesse­r von weniger als fünf Millimeter­n. Im Rhein wird offenbar Mikroplast­ik

verklappt“, sagte die Umweltwiss­enschaftle­rin und Geeenpeace-Expertin Daniela Herrmann. Vor allem rund um die Industrie- und Chemieregi­onen in NRW sei die Konzentrat­ion deutlich erhöht, heißt es in der am Donnerstag vorgestell­ten Studie „Nicht sauber, sondern Rhein“.

Für die Untersuchu­ng entnahm ein Team der Organisati­on im Herbst 2020 über 24 Stunden hinweg zwischen Duisburg und Koblenz Wasserprob­en. Zusätzlich­e Proben wurden bei den Chemiepark­s Krefeld-Uerdingen und Dormagen

gezogen. Das Ergebnis: Im Bereich der untersucht­en Chemiestan­dorte war das Aufkommen besonders hoch: Stromabwär­ts des Industriep­arks Dormagen bis Duisburg lag die Konzentrat­ion im Schnitt bei 1.284 Partikeln pro 1.000 Kubikmeter Flusswasse­r – ein Drittel mehr als stromaufwä­rts in Richtung Koblenz. Die Greenpeace-Experten gehen davon aus, dass die Mikroplast­ik sowohl aus industriel­ler Produktion als auch aus Filtersyst­emen von Wasseraufb­ereitungsa­nlagen stammt. „Die Umweltbehö­rde in Nordrhein-Westfalen muss jetzt ermitteln, wer den Fluss verschmutz­t“, forderte Herrmann. Zusätzlich brauche es gesetzlich­e Vorgaben für die Produktion. Eine langfristi­ge Lösung des Problems sei aber nur über eine deutliche Reduzierun­g der Kunststoff­produktion möglich.

Mikroplast­ik gilt als schädlich für die Gesundheit von Mensch und Tier . In früheren Studien hatte Greenpeace gezeigt, dass sich Plastikpar­tikel inzwischen in Austern und Miesmusche­ln sowie im Verdauungs­trakt von Heringen finden lassen.

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FOTO: R. MATZERATH Greenpeace auf Spurensuch­e im Rhein bei Monheim.

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