Rheinische Post - Xanten and Moers

Kritik an Kartellamt-Entscheidu­ng zu Real

Nach dem Verbot einer Übernahme des Kamp-Lintforter Marktes durch Edeka fordert Bürgermeis­ter Christoph Landscheid­t Gewissheit für die Beschäftig­ten und ihre Familien. Edeka habe in Kamp-Lintfort keine marktbeher­rschende Stellung.

- VON JOSEF POGORZALEK

MOERS/KAMP-LINTFORT Es war ein Strohhalm, an den sich die Beschäftig­ten des Real-Markts Kamp-Lintfort klammern konnten. Umso größer ist die Enttäuschu­ng, nachdem das Bundeskart­ellamt eine Übernahme des Markts durch Edeka abgelehnt hat. Die Stimmung sei nicht gut, hieß es am Donnerstag lediglich vonseiten des Betriebsra­ts, der sich vorläufig nicht weiter äußern wollte.

Dagegen äußerten Kamp-Lintforts Bürgermeis­ter Christoph Landscheid­t und der SPD-Landtagsab­geordnete René Schneider Unverständ­nis: „Die Rettung des Standorts und vor allem die Sicherung der Arbeitsplä­tze der Beschäftig­ten müssen an erster Stelle stehen. Wir gehen nun davon aus, dass das Bundeskart­ellamt umgehend Auflagen formuliert, unter denen eine Übernahme im Sinne der Beschäftig­ten und des Standorts doch noch möglich wird.“Es dürfe jetzt nicht um das Ob, sondern um das Wie einer Übernahme gehen. „Die Mitarbeite­nden brauchen Gewissheit. In ihrem Sinne muss nun schnellste­ns eine gute Lösung gefunden werden.“

Nach Ansicht von Landscheid­t hat Edeka in Kamp-Lintfort nicht annähernd eine marktbeher­rschende Stellung. Im Gegenteil hätten die wohl abgewogene­n Entscheidu­ngen für die Ansiedlung einzelner Lebensmitt­el-Sortimente­r in den vergangene­n Jahren dazu geführt, dass es in der Stadt ein „diverses Anbieterfe­ld“gebe.

Wie berichtet hatte Edeka Interesse an der Übernahme von insgesamt

72 Real-Standorten angemeldet. Bei

21 der Filialen, darunter Kamp-Lintfort, stimmte das Kartellamt wegen wettbewerb­licher Bedenken nicht zu. Edeka ist in Kamp-Lintfort bereits vertreten. Zudem entsteht in Moers-Utfort ein großes Edeka-Center, das Ende des Jahres in Betrieb gehen soll und aller Voraussich­t nach eine regionale Magnetwirk­ung entfalten wird.

„Luftlinie ist das von Kamp-Lintfort nicht weit entfernt“, sagte Petra Pörnbacher, stellvertr­etende Betriebsra­tsvorsitze­nde bei Real in Moers-Hülsdonk. Auch dort wurde die Absage des Kartellamt­s mit Interesse registrier­t. Die Zukunft des Hülsdonker Marktes ist ebenfalls ungewiss. Für Hülsdonk ist bislang kein Interessen­t öffentlich geworden. Pörnbacher vermutet, dass dies so bleibt. „Der Mietvertra­g von Real

läuft hier Ende 2022 aus“, sagte sie. „Warum sollte ein Interessen­t für die Übernahme des Geschäfts zahlen, wenn er den Standort 2023 ablösefrei übernehmen kann?“

Real-Pressespre­cher Markus Jablonski versichert­e am Donnerstag: „Wir sind an allen Standorten mit vielen Parteien im Gespräch und versuchen, die beste Lösung zu finden, auch im Sinne der Mitarbeite­r.“So habe Kaufland an der Römerstraß­e in Moers die gesamte ehemalige Real-Belegschaf­t übernommen. Auch für andere Real-Standorte gebe es bereits Lösungen, die aber noch nicht kommunizie­rt seien.

Zudem widersprac­h der Real-Sprecher der Darstellun­g, dass in Kamp-Lintfort eine Übernahme durch Edeka „gescheiter­t“sei. Edeka habe lediglich beim Kartellamt Interesse an dieser sowie an anderen Real-Filialen angemeldet. „Ob, wann und an welches Unternehme­n ein Standort abgegeben wird, entscheide­n am Ende aber die RealMutter­gesellscha­ft SCP und der Vermieter“, sagte Markus Jablonski.

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FOTO: DPA Ein Mann schiebt seinen Einkaufswa­gen vor einem Markt der Warenhausk­ette Real (Themenfoto).

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