Rheinische Post - Xanten and Moers
Kritik an Kartellamt-Entscheidung zu Real
Nach dem Verbot einer Übernahme des Kamp-Lintforter Marktes durch Edeka fordert Bürgermeister Christoph Landscheidt Gewissheit für die Beschäftigten und ihre Familien. Edeka habe in Kamp-Lintfort keine marktbeherrschende Stellung.
MOERS/KAMP-LINTFORT Es war ein Strohhalm, an den sich die Beschäftigten des Real-Markts Kamp-Lintfort klammern konnten. Umso größer ist die Enttäuschung, nachdem das Bundeskartellamt eine Übernahme des Markts durch Edeka abgelehnt hat. Die Stimmung sei nicht gut, hieß es am Donnerstag lediglich vonseiten des Betriebsrats, der sich vorläufig nicht weiter äußern wollte.
Dagegen äußerten Kamp-Lintforts Bürgermeister Christoph Landscheidt und der SPD-Landtagsabgeordnete René Schneider Unverständnis: „Die Rettung des Standorts und vor allem die Sicherung der Arbeitsplätze der Beschäftigten müssen an erster Stelle stehen. Wir gehen nun davon aus, dass das Bundeskartellamt umgehend Auflagen formuliert, unter denen eine Übernahme im Sinne der Beschäftigten und des Standorts doch noch möglich wird.“Es dürfe jetzt nicht um das Ob, sondern um das Wie einer Übernahme gehen. „Die Mitarbeitenden brauchen Gewissheit. In ihrem Sinne muss nun schnellstens eine gute Lösung gefunden werden.“
Nach Ansicht von Landscheidt hat Edeka in Kamp-Lintfort nicht annähernd eine marktbeherrschende Stellung. Im Gegenteil hätten die wohl abgewogenen Entscheidungen für die Ansiedlung einzelner Lebensmittel-Sortimenter in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass es in der Stadt ein „diverses Anbieterfeld“gebe.
Wie berichtet hatte Edeka Interesse an der Übernahme von insgesamt
72 Real-Standorten angemeldet. Bei
21 der Filialen, darunter Kamp-Lintfort, stimmte das Kartellamt wegen wettbewerblicher Bedenken nicht zu. Edeka ist in Kamp-Lintfort bereits vertreten. Zudem entsteht in Moers-Utfort ein großes Edeka-Center, das Ende des Jahres in Betrieb gehen soll und aller Voraussicht nach eine regionale Magnetwirkung entfalten wird.
„Luftlinie ist das von Kamp-Lintfort nicht weit entfernt“, sagte Petra Pörnbacher, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende bei Real in Moers-Hülsdonk. Auch dort wurde die Absage des Kartellamts mit Interesse registriert. Die Zukunft des Hülsdonker Marktes ist ebenfalls ungewiss. Für Hülsdonk ist bislang kein Interessent öffentlich geworden. Pörnbacher vermutet, dass dies so bleibt. „Der Mietvertrag von Real
läuft hier Ende 2022 aus“, sagte sie. „Warum sollte ein Interessent für die Übernahme des Geschäfts zahlen, wenn er den Standort 2023 ablösefrei übernehmen kann?“
Real-Pressesprecher Markus Jablonski versicherte am Donnerstag: „Wir sind an allen Standorten mit vielen Parteien im Gespräch und versuchen, die beste Lösung zu finden, auch im Sinne der Mitarbeiter.“So habe Kaufland an der Römerstraße in Moers die gesamte ehemalige Real-Belegschaft übernommen. Auch für andere Real-Standorte gebe es bereits Lösungen, die aber noch nicht kommuniziert seien.
Zudem widersprach der Real-Sprecher der Darstellung, dass in Kamp-Lintfort eine Übernahme durch Edeka „gescheitert“sei. Edeka habe lediglich beim Kartellamt Interesse an dieser sowie an anderen Real-Filialen angemeldet. „Ob, wann und an welches Unternehmen ein Standort abgegeben wird, entscheiden am Ende aber die RealMuttergesellschaft SCP und der Vermieter“, sagte Markus Jablonski.