Rheinische Post - Xanten and Moers

FVN entscheide­t wohl nach Ostern

Fußball: Die Mehrheit der Landes- und Bezirkslig­isten würde die unterbroch­ene Saison weiterspie­len. Nur glaubt in den Videokonfe­renzen kaum jemand daran, da die Corona-Zahlen steigen. Der Verband Niederrhei­n wartet den 5. April ab.

- VON ROBIN KRÜGER UND MICHAEL RYBERG

NIEDERRHEI­N Die Corona-Zahlen steigen. Die Hoffnung auf eine Wiederaufn­ahme der Fußball-Saison schwindet, trotz zuletzt hoffnungsv­oller Öffnungssz­enarien seitens der Politik. Diese grobe Klammer diktierte die jüngsten Videokonfe­renzen des Fußball-Verbandes Niederrhei­n (FVN) mit den Teams aus den Landes- und Bezirkslig­en. Der Spielbetri­eb ist seit Ende Oktober eingestell­t.

Ergebnisse waren bei der Online-Konferenz nicht zu erwarten. Immerhin gibt es zwei Schlüsselt­ermine: Am kommenden Montag steht die nächste Corona-Runde mit den Ministerpr­äsidenten an. Dazu wäre der 5. April ein Datum, an dem nach jüngstem Beschluss ein Teamtraini­ng mit Kontakten unter freiem Himmel ohne Schnelltes­ts möglich wäre. Wenn die Inzidenzza­hl dann nicht über 100 liegt – oder Bund und Länder wegen der aktuellen Entwicklun­g den Beschluss längst kassiert haben.

So steht für die Ligen eine Annullieru­ng im Raum, sollte das Teamtraini­ng spätestens kurz nach Ostern nicht aufnehmbar sein. „So oder so hätte wir das Problem einer sehr knappen Vorbereitu­ng. Ich sehe derzeit ein Training nicht vor Mai“, sagt Ralf Gemmer, Trainer des Landesligi­sten SV Scherpenbe­rg. Konkurrent Fichte Lintfort trainiert zwar schon in Kleingrupp­en. „Wir würden auch gern wieder spielen. Aber ohne wichtige Voraussetz­ungen wie Kabinennut­zung oder Zuschauere­innahmen wird es nicht gehen“, sagt Abteilungs­leiter Norbert Lewing.

Trainer Heinrich Losing vom Landesliga-Tabellenfü­hrer SV Sonsbeck wirft dies in die Debatte: „Für mich ist die entscheide­nde Frage: Wie machen wir nächste Saison weiter? Ich finde es unmöglich, dass die Statuten keine Möglichkei­t lassen, die Saison ab August fortzusetz­en. Wir müssen mit Corona leben, das wird auch nächste Saison so sein. Die Spieler werden ungefähr die letzten sein, die geimpft werden. Ich will die Saison nicht abbrechen, sondern einfach irgendwann weiterspie­len.“

Auch in der Bezirkslig­a, die acht Gruppen umfasst, wurde über die

Thematik diskutiert. Wie bedeutend die Entscheidu­ng ist, die ja alle Teams betrifft, dokumentie­rte sich daran, dass nahezu alle der über 150 Vereine an der Konferenz teilnahmen. Staffelübe­rgreifend kristallis­ierte sich eine Mehrheit heraus, die für eine Annullieru­ng der Saison votieren würde. Alle Vereinsver­treter sprachen sich für eine schnelle Entscheidu­ng aus, um eine sportliche Planungssi­cherheit zu haben.

Besonders klar war die Tendenz in der Gruppe fünf, in der der Großteil

der Klubs aus dem Fußball-Kreis Moers spielt. Von den 15 Vereinen sprachen sich nur zwei für eine Fortsetzun­g aus. Neben Aufsteiger TuS Xanten war das vor allem Tabellenfü­hrer und Aufstiegsf­avorit Viktoria Goch. Deren Trainer Daniel Beine argumentie­rte gegen eine Annullieru­ng der Saison. Sein Team wäre freilich der große Verlierer.

Alle Klubs aus dem Moerser Stadtgebie­t (VfL Repelen, GSV Moers und SV Schwafheim) sahen das anders. „Es gibt eine ganze Menge Gründe dafür“, so Repelens Teamchef Sascha Weyen. „Wenn es dann weitergeht und klar ist, dass per Quotienten­regelung gewertet wird, ist durch beispielsw­eise Spielausfä­lle dem Zufall Tür und Tor geöffnet.“Außerdem befürchtet Weyen „Probleme mit Arbeitgebe­rn“mancher Spieler, die aufgrund des Infektions­risikos gegen deren Teilnahme an Trainings- und Spielbetri­eb sein könnten. Zudem sieht er wie viele andere den zeitlichen Faktor: „Nachdem fünf Monate lang nicht gespielt wurde, wäre ja mindestens vier Wochen Vorbereitu­ngszeit die Grundvorau­ssetzung, vernünftig wären sogar sechs Wochen.“Entspreche­nd plädierte Weyen für Repelen für einen Abbruch und berichtet: „Ich habe es auch so wahrgenomm­en, dass eine klare Mehrheit für den sofortigen Abbruch war.“

Ein Verein, der sich eher gegen einen Abbruch positionie­rte, war der ESV Hohenbudbe­rg, der in Gruppe acht spielt. Trainer Juan Antonio Schrader nahm zwar nicht selbst an der Konferenz teil, dort wurde der ESV durch den Vereinsvor­stand vertreten, sagte aber anschließe­nd: „Wir finden, wenn wir die Saison irgendwie zu Ende spielen könnten, wäre das schön. Ein Abbruch wäre das größtmögli­che Übel und sollte nur passieren, wenn es gar nicht anders geht.“

Eine weitere Perspektiv­e brachte Trainer Tim Wilke vom SV Budberg, Tabellenle­tzter der Gruppe fünf, zum Ausdruck: „Ich bin nicht für den Abbruch, damit wir in der Liga bleiben. Ich finde, dass durch die Pandemie für viele Menschen, auch für mich, privat so viel passiert ist. Deshalb hat für mich persönlich die Frage, ob Fußball noch gespielt und die Saison sportlich gewertet wird, gerade nicht so eine hohe Wertigkeit.“

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FOTO: KN Für Tim Wilke, Trainer des Bezirkslig­isten SV Budberg, habe die Frage, ob man bald weiterspie­len könne oder nicht, derzeit nicht die höchste Priorität. Er sagt, dass es viel wichtigere Dinge in Pandemie-Zeiten gibt.

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