Rheinische Post - Xanten and Moers
FVN entscheidet wohl nach Ostern
Fußball: Die Mehrheit der Landes- und Bezirksligisten würde die unterbrochene Saison weiterspielen. Nur glaubt in den Videokonferenzen kaum jemand daran, da die Corona-Zahlen steigen. Der Verband Niederrhein wartet den 5. April ab.
NIEDERRHEIN Die Corona-Zahlen steigen. Die Hoffnung auf eine Wiederaufnahme der Fußball-Saison schwindet, trotz zuletzt hoffnungsvoller Öffnungsszenarien seitens der Politik. Diese grobe Klammer diktierte die jüngsten Videokonferenzen des Fußball-Verbandes Niederrhein (FVN) mit den Teams aus den Landes- und Bezirksligen. Der Spielbetrieb ist seit Ende Oktober eingestellt.
Ergebnisse waren bei der Online-Konferenz nicht zu erwarten. Immerhin gibt es zwei Schlüsseltermine: Am kommenden Montag steht die nächste Corona-Runde mit den Ministerpräsidenten an. Dazu wäre der 5. April ein Datum, an dem nach jüngstem Beschluss ein Teamtraining mit Kontakten unter freiem Himmel ohne Schnelltests möglich wäre. Wenn die Inzidenzzahl dann nicht über 100 liegt – oder Bund und Länder wegen der aktuellen Entwicklung den Beschluss längst kassiert haben.
So steht für die Ligen eine Annullierung im Raum, sollte das Teamtraining spätestens kurz nach Ostern nicht aufnehmbar sein. „So oder so hätte wir das Problem einer sehr knappen Vorbereitung. Ich sehe derzeit ein Training nicht vor Mai“, sagt Ralf Gemmer, Trainer des Landesligisten SV Scherpenberg. Konkurrent Fichte Lintfort trainiert zwar schon in Kleingruppen. „Wir würden auch gern wieder spielen. Aber ohne wichtige Voraussetzungen wie Kabinennutzung oder Zuschauereinnahmen wird es nicht gehen“, sagt Abteilungsleiter Norbert Lewing.
Trainer Heinrich Losing vom Landesliga-Tabellenführer SV Sonsbeck wirft dies in die Debatte: „Für mich ist die entscheidende Frage: Wie machen wir nächste Saison weiter? Ich finde es unmöglich, dass die Statuten keine Möglichkeit lassen, die Saison ab August fortzusetzen. Wir müssen mit Corona leben, das wird auch nächste Saison so sein. Die Spieler werden ungefähr die letzten sein, die geimpft werden. Ich will die Saison nicht abbrechen, sondern einfach irgendwann weiterspielen.“
Auch in der Bezirksliga, die acht Gruppen umfasst, wurde über die
Thematik diskutiert. Wie bedeutend die Entscheidung ist, die ja alle Teams betrifft, dokumentierte sich daran, dass nahezu alle der über 150 Vereine an der Konferenz teilnahmen. Staffelübergreifend kristallisierte sich eine Mehrheit heraus, die für eine Annullierung der Saison votieren würde. Alle Vereinsvertreter sprachen sich für eine schnelle Entscheidung aus, um eine sportliche Planungssicherheit zu haben.
Besonders klar war die Tendenz in der Gruppe fünf, in der der Großteil
der Klubs aus dem Fußball-Kreis Moers spielt. Von den 15 Vereinen sprachen sich nur zwei für eine Fortsetzung aus. Neben Aufsteiger TuS Xanten war das vor allem Tabellenführer und Aufstiegsfavorit Viktoria Goch. Deren Trainer Daniel Beine argumentierte gegen eine Annullierung der Saison. Sein Team wäre freilich der große Verlierer.
Alle Klubs aus dem Moerser Stadtgebiet (VfL Repelen, GSV Moers und SV Schwafheim) sahen das anders. „Es gibt eine ganze Menge Gründe dafür“, so Repelens Teamchef Sascha Weyen. „Wenn es dann weitergeht und klar ist, dass per Quotientenregelung gewertet wird, ist durch beispielsweise Spielausfälle dem Zufall Tür und Tor geöffnet.“Außerdem befürchtet Weyen „Probleme mit Arbeitgebern“mancher Spieler, die aufgrund des Infektionsrisikos gegen deren Teilnahme an Trainings- und Spielbetrieb sein könnten. Zudem sieht er wie viele andere den zeitlichen Faktor: „Nachdem fünf Monate lang nicht gespielt wurde, wäre ja mindestens vier Wochen Vorbereitungszeit die Grundvoraussetzung, vernünftig wären sogar sechs Wochen.“Entsprechend plädierte Weyen für Repelen für einen Abbruch und berichtet: „Ich habe es auch so wahrgenommen, dass eine klare Mehrheit für den sofortigen Abbruch war.“
Ein Verein, der sich eher gegen einen Abbruch positionierte, war der ESV Hohenbudberg, der in Gruppe acht spielt. Trainer Juan Antonio Schrader nahm zwar nicht selbst an der Konferenz teil, dort wurde der ESV durch den Vereinsvorstand vertreten, sagte aber anschließend: „Wir finden, wenn wir die Saison irgendwie zu Ende spielen könnten, wäre das schön. Ein Abbruch wäre das größtmögliche Übel und sollte nur passieren, wenn es gar nicht anders geht.“
Eine weitere Perspektive brachte Trainer Tim Wilke vom SV Budberg, Tabellenletzter der Gruppe fünf, zum Ausdruck: „Ich bin nicht für den Abbruch, damit wir in der Liga bleiben. Ich finde, dass durch die Pandemie für viele Menschen, auch für mich, privat so viel passiert ist. Deshalb hat für mich persönlich die Frage, ob Fußball noch gespielt und die Saison sportlich gewertet wird, gerade nicht so eine hohe Wertigkeit.“