Rheinische Post - Xanten and Moers
Corona-Tests für Schüler eingetroffen
An der Gesamtschule in Xanten können die Jugendlichen in der nächsten Woche selbst klären, ob sie sich mit dem Virus infiziert haben. Aber viele Fragen sind noch offen. Bürgermeister Thomas Görtz kritisiert deshalb das Land.
XANTEN Am Donnerstag um kurz nach 12 Uhr war die Stimme von Frank Pieper in den Klassenräumen der Xantener Willi-Fährmann-Gesamtschule zu hören. In seiner Durchsage gab der Schulleiter bekannt, dass die Corona-Schnelltests angekommen seien und am nächsten Montag sowie Dienstag im Klassenverband getestet werde. Die Pakete mit 1000 sogenannten Test-Kits waren am Mittwoch eingetroffen. „Wir waren zunächst entsetzt, als wir uns die Dinger mit den Nasen-Stäbchen näher angeschaut haben. Der Selbsttest setzt sich aus sechs Einzelteilen zusammen, den die Schülerinnen und Schüler kurz vorher selber zusammenbauen müssen“, sagte Pieper.
Der Schulleiter machte deutlich, dass die Eltern die Möglichkeit haben, dem Selbsttest zu widersprechen. Pieper: „Darüber werden wir sie nochmals informieren.“Es seien bereits schon einige Nachrichten per E-Mail und über Microsoft Teams von Eltern mit dem Hinweis eingetroffen, dass deren Kindern keinen Corona-Test machen sollen. Bis Anfang nächster Woche wird der schuleigene Sanitätsdienst den Inhalt der Tüten aus den Pakten sortierten, aufteilen und den jeweiligen Klassen bereitstellen.
Bevor die Gesamtschüler am Montag und Dienstag im Beisein der Lehrer loslegen, werde ihnen ein Erklärvideo gezeigt, das das Land NRW zur Verfügung stellt, berichtete Pieper. „Das gibt’s sogar in verschiedenen Sprachen.“Die Schnelltests werden von den Pädagogen eingesammelt und so ausgewertet, dass es die Klasse nicht sofort mitbekommt, wenn ein positives Ergebnis vorliegen sollte. Bei einem positiven Corona-Test würden das Corona-Krisen-Team der Schule informiert und die Eltern benachrichtigt. „Das Kind wird dann zu einem Sammelpunkt geführt. Wir arbeiten schon pädagogisch darauf hin, dass ein positiver Schnelltest nicht gleich heißt, dass man sich auch angesteckt hat, sondern ein PCR-Test zur Bestätigung gemacht werden sollte.“
Die Eindrücke aus der Gesamtschule stehen exemplarisch für die Rückmeldungen, die Xantens Bürgermeister Thomas Görtz nach den ersten Tagen mit Präsenzunterricht von den Schulleitungen bekommen hat. Einerseits freuten sich Lehrer und Schüler, dass sie sich wiedersehen könnten, berichtete Görtz. „Das tut ihnen gut.“Andererseits sähen viele Lehrer das Risiko und gingen mit einem mulmigen Gefühl in die Schule, zumal das Land nicht, wie versprochen, die Voraussetzungen
für eine Rückkehr zum Präsenzunterricht geschaffen habe. „Das ist nicht okay.“Die Lehrer sollten geimpft werden, aber wegen des Astrazeneca-Stopps seien die Impfungen ausgesetzt worden. Die Schüler sollten getestet werden – zunächst war von zwei Tests pro Woche gesprochen worden, jetzt gebe es gerade einmal einen Test in zwei Wochen.
Deshalb hofften die Lehrer, dass bis Ende der nächsten Woche alles gut gehe, sich niemand in der Schule anstecke und sie sich dann in die Osterferien retten könnten. Diese beginnen Ende März, also zwei Wochen nach der Rückkehr zum Präsenzunterricht.
Er verstehe nicht, warum die Schulen unter diesen Bedingungen überhaupt für zwei Wochen geöffnet worden seien, sagte Görtz weiter. So wichtig der Präsenzunterricht auch sei. Aber dafür könne es nicht nur wissenschaftliche Gründe geben, zumal die Infektionszahlen wieder stiegen. Er könne deshalb verstehen, wenn Städte mit hohen Inzidenzen überlegten, die Schulen wieder zu schließen. Für Xanten sei das kein Thema. „Wir haben keine dramatische Situation.“Am Donnerstag lag die Sieben-Tage-Inzidenz im Kreis Wesel bei 76,7.
Zum Glück seien endlich Selbsttests für Schüler eingetroffen, sagte Görtz. Aber nachdem er gehört hat, dass es sich um einen Bausatz handelt, ist ihm die Skepsis anzuhören, ob die Tests reibungslos klappen. Zumal sich die Schüler in der Schule testen sollen. Görtz hält das nicht für durchdacht. „Das hätte man nach Hause verlagern müssen.“Wenn die Kinder den Test in der Schule machten, werde der Unterricht gestört. Und sollte ein Schüler ein positives Ergebnis haben, sei an ein konzentriertes Arbeiten nicht mehr zu denken. „Dann kannst Du Unterricht vergessen.“