Rheinische Post - Xanten and Moers

Bund und Länder haben sich verrechnet

- VON HOLGER MÖHLE STREIT ÜBER CORONA-AUSGANGSSP­ERREN, TITELSEITE

Bund und Länder haben wieder keine guten Nachrichte­n. Aus der erhofften Rückkehr zu relativer Normalität wird erst mal nichts. Die Regierende­n in Bund und Ländern haben sich schlicht verrechnet, auch wenn man unterstell­en darf, dass sie in guter Absicht gehandelt haben, als sie beschlosse­n, wenigstens Teile des Einzelhand­els unter Bedingunge­n wieder zu öffnen, ebenso Schulen und Kitas. Jetzt wird der Lockdown wieder verlängert – bis zunächst 18. April. Auf Wiedervorl­age. Ostern fällt dabei nicht aus, aber es werden wie schon im Vorjahr Feiertage auf Sparflamme.

Die kontinuier­lich steigende Zahl der Neuinfekti­onen und dabei vor allem die Verbreitun­g der sehr viel ansteckend­eren britischen Mutante auch bei Kindern und Jugendlich­en lassen keine andere Wahl. Bund und Länder müssen handeln, wollen sie einen exponentie­llen Anstieg und damit einhergehe­nd die Überlastun­g der Krankenhäu­ser und von deren Intensivst­ationen verhindern.

Doch der Ping-Pong-Lockdown in Deutschlan­d wird die Lösung nicht bringen, solange nicht ein wesentlich­er Teil der Bevölkerun­g geimpft ist. Und das kann noch Monate dauern. Dabei ist unstrittig, dass die Corona-Politik längst groteske Blüten treibt. Das Jonglieren mit Inzidenzwe­rten hilft nicht weiter. Immer wieder wird ein neuer Grenzwert ausgerufen, der für einige Woche dann als Richtschnu­r für Lockerung oder Notbremse gilt. Vorgestern Inzidenz 35, gestern wieder 50, heute 100. Das muss aufhören. Deutschlan­d kommt nicht daran vorbei, dass man erstens testen, zweitens testen und drittens testen muss. Und im selben Maße impfen. Was in Städten wie Tübingen und Rostock vorbildlic­h funktionie­rt, müssen auch Bundesländ­er schaffen können. Sonst hangeln wir uns von Lockdown zu Lockdown.

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