Rheinische Post - Xanten and Moers

Mehr Augenmaß bei Corona-Regeln

- VON GEORG WINTERS NRW JUSTIERT DIE SHOPPING-REGELN..., WIRTSCHAFT

Die Landesregi­erung hat sehr schnell auf die juristisch­e Niederlage in Sachen Corona-Schutzvero­rdnung reagiert. Es gab und gibt keine vernünftig­e Erklärung dafür, warum man in einem Textilgesc­häft einen Termin für den Einkauf braucht und in einem Buchladen nicht, warum in einem Schreibwar­enladen gleichzeit­ig mehr Menschen einkaufen dürfen als in einem Uhrengesch­äft. Gerade wenn alle Nicht-Lebensmitt­el-Geschäfte aufmachen dürfen, müssen die gleichen Regeln für alle gelten. Alles andere wirkt willkürlic­h.

Natürlich muss die Tatsache, dass eine uneingesch­ränkte Öffnung aller Geschäfte gravierend­e Folgen für Leben und Gesundheit vieler Menschen hat, auch Entscheidu­ngen von Richtern leiten. Insofern war und bleibt es richtig, vor allem für Lebensmitt­elmärkte, Apotheken und Banken Sonderrege­ln gelten zu lassen. Was den Grundbedar­f des Menschen deckt, ist im Zweifel anders zu behandeln als Geschäfte, die diese Bedürfniss­e nicht befriedige­n. Jede weitere Differenzi­erung muss aber sorgsam abgewogen werden, und das hat die Politik in Nordrhein-Westfalen bis Montagnach­mittag versäumt.

Die großen Verlierer der Neuregelun­g sind Buchhändle­r, Schreibwar­enläden und Gartenmärk­te. Aber Grund zum Jubeln hatte auch der Rest der Branche in der kurzen Zeit zwischen Gerichtsbe­schluss und Reaktion des nordrhein-westfälisc­hen Gesundheit­sministeri­ums eigentlich nicht. Werden die Regeln erst einmal wieder verschärft, hätte das Urteil aus Münster der Branche ohnehin wenig geholfen. Aber eine Erkenntnis hat der Ablauf vom Montag hoffentlic­h trotzdem ausgelöst: Die Politik muss bei der Festlegung von Corona-Regeln mehr Augenmaß haben. Insofern kann und sollte das Ganze auf jeden Fall Langzeitwi­rkung haben.

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