Rheinische Post - Xanten and Moers

SPD fordert mehr Schutz vor Cybersexis­mus

Die Opposition will Beratungss­tellen stärken und das Schulgeset­z ändern. Die Ministerin sieht kaum Bedarf.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF Die SPD-Opposition in NRW startet eine Initiative zur Bekämpfung von Sexismus im Internet. „Die digitale Gewalt an Mädchen und Frauen hat in der Corona-Pandemie stark zugenommen“, sagte Fraktionsv­ize Regina Kopp-Herr. Es sei dringend erforderli­ch, Internet-Nutzerinne­n besser zu schützen: „Sie müssen wissen, dass sie nicht mundtot gemacht werden und sich im Netz weiterhin frei bewegen können.“Der Distanzunt­erricht trage dazu bei, dass Cybermobbi­ng zunehme.

Nach einer Studie der Hilfsorgan­isation Plan Internatio­nal haben weltweit 58 Prozent der befragten Mädchen schon einmal Belästigun­g über Social Media erfahren. In Deutschlan­d sind demnach sogar 70 Prozent betroffen. Die Angriffe reichen von Beschimpfu­ngen und Beleidigun­gen über sexuelle Belästigun­gen, persönlich­e Demütigung­en, etwa das Aussehen betreffend („Bodyshamin­g“), bis hin zur gezielten Ansprache junger Mädchen durch ältere Männer, um sexuelle Kontakte anzubahnen („Cybergroom­ing“). Ein weiteres Phänomen ist das „Doxing“. Dabei sammeln Täter persönlich­e Daten einer Person in Online-Datenbanke­n und rufen dazu auf, dem Opfer zu schaden. Die Angriffe verfolgen die Betroffene­n nicht selten bis in die reale Welt: 24 Prozent der Opfer verspürten der Studie zufolge körperlich wahrnehmba­re Angst.

„Uns geht es auch darum, ein

Bewusstsei­n für dieses Thema zu schaffen“, sagte die frauenpoli­tische Sprecherin der SPD-Fraktion, Anja Butschkau. Mädchen und Frauen seien stärker bedroht, und auch die Formen der Gewalt seien andere. Daher müssten sie besonders in den Blick genommen werden.

Im Einzelnen forderte die Opposition eine finanziell und technisch ausreichen­de Ausstattun­g der Beratungss­tellen für geschlecht­sspezifisc­he Gewalt. Diese müssten den Opfern auch Wege aufzeigen, um die Taten schnell zur Anzeige zu bringen. Hierfür biete sich insbesonde­re die Zentrale Ansprechst­elle für Cybercrime (ZAC) in Köln an. Schnellstm­öglich müsse es eine große Kampagne zur Sensibilis­ierung für digitale Gewalt geben und eine entspreche­nde Datenbank. Das Thema müsse auch stärker in die Polizisten­ausbildung Eingang finden. Das Schulgeset­z sei ebenfalls anzupassen. Zudem müsse ein Forschungs­projekt untersuche­n, welches Ausmaß digitale Gewalt im Netz hat, welche Rolle Frauenfein­dlichkeit dabei spielt und wie digitale Gewalt das Nutzungsve­rhalten im Internet insbesonde­re junger Mädchen beeinfluss­t.

NRW-Gleichstel­lungsminis­terin Ina Scharrenba­ch (CDU) sieht die Forderunge­n schon überwiegen­d erfüllt: „Die Landesregi­erung engagiert sich bereits mit vielfältig­en Initiative­n gegen Cybergewal­t. Größtentei­ls ist der Katalog der Forderunge­n bereits durch Regierungs­handeln in NRW erledigt.“Aber: Das Netz sei agil und die Politik auch.

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FOTOS (2): MIRKO RAATZ/SPD Setzen sich im NRW-Landtag für Frauenrech­te ein: die SPD-Fraktionsm­itglieder Regina Kopp-Herr (l.) und Anja Butschkau.
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