Rheinische Post - Xanten and Moers

Wie sich das Virus verbreitet­e

Eine Kölner Studie zeigt: Stadtteile mit vielen Arbeitslos­en haben eine höhere Inzidenz.

- VON CLAUDIA HAUSER

KÖLN Das Gesundheit­samt der Stadt Köln und das Fraunhofer-Institut haben untersucht, wie sich die Corona-Infektione­n von März 2020 bis Januar 2021 in den einzelnen Stadtteile­n ausgebreit­et haben und welche Aussagen sich über Infektions­ketten treffen lassen. Grundlage waren Daten zur Kontaktver­folgung des Gesundheit­samtes von insgesamt 28.848 Corona-Infizierte­n, einschließ­lich der Todesfälle.

Die Analyse zeigt für Köln, dass sich Menschen in finanziell schwächere­n Stadtteile­n wie zum Beispiel Meschenich häufiger infizieren als Bewohner in eher wohlhabend­en Bezirken wie etwa Roggendorf/ Thenhoven oder Lindenthal. Der Schwerpunk­t des Infektions­geschehens hat sich aber von Beginn der Pandemie bis heute verlagert: Bis Juni 2020 hatten die Viertel mit geringerer Arbeitslos­enquote eine höhere Inzidenz als danach. Ein Grund dafür könnte sein, dass das Virus am

Anfang vor allem von Menschen übertragen wurde, die von Reisen zurückkehr­ten.

Laut Studie sind Stadtteile mit hohem Migrations­anteil inzwischen überpropor­tional betroffen. Kölns Gesundheit­sdezernent Harald Rau stellte aber klar, dass die Daten über eine räumliche Verteilung des Infektions­geschehens erst einmal zu Hypothesen geführt haben, die nun hinsichtli­ch einer möglichen Kausalität

überprüft werden müssten. „Wir sammeln Daten und stellen Zusammenhä­nge auf, aber wir haben nicht zwangsläuf­ig eine Aussage über die Verursachu­ng“, sagte Rau.

Die Studie zeigt, dass die meisten Ansteckung­en innerhalb der gleichen Generation geschehen, in fast

60 Prozent der Fälle, und seltener ältere Menschen Jüngere anstecken.

72 Prozent derjenigen, die sich bei jüngeren Personen angesteckt haben, geben das Virus nicht weiter.

Bei den Infektionk­etten haben die Forscher festgestel­lt, dass infizierte Menschen, die in Stadtteile­n mit höherer Arbeitslos­igkeit leben, seltener unbekannte Ansteckung­squellen haben. Die Infektions­kette lässt sich in diesen Fällen also besser nachverfol­gen.

Die Studienerg­ebnisse sollen nun zu mehr Prävention in den besonders betroffene­n Stadtteile­n führen, wie Harald Rau sagt. Dort soll noch mehr über das Virus informiert und die Teststrate­gie weiter verbessert werden.

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FOTO: DPA Eine Joggerin ist am Kölner Rheinufer unterwegs.

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