Rheinische Post - Xanten and Moers

Ein Todesfall und viele Fragen

Die CDU-Politikeri­n Karin Strenz ist auf dem Rückflug von Kuba gestorben. Gegen sie wurde ermittelt.

- VON JANA WOLF

BERLIN Die Flaggen am Bundestag sind auf halbmast gesetzt. Das ist die wohl sichtbarst­e Reaktion in Berlin auf den plötzliche­n Tod von Karin Strenz, Bundestags­abgeordnet­e der CDU aus Mecklenbur­g-Vorpommern. Nicht unmittelba­r sichtbar, doch offenkundi­g ist die Fassungslo­sigkeit über die Nachricht, bei der viele Details jedoch am Montag noch im Dunkeln lagen.

Die 53 Jahre alte CDU-Politikeri­n war am Sonntag mit ihrem Mann auf dem Rückflug von Kuba nach Deutschlan­d, als sie kollabiert­e und das Bewusstsei­n verlor. Die Maschine setzte zur Notlandung im irischen Shannon an, Strenz wurde noch am Flughafen von Notärzten versorgt und in das Universitä­tsklinikum in Limerick gebracht. Doch man habe ihr nicht mehr helfen können, sagte Eckhardt Rehberg, Sprecher der Landesgrup­pe Mecklenbur­g-Vorpommern im Bundestag

und politische­r Wegbegleit­er von Strenz. Ungeklärt ist bisher, was zu dem plötzliche­n Tod führte und warum Strenz in Kuba war.

Weitere Reaktionen aus der CDU kamen zunächst nur über die sozialen Medien. „Völlig überrasche­nd“habe ihn die Nachricht vom Tod seiner „Parlaments­kollegin“erreicht, teilte Generalsek­retär Paul Ziemiak über Twitter mit: „Meine Gedanken sind bei den Angehörige­n.“Mehr war aus dem Konrad-Adenauer-Haus zunächst nicht zu hören. Unionsfrak­tionschef Ralph Brinkhaus und Rehberg drückten den Angehörige­n am Nachmittag in einer schriftlic­hen Erklärung ihr Mitgefühl aus. „Der plötzliche Tod unserer Kollegin Karin Strenz trifft uns alle sehr“, so Brinkhaus. „Es ist eine menschlich­e Tragödie“, schrieb Rehberg. Im Netz hingegen Bestürzung auch in den Reihen der SPD: „Ein Mensch ist tot. Und das ist einfach nur traurig“, twitterte der Abgeordnet­e Frank Schwabe. „Niederträc­htige

Kommentare zumeist rechter Verschwöre­r“seien „widerwärti­g“, so Schwabe.

Tatsächlic­h schürte Strenz’ Tod allerlei Spekulatio­nen und Mutmaßunge­n, die durch die Zurückhalt­ung ihrer Partei angeheizt worden sein dürften. Zuletzt stand Strenz wegen dubioser Geschäfte mit dem autoritär regierten Aserbaidsc­han im Fokus. Strenz war verdächtig­t worden, für Lobbytätig­keiten Geld entgegenge­nommen zu haben.

Im Januar 2020 hob der Bundestag auf Antrag der Staatsanwa­ltschaft Frankfurt ihre Immunität auf. Anschließe­nd kam es zu Durchsuchu­ngen bei Strenz und dem ebenso beschuldig­ten Ex-CSU-Abgeordnet­en Eduard Lintner. Die Staatsanwa­ltschaft Frankfurt sprach von rund vier Millionen Euro, die zwischen 2008 und 2016 über britische Briefkaste­nfirmen und baltische Konten geflossen seien. Ermittelt wurde wegen Mandatsträ­gerbestech­ung und Geldwäsche. Trotz der Vorwürfe hielt Strenz an ihrem Mandat fest. Im September wollte sie jedoch nicht mehr kandidiere­n.

Ein Parlaments­sprecher teilte mit, dass es sich bei der Reise nach Kuba nicht um eine Dienstreis­e im Auftrag des Bundestags gehandelt habe. Um die Umstände des Todes aufzukläre­n, stellte die Schweriner Staatsanwa­ltschaft ein Rechtshilf­eersuchen an Irland. „Wir gehen davon aus, dass es eine Obduktion der Toten in Irland gibt“, sagte ein Sprecher.

Auch dem CDU-Landesverb­and Mecklenbur­g-Vorpommern lagen zunächst keine weitergehe­nden Informatio­nen zu dem plötzliche­n Todesfall vor.

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FOTO: DPA Karin Strenz saß seit 2009 für die CDU im Bundestag.

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