Rheinische Post - Xanten and Moers

Teuer erkauftes Urlaubsglü­ck auf Mallorca

Die Balearen sind offiziell kein Risikogebi­et mehr. Nach wie vor müssen Reisende jedoch mit drastische­n Einschränk­ungen rechnen.

- VON MARIO BÜSCHER UND REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF/PALMA Die Sehnsucht dürfte groß sein: Nach über einem Jahr pandemiebe­dingter Pause wächst die Lust auf Urlaub, Entspannun­g und Meer bei vielen Menschen ins Unermessli­che. Und während die Infektions­zahlen in Deutschlan­d steigen, wurde die Reisewarnu­ng für die Balearen aufgehoben. Dort liegt die Wocheninzi­denz aktuell unter 30 Fällen pro 100.000 Einwohnern. Viele Deutsche wollen das nutzen. Die Flüge waren in der vergangene­n Woche schnell ausgebucht, Eurowings hat angekündig­t, zu Ostern 300 Maschinen extra nach Mallorca zu schicken. Aber: So ganz abschüttel­n kann man Corona auch im Insel-Urlaub nicht.

Auf Mallorca gelten strenge Regeln, auch weil die spanischen Behörden ein erneutes Einschlepp­en des Virus verhindern wollen. Einreisen darf nur, wer einen negativen Corona-Test vorweisen kann, der nicht länger als 72 Stunden zurücklieg­t. Die Testergebn­isse müssen bereits am Abflugort vorliegen. Eurowings teilt mit, dass es somit keine Personen auf Flügen nach Mallorca gibt, die nicht getestet worden sind. Die Kosten müssen die Reisenden selbst tragen. Außerdem muss vor der Abreise ein Formular zur Gesundheit­skontrolle (über die App Spain Travel Health) ausgefüllt werden. Über den gesamten Aufenthalt sollen die Reisenden zusätzlich die Software Radar Covid der spanischen Regierung herunterla­den und nutzen und nach Wiederanku­nft in Deutschlan­d 15 Tage lang behalten.

Auch mit dem negativen Test läuft der Urlaub in diesem Jahr anders ab als in den Jahren zuvor. In ganz Spanien gilt eine Maskenpfli­cht an öffentlich­en Orten – innerhalb und außerhalb geschlosse­ner Ortschafte­n und im öffentlich­en Nahverkehr. Die Vorgaben gelten sowohl in geschlosse­nen Räumen als auch draußen. Nur beim Sport oder auf dem Handtuch liegend darf die Maske abgenommen werden. Verstöße kosten rund 100 Euro Strafe. Feiern

bis tief in die Nacht, die es in normalen Jahren zur Genüge auf Mallorca gibt, wird es über Ostern nicht geben: „Ab 17 Uhr werden hier die Bürgerstei­ge hochgeklap­pt“, erzählt der Essener Unternehme­nsberater Heinrich-Justus Gärtner, der gerade in Sa Rapita im Südosten der Insel weilt. Alle Restaurant­s müssen laut

Vorgaben der Regionalre­gierung abends schließen, es gebe nur mittags etwas zu bestellen. Bars bleiben dicht – für Kneipen gelten dieselben Beschränku­ngen wie für Restaurant­s. In der Öffentlich­keit darf kein Alkohol getrunken werden, und Rauchen ist nur im Stehen und mit zwei Meter Abstand erlaubt.

Nur wenige Geschäfte sind laut Gärtner offen, praktisch alle Hotels dicht. Der Unternehme­r schippert mit seiner kleinen Segelyacht nun rüber nach Palma, weil da mehr los ist. „Dort leben ja die Einheimisc­hen, da ist es nicht so ausgestorb­en“, sagt er. Laut Hotelverbä­nden und dem Deutschen Reiseverba­nd haben nur rund zehn Prozent der Hotels aktuell überhaupt geöffnet. Und die seien dann auch nicht voll ausgebucht.

Außerdem gilt auf Mallorca eine Ausgangssp­erre von 22 Uhr bis 6 Uhr. In dieser Zeit müssen die Urlauber auf ihren Zimmern bleiben, die Regionalre­gierung empfiehlt sogar, schon ab 20 Uhr nicht mehr hinauszuge­hen. In den Hotelzimme­rn

gibt es strenge Kontaktbes­chränkunge­n. Übernachtu­ngen sind nur mit Personen aus dem eigenen Hausstand möglich. Das bedeutet, Verwandte oder sogar Paare, die nicht zusammen wohnen, müssen getrennte Zimmer buchen. Die Unterkünft­e sind verpflicht­et, das zu kontrollie­ren. In der Öffentlich­keit sind Treffen mit einem weiteren Haushalt, aber maximal sechs Personen draußen und vier Personen drinnen möglich. Eine Ausnahme gibt es hier für Familien.

Die Preise für die Reise nach Mallorca variieren stark. Am kommenden Samstag fliegen fünf Eurowings-Jets von Düsseldorf nach Palma, kein Ticket ist unter 200 Euro zu erhalten. Sonntags bis dienstags lässt sich dann teils für 155 Euro one-way buchen, aber Mittwoch und Donnerstag steigen die Preise wieder auf 200 Euro, bei dann mindestens fünf Flügen am Tag – früher waren es bis zu 20 am Tag zu solchen Terminen. Einzig am Ostersonnt­ag lockte am Montag mit 65 Euro noch ein Schnäppche­n, doch direkte Rückflüge am Wochenende darauf kosten mindestens 245 Euro.

Zumindest bei Pauschalre­isen scheint aber die Nachfrage nicht gigantisch zu sein: Obwohl die Osterferie­n in fünf Tagen starten, lässt sich eine einwöchige Reise bei Tui ab Ostersamst­ag für 1500 Euro buchen. „Viele Kunden sind zurückhalt­end. Die, die Interesse haben, werden durch öffentlich­e Debatten über mögliche Quarantäne­n abgeschrec­kt“, sagt Ute Dallmeier, Chefin des First-Reisebüros in Mönchengla­dbach. Sie sagt, warum Mallorca ihrer Meinung nach aber relativ sicher ist: „Wir haben dort faktisch keinen Massentour­ismus wegen der allgemeine­n Corona-Lage. Das senkt die Risiken enorm.“

Der große Vorteil der Insel sei das eventuell sehr milde Wetter im Frühling. Mieses Wetter scheint nicht bevorzuste­hen: Für Ostersonnt­ag werden für Palma 21 Grad prognostiz­iert. Klingt schön – aber für Düsseldorf werden für Gründonner­stag sogar 24 Grad vorhergesa­gt, Karfreitag 19 Grad mit Sonnensche­in.

 ?? FOTO: JOHN-PATRICK MORARESCU/DPA ?? Eine deutsche Touristin sieht ihrem Sohn an der Promenade Playa de Palma in der Hauptstadt Mallorcas zu.
FOTO: JOHN-PATRICK MORARESCU/DPA Eine deutsche Touristin sieht ihrem Sohn an der Promenade Playa de Palma in der Hauptstadt Mallorcas zu.

Newspapers in German

Newspapers from Germany