Rheinische Post - Xanten and Moers
Ausgrabungen von Knossos beginnen
Nach der Überlieferung durch Homer herrschte rund
1600 Jahre vor Christus der berühmte König Minos über Knossos. Der war zwar der Sohn des Göttervaters Zeus und seiner Geliebten Europa, doch die göttliche Abstammung schützte ihn nicht vor dem Zorn des Poseidon. Als Minos sich weigerte, einen weißen Stier, der für den Gott des Meeres bestimmt war, zu opfern und ihn lieber bei seiner eigenen Herde behielt, entfachte Poseidon in Minos’ Gattin Pasiphae eine Begierde nach dem Tier. Am Ende war Pasiphae schwanger und gebar den Minotaurus – halb Mensch, halb Tier – den Minos in einem Labyrinth verbergen ließ. Erst der Held Theseus konnte das Wesen schließlich besiegen – mit Unterstützung von Minos Tochter Ariadne. Homer erzählte die Legende erst viele Jahrhunderte später. Zu diesem Zeitpunkt war der Palast von Knossos bereits zerstört. Weit mehr als zwei Jahrtausende später entdeckte ein kretischer Kaufmann die Überreste. Der deutsche Archäologe Heinrich Schliemann, bekannt als der Entdecker Trojas, hätte die Stätte gerne ausgegraben, doch Streitigkeiten über den Kauf des Grundstücks verzögerten das Projekt. Schliemann starb, bevor er den Palast näher untersuchen konnte. Stattdessen begann der britische Ethnologe Arthur Evans am 23. März 1900 mit systematischen Ausgrabungen. Sie sollten 14 Jahre lang dauern und Erstaunliches zu Tage befördern. Der Palast von Knossos gehört zu den größten der minoischen Paläste auf Kreta. Er ist ein einzigartiges Zeugnis der minoischen Kultur, einer der frühesten Hochkulturen Europas. Evans gilt bis heute als deren Entdecker. 1911 wurde er wegen seiner Verdienste um die Archäologie in England zum Ritter geschlagen.