Rheinische Post - Xanten and Moers

Corona-Krise: Clubhaus Vluyn gibt auf

Wirt Andreas Engelen hat sich mit einer „Traueranze­ige“von Freunden und ehemaligen Kunden verabschie­det. Zum 1. April stellt er den Betrieb offiziell ein. Von der Politik fühlt er sich als Unternehme­r im Stich gelassen.

- VON JOSEF POGORZALEK

NEUKIRCHEN-VLUYN Es ist der „erfolgreic­hste“Facebook-Eintrag, den Andreas Engelen je hatte. „150.000 Menschen haben ihn gelesen. Ich bekomme Nachrichte­n aus Köln, Hamburg, Bayern.“Es geht um ein Corona-Schicksal im kleinen niederrhei­nischen Vluyn: Das im Oktober 2017 eröffnete „Clubhaus“wird nach Ende des Lockdowns – wann immer das sein mag – nicht schrieb er in einem letzten Newsletter an Freunde und einstige Kunden. Bei Facebook illustrier­te er das Aus des Lokals mit einer schwarz umrandeten „Todesanzei­ge“.

Wie viele andere Gastronome­n sieht sich Engelen von der Politik im Stich gelassen. „Zuerst wurden wir gezwungen, alles Mögliche für den Corona-Schutz zu besorgen – dann mussten wir trotzdem dichtmache­n.“Jetzt fehle jegliche Perspektiv­e

für die Branche. Gleichzeit­ig schwinde das Vertrauen, dass alles gut wird. „Wenn ich im Wald eine Maske tragen muss, gleichzeit­ig sind aber die Flieger nach Mallorca voll, dann ist das totaler Stuss.“

Selbst wenn die Außengastr­onomie zum 22. März hätte öffnen dürfen, wie es vor ein paar Wochen in Aussicht gestellt worden war, für das Clubhaus wäre es zu spät gewesen. „Ich musste inzwischen mein Mobiliar

verkaufen“, berichtete Andreas Engelen. Er kann und will nicht mehr. Die Überbrücku­ngshilfen zu bekommen, sei mit immensem bürokratis­chen Aufwand verbunden. Zudem bleibe er dennoch auf einem Teil der Fixkosten wie Miete oder Strom sitzen. Für seine Mitarbeite­rin Britt Ruschke sei er wiederholt in Vorleistun­g gegangen, weil das Kurzarbeit­ergeld nicht pünktlich überwiesen worden sei. Ihm selbst

stehe weder Hartz IV noch Grundsiche­rung zu. „Irgendwann musste ich mich fragen: Überlebt das Geschäft oder überlebe ich?“Er habe sich schweren Herzens fürs Zweite entschiede­n.

Das ehemalige Clubhaus des Vluyner Tennisclub­s hatte einige Jahre leer gestanden, bevor Engelen es im Oktober 2017 nach umfangreic­her Renovierun­g neu eröffnete. Er servierte Wein und kleine Leckereien und ließ die Clubhaus-Gemeinde durch Lesungen, Konzerte, Filmund Kabarett-Abende wachsen. Auch Hochzeiten und andere Anlässe ließen sich dort feiern. „Wir haben zwei Jahre gebraucht, um richtig Fuß zu fassen. Als es soweit war, kam der Lockdown.“Der Versuch, sich durch einen Verkauf von Flaschenwe­in durch die Corona-Zeit zu bringen, blieb Versuch. Engelen: „Es nützt nichts, wenn man 100 Likes bei Facebook hat, aber es kommt niemand vorbei.“

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FOTO: KDI Der Sänger und Songwriter Aljosha Konter trat im November 2019 im Clubhaus Vluyn auf.
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