Rheinische Post - Xanten and Moers
Ein gutes Händchen bei der Kaderplanung
Der Frauenhandball-Zweitligist TuS Lintfort verfügt über reichlich Qualität in der Mannschaft. Das ist kein Zufall.
KAMP-LINTFORT (MB) Die Saison läuft nach einer zuvor nie erwarteten Leistungsexplosion optimal. Die Laune ist daher schon seit Monaten bestens, das Selbstbewusstsein sichtlich gewachsen. Der Aufschwung der Zweitliga-Handballerinnen des TuS Lintfort kommt aber nicht von ungefähr. Ein Erfolgsrezept ist unter anderem die umsichtige Kaderplanung. Die Qualität der Mannschaft wurde im Vergleich zu den Vorjahren auf deutlich breitere Füße gestellt, die Verantwortung somit auf mehrere Schultern verteilt.
Keine Frage: Der TuS Lintfort traf bei seinen Verpflichtungen zuletzt ziemlich oft die richtige Wahl, hatte das Näschen, das Verhandlungsgeschick und auch das nötige Quäntchen Glück. Jüngster Coup ist Maxime Drent. Die Niederländerin feierte bei ihrem ersten Auftritt im TuS-Trikot gegen die HSG Freiburg einen Einstand nach Maß (wir berichteten). Wie wichtig eine gut besetzte Ersatzbank ist, hat die Partie gegen den Abstiegskandidaten aus Freiburg eindrucksvoll gezeigt. Auf den Spielverlauf reagieren zu können, zu wechseln, ohne dabei einen Qualitätsverlust zu befürchten – das ist Luxus, aber auch essenziell, um sich in der Spitzengruppe zu behaupten.
Das beste Beispiel fand sich im rechten Rückraum. Zunächst bekam Lisa Kunert das Vertrauen ausgesprochen. Die Linkshänderin machte ihre Sache nach langer, schmerzhafter Verletzungspause wegen eines Fersensporns richtig gut. Sie brachte frischen Wind in die Aktionen, ist auf direktem Weg zu alter Form. Als ihre Kräfte und die Konzentration schwanden, folgte der Wechsel zu Jule Samplonius. Die erst 19-Jährige sprühte nur so vor Tatendrang, überdrehte allerdings in manchen Situationen, hatte kein Glück beim Torabschluss.
So dauerte es nicht lange und die Dritte im Bunde, Maxime Drent, durfte ran. Das Nachwuchstalent aus den Niederlanden präsentierte sich erstaunlich abgezockt. Nur wenige Augenblicke nach ihrer Einwechslung versenkte sie den Ball erstmals im HSG-Tor. „Ich bin echt froh, dass wir Maxime nun in unserem Kader haben“, zeigte sich selbst TuS-Trainerin Bettina Grenz-Klein nach dem Schlusspfiff überrascht. „Maxime hat die nötige Ruhe ausgestrahlt, blieb in ihren Aktionen gelassen und souverän.“So war es nur die logische Folge, dass der Neuzugang als Belohnung zur Startaufstellung des zweiten Durchgangs gehörte und dazu beitrug, dass die gesamte Mannschaft weiter an Stabilität hinzugewann.
Ein weiteres Beispiel, weshalb die „breite Bank“so wichtig ist, zeigte die berechtigte Rote Karte gegen Naina Klein in der 33. Minute. Denn die 21-jährige Klein befindet sich seit längerer Zeit in Top-Form, wurde nicht umsonst von Bayer Leverkusen in die Bundesliga abgeworben. Die Rückraumspielerin ist für ihren Torinstinkt ebenso bekannt wie für ihre körperbetonte Herangehensweise in der Verteidigung. Als sie auf die Tribüne geschickt wurde, schaffte es die Lintforter Mannschaft allerdings, die Lücke ohne einen Qualitätsabfall zu schließen. Denn der TuS konnte auch in diesem Fall gezielt reagieren. So krempelte halt Eva Legermann kurzerhand die Ärmel hoch – aber auch Anika Henschel oder Jana Willing wissen, sich in der Zentrale zu behaupten.
Auch wenn der TuS Lintfort nur seine Pflichtaufgabe gegen einen Abstiegskandidaten erledigt hat, fand Trainerin Bettina Grenz-Klein am Ende nur lobende Worte: „Ich bin vollauf zufrieden. Der Gegner hatte sicherlich so seine Defizite. Aber wir waren auch echt stark.“