Rheinische Post - Xanten and Moers
Alles tun, um dem Handel zu helfen
Über den „Neustart“von Gastronomie und Einzelhandel nach dem Lockdown ging es bei einer Online-Diskussion unter Leitung der IHK. Stadt und Werbering stellten einen Zehn-Punkte-Plan für Neukirchen-Vluyn vor.
NEUKIRCHEN-VLUYN Ein Stadtgutschein für Neukirchen-Vluyn: Das hat es vor ein paar Jahren schon einmal gegeben. „Es hat nicht ganz geklappt“, sagte der Werberingvorsitzende Gernot Fietze. „Wir hatten kein schlüssiges Konzept.“Jetzt soll es einen neuen Anlauf geben, nach dem Vorbild von Städten, in denen das Konzept bestens läuft. Etwa Wesel: Dort wurden bereits Gutscheine im Wert von über einer Million Euro gekauft, die im örtlichen Einzelhandel eingelöst werden können. Die Stadt Wesel fördert das Projekt; sie übernimmt die Kosten für ein Fünftel des Gutschein-Werts.
Die Einführung des Stadtgutscheins ist ein Punkt unter insgesamt zehn, mit denen der coronagebeutelte Einzelhandel samt Gastronomie in Neukirchen-Vluyn angekurbelt werden soll – wenn es denn entsprechende „Lockerungen“irgendwann wieder möglich machen. Bürgermeister Ralf Köpke und Gernot Fietze stellten den Zehn-Punkte-Plan im Rahmen einer Online-Veranstaltung vor, Titel: „Den Neustart gestalten in Neukirchen-Vluyn.“Unternehmer, Vertreter der Verwaltung sowie der SPD und CDU nahmen daran teil.
Aus Sicht der Wirtschaft sei die Enttäuschung derzeit groß, sagte Michael Rüscher, Geschäftsführer der Niederrheinischen Industrieund Handelskammer und Moderator der Runde. Statt des erhofften Stücks Normalität gebe es einen verschärften Lockdown. Aber: Irgendwann werde der „Neustart“kommen, und dafür gelte es sich rechtzeitig vorzubereiten.
IHK-Mitarbeiterin Alisa Schuler belegte die Lage anhand von Zahlen. Zu den Gewinnern der Corona-Krise zählt vor allem der Online-Handel, der im vergangenen Jahr in NRW 26,6 Prozent an Umsatz zuerlegen konnte, Bau- und Heimwerkermärkte legten um 15,6 Prozent zu, die Lebensmittelbranche 5,3 Prozent. Dagegegen gab’s zum Beispiel im Buchhandel oder auch bei Back- und Süßwaren Umsatzeinbrüche, am schlimmsten traf es die Schuh- und Lederwarenbranche (minus 17,7 Prozent) sowie die Bekleidungsbranche (minus 22 Prozent. Gerade die „Innenstadtakteure“seien im Minus, sagte Schuler.
Wie man sich mit der Krise arrangieren kann, berichtete Jan-Christian Schneider, Chef von „High Class Photo“in Vluyn. „Für uns war 2020 ein gutes Jahr“, sagte er. „Im ersten Lockdown haben wir uns aufs digitale Vermarkten gestürzt.“Zum Erfolg habe auch ein eigener Lieferdienst für Kunden gesorgt. Der habe selbst dann funktioniert, als die großen Paketdienste wegen Überlastung passen mussten. „Es geht nur mit permanenter Anpassung“, mahnte Schneider.
Auch die Betreiber des Averdunkshofs, Tim Gebauer und Lukas Stappmann, kamen zu Wort. Im Mai 2020 haben sie das Lokal übernommen – und seither kaum Umsatz gemacht. „Wir können noch ein paar Wochen aushalten, wenn dann geöffnet wird
– und geöffnet bleibt.“Planungssicherheit sei wichtig.
Gernot Fietze knüpfte an Jan-Christian Schneider an. „Man muss schnell sein, und schnell ist
man im Netz“, sagte er. Nach Ende der Pandemie werde der Markt ein anderer sein. „Die Kunden haben sich an Online gewöhnt.“Der stationäre Handel müsse deshalb Idee entwickeln, um Kunden im Netz zu gewinnen. Eine „Digitalisierungsoffensive“gehört denn auch zum Zehn-Punkte-Plan. „Es gibt Unternehmen, die schlicht an die Hand genommen werden müssen.“
Einig waren sich die Gesprächsteilnehmer auch beim Thema „kommunale Teststrategie“. Negative Corona-Schnelltests mit entsprechenden Bescheinigungen könnten demnächst als „Eintrittskarten“für den Einkauf im Geschäft dienen, hieß es. Heiko Haaz (CDU) sprach sich für den Einsatz der „Luca-App“aus. Zu überlegen sei auch, ob die Stadt Mittel für Schnelltests bereitstellen solle. Haaz bekräftigte: „Der Stadtrat wird alles unterstützen, was hilft.“Elke Buttkereit (SPD) äußerte sich ähnlich.
Nun heißt es die Ärmel hochkrempeln. Der Zehn-Punkte-Plan sei gut, sagte Bürgermeister Ralf Köpke. Nun müsse er „nur“noch umgesetzt werden.
Einige Termine der Wochenmärkte ändern sich aufgrund der Osterfeiertage. So finden keine Märkte am Karfreitag, 2. April statt. Stattdessen werden die Wochenmärkte auf dem Grafschafter Platz in Neukirchen und auf dem Vluyner Platz in Vluyn auf Gründonnerstag, 1. April, ab 13 Uhr verlegt.