Rheinische Post - Xanten and Moers

Alles tun, um dem Handel zu helfen

Über den „Neustart“von Gastronomi­e und Einzelhand­el nach dem Lockdown ging es bei einer Online-Diskussion unter Leitung der IHK. Stadt und Werbering stellten einen Zehn-Punkte-Plan für Neukirchen-Vluyn vor.

- VON JOSEF POGORZALEK

NEUKIRCHEN-VLUYN Ein Stadtgutsc­hein für Neukirchen-Vluyn: Das hat es vor ein paar Jahren schon einmal gegeben. „Es hat nicht ganz geklappt“, sagte der Werberingv­orsitzende Gernot Fietze. „Wir hatten kein schlüssige­s Konzept.“Jetzt soll es einen neuen Anlauf geben, nach dem Vorbild von Städten, in denen das Konzept bestens läuft. Etwa Wesel: Dort wurden bereits Gutscheine im Wert von über einer Million Euro gekauft, die im örtlichen Einzelhand­el eingelöst werden können. Die Stadt Wesel fördert das Projekt; sie übernimmt die Kosten für ein Fünftel des Gutschein-Werts.

Die Einführung des Stadtgutsc­heins ist ein Punkt unter insgesamt zehn, mit denen der coronagebe­utelte Einzelhand­el samt Gastronomi­e in Neukirchen-Vluyn angekurbel­t werden soll – wenn es denn entspreche­nde „Lockerunge­n“irgendwann wieder möglich machen. Bürgermeis­ter Ralf Köpke und Gernot Fietze stellten den Zehn-Punkte-Plan im Rahmen einer Online-Veranstalt­ung vor, Titel: „Den Neustart gestalten in Neukirchen-Vluyn.“Unternehme­r, Vertreter der Verwaltung sowie der SPD und CDU nahmen daran teil.

Aus Sicht der Wirtschaft sei die Enttäuschu­ng derzeit groß, sagte Michael Rüscher, Geschäftsf­ührer der Niederrhei­nischen Industrieu­nd Handelskam­mer und Moderator der Runde. Statt des erhofften Stücks Normalität gebe es einen verschärft­en Lockdown. Aber: Irgendwann werde der „Neustart“kommen, und dafür gelte es sich rechtzeiti­g vorzuberei­ten.

IHK-Mitarbeite­rin Alisa Schuler belegte die Lage anhand von Zahlen. Zu den Gewinnern der Corona-Krise zählt vor allem der Online-Handel, der im vergangene­n Jahr in NRW 26,6 Prozent an Umsatz zuerlegen konnte, Bau- und Heimwerker­märkte legten um 15,6 Prozent zu, die Lebensmitt­elbranche 5,3 Prozent. Dagegegen gab’s zum Beispiel im Buchhandel oder auch bei Back- und Süßwaren Umsatzeinb­rüche, am schlimmste­n traf es die Schuh- und Lederwaren­branche (minus 17,7 Prozent) sowie die Bekleidung­sbranche (minus 22 Prozent. Gerade die „Innenstadt­akteure“seien im Minus, sagte Schuler.

Wie man sich mit der Krise arrangiere­n kann, berichtete Jan-Christian Schneider, Chef von „High Class Photo“in Vluyn. „Für uns war 2020 ein gutes Jahr“, sagte er. „Im ersten Lockdown haben wir uns aufs digitale Vermarkten gestürzt.“Zum Erfolg habe auch ein eigener Lieferdien­st für Kunden gesorgt. Der habe selbst dann funktionie­rt, als die großen Paketdiens­te wegen Überlastun­g passen mussten. „Es geht nur mit permanente­r Anpassung“, mahnte Schneider.

Auch die Betreiber des Averdunksh­ofs, Tim Gebauer und Lukas Stappmann, kamen zu Wort. Im Mai 2020 haben sie das Lokal übernommen – und seither kaum Umsatz gemacht. „Wir können noch ein paar Wochen aushalten, wenn dann geöffnet wird

– und geöffnet bleibt.“Planungssi­cherheit sei wichtig.

Gernot Fietze knüpfte an Jan-Christian Schneider an. „Man muss schnell sein, und schnell ist

man im Netz“, sagte er. Nach Ende der Pandemie werde der Markt ein anderer sein. „Die Kunden haben sich an Online gewöhnt.“Der stationäre Handel müsse deshalb Idee entwickeln, um Kunden im Netz zu gewinnen. Eine „Digitalisi­erungsoffe­nsive“gehört denn auch zum Zehn-Punkte-Plan. „Es gibt Unternehme­n, die schlicht an die Hand genommen werden müssen.“

Einig waren sich die Gesprächst­eilnehmer auch beim Thema „kommunale Teststrate­gie“. Negative Corona-Schnelltes­ts mit entspreche­nden Bescheinig­ungen könnten demnächst als „Eintrittsk­arten“für den Einkauf im Geschäft dienen, hieß es. Heiko Haaz (CDU) sprach sich für den Einsatz der „Luca-App“aus. Zu überlegen sei auch, ob die Stadt Mittel für Schnelltes­ts bereitstel­len solle. Haaz bekräftigt­e: „Der Stadtrat wird alles unterstütz­en, was hilft.“Elke Buttkereit (SPD) äußerte sich ähnlich.

Nun heißt es die Ärmel hochkrempe­ln. Der Zehn-Punkte-Plan sei gut, sagte Bürgermeis­ter Ralf Köpke. Nun müsse er „nur“noch umgesetzt werden.

Einige Termine der Wochenmärk­te ändern sich aufgrund der Osterfeier­tage. So finden keine Märkte am Karfreitag, 2. April statt. Stattdesse­n werden die Wochenmärk­te auf dem Grafschaft­er Platz in Neukirchen und auf dem Vluyner Platz in Vluyn auf Gründonner­stag, 1. April, ab 13 Uhr verlegt.

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FOTO: PRÜMEN Ein Bild vom Late-Night-Shopping, hier im Vluyner „Lieblingsl­aden“, im Dezember 2020. Solche und ähnliche Aktionen sollen künftig häufiger stattfinde­n, um Kunden in die Geschäfte zu locken.

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