Rheinische Post - Xanten and Moers
Holpriger Start für Bürgerbus Menzelen
Die Pandemie bremst das neue Mobilitätsangebot in Alpen. Der Verein ist zuversichtlich, dass es aufwärts geht.
MENZELEN Die neue Bürgerbus-Linie in der Gemeinde Alpen ist vor fast exakt einem Jahr hoffnungsvoll und mit viel Elan vom Marktplatz in Menzelen-Ost aus aufgebrochen, um eine Mobilitätslücke auf dem Lande zu schließen. Es wurde ein holpriger Start. Höhere Gewalt brachte den jungen Motor ins Stottern. Nicht etwa, weil Peter Nienhaus als Kapitän der Jungfernfahrt ein Mäuerchen übersehen hatte und seither ein kleiner Kratzer den Stoßfänger ziert. Das Coronavirus und in der Folge der erste Lockdown stoppten den Sprinter, der den Weg nach Alpen und dann über Bönning und Drüpt wieder zurück auch für die ebnet, die eben kein eigenes Auto in der Garage stehen haben.
„Es könnten schon ein paar Leute mehr mitfahren, aber die Tendenz insgesamt ist positiv“
Edgar Giesen Vorsitzender des Bürgerbusvereins
Menzelen/Bönning-Rill
Erst am 2. Juni nahm der Bürgerbusverein Menzelen/Bönning-Rill den Betrieb wieder auf. Seither rollt der Bus von Corona ungebremst. Nur zwischenzeitlich ein paar Tage gestoppt, als Anfang Februar Schnee und Eis die Straßen am Niederrhein teils unpassierbar gemacht hatten. Die Startbedingungen für ein neues Angebot, das sich seinen Platz in der Gunst seiner Zielgruppe erst noch erarbeiten muss, könnten jedenfalls besser sein. Dennoch ist Ortsvorsteher Edgar Giesen als Vorsitzender des ehrenamtlich gesteuerten Vereins nicht unzufrieden. „Es könnten schon ein paar Leute mehr mitfahren“, so Steuermann Giesen, „aber die Tendenz ist positiv.“
34.000 Kilometer hat der Sprinter, der acht Passagiere mitnehmen kann, inzwischen unter der Haube. 825 Personen – 620 im vorigen Jahr, 205 in den ersten drei Monaten dieses Jahres – hätten bislang eine Fahrkarte gelöst, berichtet Giesen. Es gebe schon noch die eine oder andere „Leerfahrt“. Aber das Fahrgastaufkommen insgesamt habe sich inzwischen auf um die 25 Leute pro Woche eingependelt. Tendenz leicht steigend.
Das schwierige erste Jahr führte dazu, dass das Defizit von gut 13.000 Euro aus dem Säckel der Gemeinde gestopft werden musste. Edgar Giesen aber ist zuversichtlich, dass die Ausfallbürgschaft in den kommenden Jahren spürbar weniger in Anspruch
genommen werden muss. Das Problem bleibe, auch wenn man den mit einem Desinfektionsspender ausgerüsteten Bus mit Maske
längst wieder besteigen darf, die Pandemie-Bekämpfung. „Wenn die Geschäfte fast alle geschlossen sind, gibt keinen Grund mehr, sich von
Menzelen aus auf den Weg nach Alpen zu machen“, analysiert Giesen die weiter schwierige Lage. So setzt auch er auf ein baldiges Ende der Pandemie und die weitgehende Rückkehr zur Normalität, die auch den Bus-Transfer beflügeln werde.
Mittelfristig hat der Ortsvorsteher und CDU-Ratsherr aber noch weitere Schrittmacher im Hinterkopf: den geplanten Edeka-Markt an der Xantener Straße (B 57) und die Rossmann-Filiale in Alpen. Er hofft, dass es in Menzelen mit dem Bauantrag und vor allem mit der Genehmigung für das Projekt von Kaufmann Thomas Luft doch etwas schneller geht, als zuletzt angenommen. Luft rechnet nicht damit, vor 2023 seine Kassen zu öffnen, wie er kürzlich der Redaktion sagte (wir berichteten). Deutlich schneller wird es wohl mit der Rossmann-Filiale mitten in Alpen gehen. Hier steht der Abriss des Traditionslokals Zur Hoffnung, das für den Drogeristen Platz macht, unmittelbar bevor. Von dem verspricht sich auch der Bürgerbusverein Magnetwirkung weit ins Umfeld.
„Sobald diese Projekte realisiert sind, werden wir unsere Fahrpläne darauf abstimmen und möglichst optimal am Bedarf der Menschen ausrichten“, so Giesen. So hofft der Verein, die Fahrgastzahlen nach oben bewegen zu können. Potenzial biete auch noch immer die Möglichkeit, die Linie über die Kommunalgrenze hinweg bis Borth zu führen, wie anfangs mal gedacht war.
Der Personalbestand gebe das allemal her. 27 Männer setzen sich ein bis zwei Mal im Monat ehrenamtlich hinters Steuer und freuen sich über jeden, der unterwegs zusteigt.