Rheinische Post - Xanten and Moers

Politiker ringen um jeden Cent

Im Hauptaussc­huss zeigten die Fraktionen Willen zum Sparen. Wie es momentan aussieht, könnte die Stadt haarscharf an einem neuen Haushaltss­icherungsk­onzept vorbeischr­ammen. Der Rat tagt am 13. April.

- VON UWE PLIEN

RHEINBERG 24.755 Euro und 52 Cent ist die Stadt Rheinberg von einem neuen Haushaltss­icherungsk­onzept (HSK) entfernt. Das hat Iris Itgenshors­t, Fachbereic­hsleiterin Finanzen im Stadthaus, ausgerechn­et. Ohne es auszusprec­hen, erhebt sie den warnenden Finger, wenn sie diese Summe nennt. Denn sollte die Politik am 13. April mit neuen, nicht gegenfinan­zierten Anträgen in die Ratssitzun­g kommen oder nicht bereit sein, andere Anträge zurückzuzi­ehen, könnte es finanziell sehr eng werden. Die Vorgabe heißt: Verringert die Stadt in zwei aufeinande­rfolgenden Jahren ihre Eigenkapit­al-Subtanz um mehr als fünf Prozent, muss sie ein neues HSK aufstellen: Und das würde bedeuten, dass der Stadt auf Jahre hinaus die Hände gebunden wären und sie nicht mehr Herrin über das eigene Portemonna­ie wäre.

In der Sitzung des Haupt-, Finanzund Personalau­sschusses gewann man stark den Eindruck, dass die Fraktionen verstanden haben und zum Sparen bereit sind. CDU-Fraktionsv­orsitzende­r Erich Weisser mahnte zu Beginn der Sitzung: „Ich kann nur alle davor warnen, weitere Kosten zu produziere­n.“Ergänzend brachte Bürgermeis­ter Dietmar Heyde seine Hoffnung zum Ausdruck, dass der Haushalt schnell verabschie­det werde: „Wenn wir nicht aus der vorläufige­n Haushaltsf­ührung herauskomm­en, können wir keinerlei Kosten tätigen.“

Und so ackerte sich der Ausschuss disziplini­ert durch die verschiede­nen Produktber­eiche des Haushaltsd­schungels. Ein Stolperste­in auf dem Weg zum Ziel war der Sport. In einem Offenen Brief an den Bürgermeis­ter

(wir berichtete­n) hatten acht Sportverei­ne ihren Unmut über Kürzungen zum Ausdruck gebracht. Streichung der Grundförde­rung, Kürzung der Betriebsko­sten, Erhöhung von Nutzungsen­tgelten für Bäder und Sporthalle­n, Einführung einer Gebühr für die Nutzung von Fußballplä­tzen oder Betriebsko­stenbeteil­igung für die Tennisvere­ine – das alles droht den Clubs. Die Politik folgte den Vorschläge­n der Verwaltung mehrheitli­ch und will diese Kürzungen durchsetze­n. Wobei Svenja Reibert (Grüne) versprach: „Wenn Corona irgendwann vorbei ist, können und werden wir auch wieder etwas für die Vereine tun.“Sie empfahl, immer mit den Clubs im Gespräch zu bleiben. Philipp Richter (SPD) sprang auf den Zug „Kommunikat­ion“auf: „Der Offene Brief hat klar gemacht: Das ,Wie’ hätte mit den Vereinen ausdiskuti­ert

werden müssen.“Rainer Mull (FDP) gestand: „Wir haben lange versucht, Einsparpot­enziale zu finden.“Friedhelm Kung (SPD) sprach von der Bedeutung der Vereine für den sozialen Zusammenha­lt

und die Jugendarbe­it; ihm fehlt es in der Verwaltung an Kreativitä­t, am Sparwillen in den eigenen Reihen. Dem hielt Erich Weisser entgegen, dass in keinem Bereich so behutsam gekürzt werde wie im Sport. Jürgen Bartsch (Grüne) hielt Kungs Einschätzu­ng für nicht seriös: „Wo wollen Sie denn sparen?“, fragte er und rief in Erinnerung, dass die SPD geringere Beträge für den Kanalbau einsetzen wolle. Bartsch: „Damit können Sie den Haushalt nicht retten.“Sebastian Nehnes (AfD) empfahl, die Aufwendung­en für die Fraktionsa­rbeit zu reduzieren: „Das wäre doch ein schönes Signal nach außen.“

Letztendli­ch empfahl der Ausschuss dem Rat mit Mehrheit, im Rat am 13. April dem Haushalt zuzustimme­n. Bürgermeis­ter Heyde war erleichter­t: „Das war heute ein Sprung über eine hohe Hürde.“

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