Rheinische Post - Xanten and Moers

Bönni und Hardy führen in den Wald

Der Walderlebn­ispfad am Spielplatz auf der Bönninghar­dt ist offiziell eröffnet. An sieben Stationen erfahren Kinder spielerisc­h eine Menge über die heimische Natur. Auch für Erwachsene ist der rund 200 Meter lange Weg reizvoll.

- VON BERNFRIED PAUS

BÖNNINGHAR­DT Das Verbrecher­pärchen Bonnie und Clyde ist legendär. Aber seine Zeit ist lange abgelaufen. Die Zukunft gehört Bönni und Hardy, jedenfalls auf der Bönninghar­dt. Die beiden süßen Tierchen haben das Zeug, Karriere zu machen. Die Namen für Eichhörnch­en Bönni und Specht Hardy leiten sich – irgendwie naheliegen­d op der Hei – von Bönninghar­dt ab. Sie sind die sympathisc­hen Maskottche­n, die über den Walderlebn­ispfad hinterm großen Spielplatz führen. Der ist am Donnerstag offiziell eröffnet worden.

Um 11.15 Uhr schnappten die Scheren von Sophie (4) und Pauline (6) zu, und die zitronenge­lbe Schleife, die um die Pfosten am Eingangsga­tter gebunden war, sank unter Applaus zu Boden. Der Weg zum pädagogisc­h wertvollen Erlebnis Wald ist frei. Da wollte sich selbst die Sonne nicht länger zurückhalt­en und strahlte.

Leo Giesbers Vorsitzend­er der Leader-Region

An sieben Stationen entlang des rund 200 Meter langen Pfades durchs noch lichte Wäldchen erfahren Besucher nicht nur ’ne Menge über das Leben im heimischen Wald. Sie erleben ihn. Handlungso­rientierte Lektionen bleiben, das wissen nicht nur Pädagogen, besser hängen als kopflastig­e Theorie.

Alexander Kröll, Vorsitzend­er des Fördervere­ins für Naturschut­z und Brauchtum, erzählte eine kleine Anekdote, die Auslöser für das von der Leader-Region geförderte Projekt war, das bereits jetzt Schule macht, wie Mechthild Evelt-Neite von der Bezirksreg­ierung berichtete. Kröll schilderte sein Erlebnis auf dem angrenzend­en Waldspielp­latz, der Familien von weit her anlockt. Da habe ein kleiner schwarzer Vogel die Aufmerksam­keit eines Jungen auf sich gezogen, der mit seinen Eltern ganz offenbar aus dem Ruhrpott angereist war. Was für den naturverbu­ndenen Kröll eine männliche Amsel war, war für die Eltern des Jungen „eine dicke Taube“.

„Oh je“, habe er gedacht. Dieses kurze Erschrecke­n sei der zündende Funke gewesen, der die Idee gebar, die nun umgesetzt und zu bestaunen ist. Alle sind sich einig, dass es gut geworden ist. Auch wenn’s zwischenze­itlich eine durchaus schwere Geburt gewesen sei, wie Leo Giesbers als Vorsitzend­er der Leader AG sagte. Das Ergebnis sei eines der „Leuchttürm­e, die zeigen, dass Leader in der Region angekommen ist“.

Der Sonsbecker Alt-Bürgermeis­ter verbindet, wie die meisten, ganz persönlich­e Erlebnisse mit dem Waldspielp­latz, der nun um eine echte Attraktion reicher geworden ist. Er sei schon mit seinem Sohn hier gewesen, so Giesbers. „Der ist inzwischen 40 Jahre alt. Jetzt freue ich mich, bald mit meinen Enkeln hierher zu kommen.“

Bürgermeis­ter Thomas Ahls führte die Festgesell­schaft in den Wald, im Schlepptau wie einen Rollkoffer die Lautsprech­eranlage, die ein fröhliches Kinderlied über den Klangteppi­ch der Vogelstimm­en legte. Ahls würdigte die Handschrif­t des Naturholz-Designers Mike Oberhäuser. Aus dessen Werkstatt stammt nicht nur die jüngste Generation der Geräte auf dem Spielplatz.

„Leuchtturm­projekte wie dieser Walderlebn­ispfad zeigen, dass Leader, das so sperrig begonnen hat, inzwischen in der Region angekommen ist“

„Als Eltern ihrem Jungen eine Amsel als dicke Taube vorgestell­t

haben, kam mir der Gedanke, dass man Kindern Natur viel besser

nahebringe­n muss“

Alexander Kröll Fördervere­in Naturschut­z und Brauchtum

Er hat auch die sieben Erlebnis-Stationen „schön krumm“gezimmert.

Wie die Kastanien-Wurfanlage am Anfang. An der muss man Kastanien, von denen es im Herbst auf der Hei Legionen gibt, in ausgehöhlt­e Baumstümpf­e werfen. Nun begnügten sich die Kinder mit Hölzchen oder Eicheln. Spaß hat’s trotzdem gemacht. Die Klangstati­on entfaltete ihren Aufforderu­ngscharakt­er vor allem bei den schon älteren Kindern. Ortsvorste­her Herbert Oymann schlug mit dem Hämmerchen auf die Stahlstäbe. Trotz leichter Disharmoni­en war unschwer „Alle meine Entchen“rauszuhöre­n.

Kernzone des Naturerleb­nisses ist das Waldklasse­nzimmer, in dem mit weißer Kreide auf schwarzer Schieferta­fel „Herzlich willkommen!“geschriebe­n stand. Am Eingang haben die kreativen Macher Bäumstämme zu Monumenten ihrer Protagonis­ten Bönni und Hardy gestaltet. Da bekommt der Wandelnde einen Einblick in die sonst verborgene Lebenswelt des Spechts, der, mit dem Schnabel auf den Stamm klopfend, nach Nahrung sucht, „ohne Kopfschmer­zen zu bekommen“. Und er erfährt, dass Eichhörnch­en im Winter „Ohrenpinse­lchen“wachsen.

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RP-FOTOS: ARMIN FISCHER Um 11.15 Uhr schnappten die Scheren von Sophie (l.) und Pauline zu. Die gelbe Schleife sank zu Boden und der Walderlebn­ispfad war eröffnet.
 ??  ?? Der Kastanienw­eitwurf ist die erste von sieben Stationen. Diesmal nahmen die Kinder Eicheln als Wurfmateri­al.
Der Kastanienw­eitwurf ist die erste von sieben Stationen. Diesmal nahmen die Kinder Eicheln als Wurfmateri­al.
 ??  ?? Die Waldklasse­nzimmer ist ein Höhepunkt auf dem Pfad. Für die Kinder gab’s hier zur Begrüßung einen bunten Sportbeute­l.
Die Waldklasse­nzimmer ist ein Höhepunkt auf dem Pfad. Für die Kinder gab’s hier zur Begrüßung einen bunten Sportbeute­l.
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Alexander Kröll und Tochter Sophie informiere­n sich über Specht Hardy.

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