Rheinische Post - Xanten and Moers
Bönni und Hardy führen in den Wald
Der Walderlebnispfad am Spielplatz auf der Bönninghardt ist offiziell eröffnet. An sieben Stationen erfahren Kinder spielerisch eine Menge über die heimische Natur. Auch für Erwachsene ist der rund 200 Meter lange Weg reizvoll.
BÖNNINGHARDT Das Verbrecherpärchen Bonnie und Clyde ist legendär. Aber seine Zeit ist lange abgelaufen. Die Zukunft gehört Bönni und Hardy, jedenfalls auf der Bönninghardt. Die beiden süßen Tierchen haben das Zeug, Karriere zu machen. Die Namen für Eichhörnchen Bönni und Specht Hardy leiten sich – irgendwie naheliegend op der Hei – von Bönninghardt ab. Sie sind die sympathischen Maskottchen, die über den Walderlebnispfad hinterm großen Spielplatz führen. Der ist am Donnerstag offiziell eröffnet worden.
Um 11.15 Uhr schnappten die Scheren von Sophie (4) und Pauline (6) zu, und die zitronengelbe Schleife, die um die Pfosten am Eingangsgatter gebunden war, sank unter Applaus zu Boden. Der Weg zum pädagogisch wertvollen Erlebnis Wald ist frei. Da wollte sich selbst die Sonne nicht länger zurückhalten und strahlte.
Leo Giesbers Vorsitzender der Leader-Region
An sieben Stationen entlang des rund 200 Meter langen Pfades durchs noch lichte Wäldchen erfahren Besucher nicht nur ’ne Menge über das Leben im heimischen Wald. Sie erleben ihn. Handlungsorientierte Lektionen bleiben, das wissen nicht nur Pädagogen, besser hängen als kopflastige Theorie.
Alexander Kröll, Vorsitzender des Fördervereins für Naturschutz und Brauchtum, erzählte eine kleine Anekdote, die Auslöser für das von der Leader-Region geförderte Projekt war, das bereits jetzt Schule macht, wie Mechthild Evelt-Neite von der Bezirksregierung berichtete. Kröll schilderte sein Erlebnis auf dem angrenzenden Waldspielplatz, der Familien von weit her anlockt. Da habe ein kleiner schwarzer Vogel die Aufmerksamkeit eines Jungen auf sich gezogen, der mit seinen Eltern ganz offenbar aus dem Ruhrpott angereist war. Was für den naturverbundenen Kröll eine männliche Amsel war, war für die Eltern des Jungen „eine dicke Taube“.
„Oh je“, habe er gedacht. Dieses kurze Erschrecken sei der zündende Funke gewesen, der die Idee gebar, die nun umgesetzt und zu bestaunen ist. Alle sind sich einig, dass es gut geworden ist. Auch wenn’s zwischenzeitlich eine durchaus schwere Geburt gewesen sei, wie Leo Giesbers als Vorsitzender der Leader AG sagte. Das Ergebnis sei eines der „Leuchttürme, die zeigen, dass Leader in der Region angekommen ist“.
Der Sonsbecker Alt-Bürgermeister verbindet, wie die meisten, ganz persönliche Erlebnisse mit dem Waldspielplatz, der nun um eine echte Attraktion reicher geworden ist. Er sei schon mit seinem Sohn hier gewesen, so Giesbers. „Der ist inzwischen 40 Jahre alt. Jetzt freue ich mich, bald mit meinen Enkeln hierher zu kommen.“
Bürgermeister Thomas Ahls führte die Festgesellschaft in den Wald, im Schlepptau wie einen Rollkoffer die Lautsprecheranlage, die ein fröhliches Kinderlied über den Klangteppich der Vogelstimmen legte. Ahls würdigte die Handschrift des Naturholz-Designers Mike Oberhäuser. Aus dessen Werkstatt stammt nicht nur die jüngste Generation der Geräte auf dem Spielplatz.
„Leuchtturmprojekte wie dieser Walderlebnispfad zeigen, dass Leader, das so sperrig begonnen hat, inzwischen in der Region angekommen ist“
„Als Eltern ihrem Jungen eine Amsel als dicke Taube vorgestellt
haben, kam mir der Gedanke, dass man Kindern Natur viel besser
nahebringen muss“
Alexander Kröll Förderverein Naturschutz und Brauchtum
Er hat auch die sieben Erlebnis-Stationen „schön krumm“gezimmert.
Wie die Kastanien-Wurfanlage am Anfang. An der muss man Kastanien, von denen es im Herbst auf der Hei Legionen gibt, in ausgehöhlte Baumstümpfe werfen. Nun begnügten sich die Kinder mit Hölzchen oder Eicheln. Spaß hat’s trotzdem gemacht. Die Klangstation entfaltete ihren Aufforderungscharakter vor allem bei den schon älteren Kindern. Ortsvorsteher Herbert Oymann schlug mit dem Hämmerchen auf die Stahlstäbe. Trotz leichter Disharmonien war unschwer „Alle meine Entchen“rauszuhören.
Kernzone des Naturerlebnisses ist das Waldklassenzimmer, in dem mit weißer Kreide auf schwarzer Schiefertafel „Herzlich willkommen!“geschrieben stand. Am Eingang haben die kreativen Macher Bäumstämme zu Monumenten ihrer Protagonisten Bönni und Hardy gestaltet. Da bekommt der Wandelnde einen Einblick in die sonst verborgene Lebenswelt des Spechts, der, mit dem Schnabel auf den Stamm klopfend, nach Nahrung sucht, „ohne Kopfschmerzen zu bekommen“. Und er erfährt, dass Eichhörnchen im Winter „Ohrenpinselchen“wachsen.