Rheinische Post - Xanten and Moers
„Nicht alle Vereine sind krisensicher“
Der Chef der MSC-Volleyballer will das Team neu aufstellen. Trainer Rieskamp bleibt, vier Spieler gehen, fünf Neuzugänge sollen kommen.
MOERS Nach zuletzt fünf Niederlagen in sechs Spielen war es Günter Krivec (78) offenbar ein Bedürfnis, schon vor dem Saisonende wichtige Personalien beim Volleyball-Zweitligisten Moerser SC öffentlich zu machen. Der Vorstandschef will den Kader verändern, um die schon für diese Saison angestrebte Rückkehr in die Bundesliga möglichst in der Spielzeit 2021/22 zu schaffen.
Herr Krivec, wie enttäuscht sind Sie, dass die ausgerufenen Ziele in dieser Spielzeit mit großer Sicherheit nicht erreicht werden?
GÜNTER KRIVEC Nicht so sehr. Es hat ja zuletzt vieles darauf hingedeutet. Grundsätzlich denke ich, dass sechs oder sieben Spieler auf Topniveau in unserem Team auf Dauer für Platz eins zu wenig sind. Wir konnten auch keinen Ausfall von einem dieser Spieler wirklich verkraften.
Sie sprechen die Knieverletzung von Felix Orthmann an. Rechnen Sie mit ihm zur neuen Saison wieder? KRIVEC Ehrlich gesagt, nein. Der Knorpelschaden ist groß und wird ihn weiter behindern. Wir können uns nicht darauf verlassen, dass Felix die neue Saison durchspielen wird. Und wenn wir die Bundesliga zum Ziel haben, brauchen wir verlässliche Leistungsträger. Deswegen werden wir uns auch von weiteren Spielern trennen.
Wer muss noch gehen?
KRIVEC Oskar Klinger hat Probleme mit beiden Knien, weil er sehr lange Leistungssport getrieben hat. Dazu werden wir uns auch von Zuspieler Jonas Hoppe verabschieden.
Zuletzt hatte Trainer Rieskamp auf den 18-jährigen Lukas Salimi als Zuspieler gebaut, obwohl er wahrlich nicht fehlerfrei gespielt hat... KRIVEC Jonas ist in seinem vierten Jahr bei uns nicht so vorwärts gekommen, wie wir uns das erhofft hatten. Wir brauchen einen auch mental starken Zuspieler für das Bundesligaziel. Ob Lukas Salimi die Rolle der Nummer eins hier ausfüllen kann, wird sich zeigen.
Vermutlich muss Salimi in der neuen Saison auch noch auf seinen Beach-Kollegen Veit Bils verzichten.
KRIVEC Ja, und das ist natürlich sehr schade. Wir hätten Veit als Mittelblocker gern behalten. Er will aber für ein Jahr in den USA studieren und dort auch spielen. Ein solcher Schritt bringt junge Menschen immer nach vorn im Leben. Da unterstütze ich Veit eher, als dass ich ihm den Schritt ausreden würde.
Um welche Spieler herum wird die neue MSC-Mannschaft aufgebaut? KRIVEC Andre Illmer wird uns als Libero erhalten bleiben. Mit Marvin Prolingheuer als Führungsspieler und mit Chris Carter haben wir zwei gute Außenangreifer. Dazu bleibt Lukas Salimi. Auch unser Kapitän Lukas Schattenberg ist eine Option.
Aber noch nicht fest?
KRIVEC Lukas will weitermachen. Er arbeitet aber in den Niederlanden, der Zeitaufwand für den MSC ist enorm. Wenn er in den Niederlanden eine langfristige berufliche Perspektive sieht, sollte er diese auch forcieren. Das ist wichtiger als Volleyball.
Sehen Sie Chancen, den MSC besser aufzustellen als in dieser Saison? KRIVEC Durchaus, das ist das Ziel. Und wahrlich nicht alle Vereine sind in Corona-Zeiten krisenfest. Auch in der Bundesliga nicht.
Der MSC aber schon?
KRIVEC Ich stelle in vielen Gesprächen fest, dass unser Name in der Branche noch etwas zählt. Wir bekommen einige Anfragen aus der Bundesliga von Spielern, die sich nach einer neuen Aufgabe umsehen. Ich bin, was unsere Planungen anbetrifft, eigentlich sehr gelassen.
Das kann man aus Ihren Aussagen heraushören...
KRIVEC ...weil die Zeiten für Spieler auch in der Bundesliga aktuell nicht so rosig sind, wenn man nicht zu den Topleuten zählt. Dazu haben wir einen guten Draht zum Bundesstützpunktteam des VCO Berlin. Von dort werden wir sicher auch einige Spieler in unseren Trainings testen.
Sitzt Trainer Hendrik Rieskamp noch sicher im Sattel beim MSC? KRIVEC So sicher, dass wir mit ihm in die neue Saison gehen werden. Er hat seine Aufgabe bisher sehr gut gemacht, aber in den vergangenen Wochen aus den schon angesprochenen Gründen etwas den Zugriff verloren. Das sollte und wird sich zur neuen Saison aber wieder ändern.
Viel spricht dafür, dass die Zweite Liga fast gleich bestückt sein wird, sollten Lindow-Gransee und Kiel auf den Aufstieg verzichten. Ist es nicht ein Fehler im System, wenn Vereine den Sprung in die Bundesliga verweigern?
KRIVEC Die Frage muss sich die VBL gefallen lassen. Durch Corona ist die finanzielle Situation für viele Klubs noch enger geworden. Der Verband wird irgendwann reagieren und Regularien für potenzielle Aufsteiger erleichtern müssen. Wir können nur abwarten und für uns beurteilen, ob und wann eine Rückkehr in die Bundesliga jenseits einer sportlichen Qualifikation Sinn macht.
Wäre es sportlich nicht sinnvoll, eine eingleisige Zweite Liga nur mit ambitionierten Teams zu spielen? KRIVEC Ich bin eher für regionalisierte Zweite Ligen, aus denen dann die besten Teams am Ende eine Art Aufstiegsrunde spielen. Das würde mehr Lokalkolorit und mehr Spannung bringen. Mehr als vorschlagen kann ich das aber auch nicht.