Rheinische Post - Xanten and Moers

„Nicht alle Vereine sind krisensich­er“

Der Chef der MSC-Volleyball­er will das Team neu aufstellen. Trainer Rieskamp bleibt, vier Spieler gehen, fünf Neuzugänge sollen kommen.

- MICHAEL RYBERG STELLTE DIE FRAGEN

MOERS Nach zuletzt fünf Niederlage­n in sechs Spielen war es Günter Krivec (78) offenbar ein Bedürfnis, schon vor dem Saisonende wichtige Personalie­n beim Volleyball-Zweitligis­ten Moerser SC öffentlich zu machen. Der Vorstandsc­hef will den Kader verändern, um die schon für diese Saison angestrebt­e Rückkehr in die Bundesliga möglichst in der Spielzeit 2021/22 zu schaffen.

Herr Krivec, wie enttäuscht sind Sie, dass die ausgerufen­en Ziele in dieser Spielzeit mit großer Sicherheit nicht erreicht werden?

GÜNTER KRIVEC Nicht so sehr. Es hat ja zuletzt vieles darauf hingedeute­t. Grundsätzl­ich denke ich, dass sechs oder sieben Spieler auf Topniveau in unserem Team auf Dauer für Platz eins zu wenig sind. Wir konnten auch keinen Ausfall von einem dieser Spieler wirklich verkraften.

Sie sprechen die Knieverlet­zung von Felix Orthmann an. Rechnen Sie mit ihm zur neuen Saison wieder? KRIVEC Ehrlich gesagt, nein. Der Knorpelsch­aden ist groß und wird ihn weiter behindern. Wir können uns nicht darauf verlassen, dass Felix die neue Saison durchspiel­en wird. Und wenn wir die Bundesliga zum Ziel haben, brauchen wir verlässlic­he Leistungst­räger. Deswegen werden wir uns auch von weiteren Spielern trennen.

Wer muss noch gehen?

KRIVEC Oskar Klinger hat Probleme mit beiden Knien, weil er sehr lange Leistungss­port getrieben hat. Dazu werden wir uns auch von Zuspieler Jonas Hoppe verabschie­den.

Zuletzt hatte Trainer Rieskamp auf den 18-jährigen Lukas Salimi als Zuspieler gebaut, obwohl er wahrlich nicht fehlerfrei gespielt hat... KRIVEC Jonas ist in seinem vierten Jahr bei uns nicht so vorwärts gekommen, wie wir uns das erhofft hatten. Wir brauchen einen auch mental starken Zuspieler für das Bundesliga­ziel. Ob Lukas Salimi die Rolle der Nummer eins hier ausfüllen kann, wird sich zeigen.

Vermutlich muss Salimi in der neuen Saison auch noch auf seinen Beach-Kollegen Veit Bils verzichten.

KRIVEC Ja, und das ist natürlich sehr schade. Wir hätten Veit als Mittelbloc­ker gern behalten. Er will aber für ein Jahr in den USA studieren und dort auch spielen. Ein solcher Schritt bringt junge Menschen immer nach vorn im Leben. Da unterstütz­e ich Veit eher, als dass ich ihm den Schritt ausreden würde.

Um welche Spieler herum wird die neue MSC-Mannschaft aufgebaut? KRIVEC Andre Illmer wird uns als Libero erhalten bleiben. Mit Marvin Prolingheu­er als Führungssp­ieler und mit Chris Carter haben wir zwei gute Außenangre­ifer. Dazu bleibt Lukas Salimi. Auch unser Kapitän Lukas Schattenbe­rg ist eine Option.

Aber noch nicht fest?

KRIVEC Lukas will weitermach­en. Er arbeitet aber in den Niederland­en, der Zeitaufwan­d für den MSC ist enorm. Wenn er in den Niederland­en eine langfristi­ge berufliche Perspektiv­e sieht, sollte er diese auch forcieren. Das ist wichtiger als Volleyball.

Sehen Sie Chancen, den MSC besser aufzustell­en als in dieser Saison? KRIVEC Durchaus, das ist das Ziel. Und wahrlich nicht alle Vereine sind in Corona-Zeiten krisenfest. Auch in der Bundesliga nicht.

Der MSC aber schon?

KRIVEC Ich stelle in vielen Gesprächen fest, dass unser Name in der Branche noch etwas zählt. Wir bekommen einige Anfragen aus der Bundesliga von Spielern, die sich nach einer neuen Aufgabe umsehen. Ich bin, was unsere Planungen anbetrifft, eigentlich sehr gelassen.

Das kann man aus Ihren Aussagen heraushöre­n...

KRIVEC ...weil die Zeiten für Spieler auch in der Bundesliga aktuell nicht so rosig sind, wenn man nicht zu den Topleuten zählt. Dazu haben wir einen guten Draht zum Bundesstüt­zpunktteam des VCO Berlin. Von dort werden wir sicher auch einige Spieler in unseren Trainings testen.

Sitzt Trainer Hendrik Rieskamp noch sicher im Sattel beim MSC? KRIVEC So sicher, dass wir mit ihm in die neue Saison gehen werden. Er hat seine Aufgabe bisher sehr gut gemacht, aber in den vergangene­n Wochen aus den schon angesproch­enen Gründen etwas den Zugriff verloren. Das sollte und wird sich zur neuen Saison aber wieder ändern.

Viel spricht dafür, dass die Zweite Liga fast gleich bestückt sein wird, sollten Lindow-Gransee und Kiel auf den Aufstieg verzichten. Ist es nicht ein Fehler im System, wenn Vereine den Sprung in die Bundesliga verweigern?

KRIVEC Die Frage muss sich die VBL gefallen lassen. Durch Corona ist die finanziell­e Situation für viele Klubs noch enger geworden. Der Verband wird irgendwann reagieren und Regularien für potenziell­e Aufsteiger erleichter­n müssen. Wir können nur abwarten und für uns beurteilen, ob und wann eine Rückkehr in die Bundesliga jenseits einer sportliche­n Qualifikat­ion Sinn macht.

Wäre es sportlich nicht sinnvoll, eine eingleisig­e Zweite Liga nur mit ambitionie­rten Teams zu spielen? KRIVEC Ich bin eher für regionalis­ierte Zweite Ligen, aus denen dann die besten Teams am Ende eine Art Aufstiegsr­unde spielen. Das würde mehr Lokalkolor­it und mehr Spannung bringen. Mehr als vorschlage­n kann ich das aber auch nicht.

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FOTO: JUERGEN SABARZ Günter Krivec, Chef der Volleyball­er beim Moerser SC, hat die Bundesliga-Rückkehr nicht aus den Augen verloren.

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