Rheinische Post - Xanten and Moers
Testpflicht sorgt für leere Geschäfte
Wer in Duisburg shoppen gehen will, muss seit Montag ein tagesaktuelles Schnelltest-Ergebnis vorlegen. Die Stadt macht von einer entsprechenden „Notbremsen“-Ausnahme Gebrauch. Ob das den Händler viel nutzt, scheint fraglich.
„Ist das krass hier“, sagt eine junge Frau, die am Montagmittag mit ihrer Freundin vor einem Bekleidungsgeschäft im Forum steht. Ein Mitarbeiter hat den beiden gerade den Zutritt in den Laden untersagt, dabei hatten sie einen Termin ausgemacht und sogar zwei Schnelltests mitgebracht – allerdings die zum Selbstgebrauch. „Das geht so nicht. Ihr müsst in ein Testzentrum und das da machen“, sagt der Mann.
In der Duisburger City scheinen einige nicht mitbekommen zu haben, dass ein Termin allein nicht mehr zum Shoppen reicht. Immer wieder nähern sich Kunden den Eingängen der Geschäfte, um dann wieder weggeschickt zu werden. Rein schafft es kaum jemand, von der Testpflicht hören einige zum ersten Mal. Viele Läden haben am Morgen nicht einen einzigen Kunden gehabt. Eine Passantin sagt: „Die hätten ein Testzentrum in der Fußgängerzone aufbauen sollen.“Vor einem Geschäft eines großen deutschen Mobilfunkanbieters werden die Kunden kurzerhand draußen auf der Straße beraten.
Was sich am Montag in der Duisburger Innenstadt abspielt, bestätigt die Befürchtungen des Handelsverbands Niederrhein. Grundsätzlich begrüße sie zwar, dass der Handel nicht geschlossen werde, sagt Geschäftsführerin Doris Lewitzky. Auch wenn dafür Schnelltests nötig seien. „Die Frage ist, ob die Kunden kommen.“Lewitzky hätte sich gewünscht, dass das Tübinger Modell auch in Duisburg umgesetzt wird. Dort dürfen die Bürger mit einem aktuellen Schnelltest eben nicht nur Geschäfte besuchen, sondern auch die Außengastronomie ist geöffnet. „Mehr Qualität und mehr Optionen“, verspreche dieser Ansatz. Wenn die Kunden rund um den Einkauf auch einen Kaffee trinken könnten, motiviere das laut Lewitzky deutlich mehr, einen Schnelltest auf sich zu nehmen.
Für einen Einkauf allein ist vielen Duisburgern das Prozedere wohl schlichtweg zu mühsam geworden. Zunächst müssen sie für jedes einzelne Geschäft einen Termin vereinbaren und dann auch noch jeweils zum richtigen Zeitpunkt einen aktuell gültigen Schnelltest-Nachweis vorlegen können. Immerhin: Die Testtermine sind recht kurzfristig zu bekommen. Das zeigt am Montag ein Blick in das Buchungsportal unter www.du-testet.de. Dort ließen sich noch quer durch die Stadt tagesaktuelle Termine in einem der elf Schnelltestzentren vereinbaren. Auch an einigen wenigen Apotheken waren Zeitfenster freigeschaltet.
Die Stadt ist noch nicht an ihrer Kapazitätsgrenze angelangt, wie eine Sprecherin auf Anfrage unserer Redaktion bestätigt. 750 Termine werden demnach in den elf städtischen Zentren derzeit pro Tag angeboten, die Auslastung liege lediglich bei „30 bis 50 Prozent“. Dabei seien auch regionale Unterschiede erkennbar. Im Süden und in Wedau ist die Nachfrage laut Stadt besonders hoch, auch auf dem Glückaufplatz in Rheinhausen werde vergleichsweise viel getestet.
Es wäre also durchaus möglich, sich relativ spontan für den Einkauf freitesten zu lassen. Wenn es die Bürger denn wollten. „Wir müssen abwarten, wie sich die Kunden dazu stellen“, sagt Lewitzky. Vielleicht bestätigen sich die ersten Eindrücke am Montag ja nicht und das Interesse am Termin-Shopping nimmt in den kommenden Tagen noch merklich zu. Vielleicht spielt das aber auch bald gar keine Rolle mehr.
Denn für die Händler bleibt auch noch die Angst, dass nicht einmal die stark eingeschränkten Öffnungsmöglichkeiten von Dauer sind. „Die haben die Sorge, dass es in drei Tagen wieder was Neues gibt“, sagt Lewitzky. Eine wirkliche Planung sei so gar nicht mehr möglich. „Wahnsinn“nennt sie die dauernden Änderungen. Auch Lewitzky hat die aktuelle Kritik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an „Notbremsen“-Ausnahmen wie in Duisburg vernommen. Der nächste schärfere Lockdown könnte somit schneller kommen, als es den Händlern lieb ist.