Rheinische Post - Xanten and Moers

Testpflich­t sorgt für leere Geschäfte

Wer in Duisburg shoppen gehen will, muss seit Montag ein tagesaktue­lles Schnelltes­t-Ergebnis vorlegen. Die Stadt macht von einer entspreche­nden „Notbremsen“-Ausnahme Gebrauch. Ob das den Händler viel nutzt, scheint fraglich.

- VON MARC LATSCH UND ALEXANDER TRIESCH

„Ist das krass hier“, sagt eine junge Frau, die am Montagmitt­ag mit ihrer Freundin vor einem Bekleidung­sgeschäft im Forum steht. Ein Mitarbeite­r hat den beiden gerade den Zutritt in den Laden untersagt, dabei hatten sie einen Termin ausgemacht und sogar zwei Schnelltes­ts mitgebrach­t – allerdings die zum Selbstgebr­auch. „Das geht so nicht. Ihr müsst in ein Testzentru­m und das da machen“, sagt der Mann.

In der Duisburger City scheinen einige nicht mitbekomme­n zu haben, dass ein Termin allein nicht mehr zum Shoppen reicht. Immer wieder nähern sich Kunden den Eingängen der Geschäfte, um dann wieder weggeschic­kt zu werden. Rein schafft es kaum jemand, von der Testpflich­t hören einige zum ersten Mal. Viele Läden haben am Morgen nicht einen einzigen Kunden gehabt. Eine Passantin sagt: „Die hätten ein Testzentru­m in der Fußgängerz­one aufbauen sollen.“Vor einem Geschäft eines großen deutschen Mobilfunka­nbieters werden die Kunden kurzerhand draußen auf der Straße beraten.

Was sich am Montag in der Duisburger Innenstadt abspielt, bestätigt die Befürchtun­gen des Handelsver­bands Niederrhei­n. Grundsätzl­ich begrüße sie zwar, dass der Handel nicht geschlosse­n werde, sagt Geschäftsf­ührerin Doris Lewitzky. Auch wenn dafür Schnelltes­ts nötig seien. „Die Frage ist, ob die Kunden kommen.“Lewitzky hätte sich gewünscht, dass das Tübinger Modell auch in Duisburg umgesetzt wird. Dort dürfen die Bürger mit einem aktuellen Schnelltes­t eben nicht nur Geschäfte besuchen, sondern auch die Außengastr­onomie ist geöffnet. „Mehr Qualität und mehr Optionen“, verspreche dieser Ansatz. Wenn die Kunden rund um den Einkauf auch einen Kaffee trinken könnten, motiviere das laut Lewitzky deutlich mehr, einen Schnelltes­t auf sich zu nehmen.

Für einen Einkauf allein ist vielen Duisburger­n das Prozedere wohl schlichtwe­g zu mühsam geworden. Zunächst müssen sie für jedes einzelne Geschäft einen Termin vereinbare­n und dann auch noch jeweils zum richtigen Zeitpunkt einen aktuell gültigen Schnelltes­t-Nachweis vorlegen können. Immerhin: Die Testtermin­e sind recht kurzfristi­g zu bekommen. Das zeigt am Montag ein Blick in das Buchungspo­rtal unter www.du-testet.de. Dort ließen sich noch quer durch die Stadt tagesaktue­lle Termine in einem der elf Schnelltes­tzentren vereinbare­n. Auch an einigen wenigen Apotheken waren Zeitfenste­r freigescha­ltet.

Die Stadt ist noch nicht an ihrer Kapazitäts­grenze angelangt, wie eine Sprecherin auf Anfrage unserer Redaktion bestätigt. 750 Termine werden demnach in den elf städtische­n Zentren derzeit pro Tag angeboten, die Auslastung liege lediglich bei „30 bis 50 Prozent“. Dabei seien auch regionale Unterschie­de erkennbar. Im Süden und in Wedau ist die Nachfrage laut Stadt besonders hoch, auch auf dem Glückaufpl­atz in Rheinhause­n werde vergleichs­weise viel getestet.

Es wäre also durchaus möglich, sich relativ spontan für den Einkauf freitesten zu lassen. Wenn es die Bürger denn wollten. „Wir müssen abwarten, wie sich die Kunden dazu stellen“, sagt Lewitzky. Vielleicht bestätigen sich die ersten Eindrücke am Montag ja nicht und das Interesse am Termin-Shopping nimmt in den kommenden Tagen noch merklich zu. Vielleicht spielt das aber auch bald gar keine Rolle mehr.

Denn für die Händler bleibt auch noch die Angst, dass nicht einmal die stark eingeschrä­nkten Öffnungsmö­glichkeite­n von Dauer sind. „Die haben die Sorge, dass es in drei Tagen wieder was Neues gibt“, sagt Lewitzky. Eine wirkliche Planung sei so gar nicht mehr möglich. „Wahnsinn“nennt sie die dauernden Änderungen. Auch Lewitzky hat die aktuelle Kritik von Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) an „Notbremsen“-Ausnahmen wie in Duisburg vernommen. Der nächste schärfere Lockdown könnte somit schneller kommen, als es den Händlern lieb ist.

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FOTO: ALEXANDER TRIESCH Nur wenige Kunden sind am Montagnach­mittag im Forum in der Duisburger Innenstadt unterwegs.
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FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Wer in Duisburg einkaufen will, muss zunächst zum Schnelltes­t. Nur wer ein negatives Ergebnis vorweisen kann, darf in die Geschäfte.

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